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Italienische Küstenwache vor Lampedusa © Valeria Ferraro/AFP

Mittelmeer

Zwei Boote kentern vor Lampedusa: 27 Tote, viele Vermisste

Erneut ereignet sich vor der sizilianischen Insel ein tödliches Unglück: Ersten Berichten zufolge kommen 27 Menschen ums Leben. Dutzende werden gerettet, weitere gelten noch als vermisst. Politiker zeigen sich betroffen, Menschenrechtler kritisieren Politik.

Donnerstag, 14.08.2025, 12:58 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 14.08.2025, 13:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei einem Bootsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. 60 Personen konnten gerettet werden, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Die Bilanz sei noch vorläufig. Weitere Menschen würden vermisst, schrieb Filippo Ungaro, Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), auf der Plattform X. Die Boote waren auf dem Weg nach Europa.

„Die endlose Zahl der Kinder, die bei dem Versuch, Europa zu erreichen, ums Leben gekommen sind, ist unerträglich“, schrieb Save the Children auf X. Mehrere Hilfsorganisationen, darunter Sea-Watch, haben die italienische Regierung nach dem Vorfall scharf kritisiert.

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Wie die Küstenwache unter Berufung auf Überlebende mitteilte, waren zwei Boote in den frühen Morgenstunden aus der libyschen Hauptstadt Tripolis gestartet. Eines begann zu sinken, woraufhin die Insassen auf das andere Boot überstiegen, das sich dann ebenfalls überschlug. Ein Hubschrauber der Finanzpolizei entdeckte das Unglück rund 14 Seemeilen südlich von Lampedusa. Nach Angaben des Italienischen Roten Kreuzes überlebten 56 Männer und vier Frauen. Sie seien erschöpft, ihr Zustand aber stabil.

Hunderte Tote im laufenden Jahr

Wie die Küstenwache mitteilte, dauern die Such- und Rettungsmaßnahmen an. Im Einsatz sind fünf Schiffe der Küstenwache, der Finanzpolizei und der EU-Grenzschutzagentur Frontex sowie Hubschrauber und Flugzeuge.

Tausende Menschen wagen jedes Jahr die Überfahrt über das Mittelmeer, meist von Libyen oder Tunesien aus. Immer wieder kommt es zu schweren Unglücken. Laut Ungaro wurden in diesem Jahr bereits 675 Todesfälle in der zentralen Mittelmeerregion registriert.

Meloni: Kampf gegen Menschenhändler

Italiens Innenminister Matteo Piantedosi sprach auf X von einem dramatischen Ereignis, das erneut zeige, „wie dringend es ist, gefährliche Seereisen bereits in den Abfahrtsgebieten zu verhindern und den skrupellosen Menschenhandel, der dieses Phänomen nährt, unerbittlich zu bekämpfen“.

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äußerte tiefe Trauer über die Opfer und „Mitgefühl für diejenigen, die ihr Leben verloren haben“. Man sei mit dem „unmenschlichen Zynismus konfrontiert, mit dem Menschenhändler diese gefährlichen Reisen organisieren“. Zugleich unterstrich sie eine harte Linie gegen Schleuserbanden.

Menschenrechtler kritisieren EU-Politik

Menschenrechtler indes werfen der Europäischen Union und seinen Mitgliedstaaten vor, verzweifelte Menschen in die Hände von Schleppern und Schleusern zu treiben. Mangels Fluchtwege bliebe Geflüchteten oft nichts anderes übrig, als lebensgefährliche Fluchtrouten einzuschlagen und ihr Schicksal an skrupellose Menschenhändler anzuvertrauen. Dafür zahlten sie horrende Summen.

Es liege an der EU, das Geschäft von Schleusern und Schleppern zu zerschlagen und diesem Treiben ein Ende zu setzen durch Schaffung von offiziellen Fluchtwegen. So lange das nicht geschehe, seien Beileidsbekundungen von Politikern nichts als leere Phrasen. (dpa/mig) Aktuell Ausland

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