
Fast Lane erweitert
Bayerns Sozialministerin: „Ohne Fachkräfte aus dem Ausland geht es nicht mehr.“
Bayern hat seit zwei Jahren beschleunigte Anerkennungsverfahren für Pflegepersonal aus dem Ausland. Jetzt wird das System auf andere Berufe erweitert. Aus der Wirtschaft und den Gewerkschaften kommt Zustimmung. Der Zuwachs kommt ganz überwiegend aus Drittstaaten.
Mittwoch, 09.07.2025, 13:04 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 09.07.2025, 13:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Bayern will mit einer generellen Fast Lane für viele Berufe die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse deutlich beschleunigen. Eine zwei Jahre dauernde Testphase nur für Pflegeberufe sei vielversprechend verlaufen – die Verfahren seien um 50 Prozent beschleunigt worden, obwohl die Zahl der Anträge um 33 Prozent nach oben gegangen sei, sagte Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) nach einer Sitzung des Kabinetts in München. Die Grünen bezeichneten den Schritt als „überfällig“.
Nach den Pflegeberufen sollen nun auch andere Gesundheitsberufe, darunter etwa Physiotherapeuten, Ärzte und Zahnärzte, aber auch Fahrlehrer nach den beschleunigten Verfahren abgewickelt werden. Das Prinzip laute: „Ein Beruf, eine Anerkennungsstelle.“ Bayern brauche dringend Fachkräfte. Ein Zuwachs komme derzeit nur aus Drittstaaten. „Wir wissen sehr genau, dass es ohne Fachkräfte aus dem Ausland nicht mehr geht“, sagte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU).
Kammern mit eigenen Systemen
Bei der Fast Lane für Pflegeberufe seien seit 2023 rund 10.000 Anträge von Bewerbern vom Landesamt für Pflege bearbeitet worden. In 1.000 Fällen sei eine Anerkennung erteilt worden. Die große Zahl der bisher nicht anerkannten Bewerbungen erkläre sich durch unvollständig abgegebene Unterlagen, die noch nachgereicht werden müssten. Das Landesamt arbeite eng mit der Zentralen Stelle für Einwanderung von Fachkräften (ZSEF) zusammen, die für die Einreiseformalitäten zuständig ist. Diese ist bei der Regierung von Mittelfranken angesiedelt.
Die bayerische Fast Lane betrifft vor allem jene Berufe mit einer staatlichen Anerkennung auf Landesebene, vor allem im Gesundheitsbereich. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) haben ihre Anerkennungsverfahren für Ausländer bereits bundesweit zentralisiert. Die Handwerkskammern haben dies über ein Leitkammer-System bewerkstelligt. Einzelne Kammern nehmen sich Bewerbern aus bestimmten Ländern an – die Handwerkskammer für München und Oberbayern ist etwa für Bewerber aus Kroatien, Slowenien, Syrien und der Türkei zuständig.
Zustimmung aus Wirtschaft und Gewerkschaft
Aus der Wirtschaft kam Zustimmung. „Trotz der nach wie vor schwierigen Lage am Arbeitsmarkt bleiben die Herausforderungen der Arbeitskräfte und Fachkräftesicherung bestehen – die demografische Entwicklung ist hier ausschlaggebend“, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund zeigte sich zufrieden. „Die Fast Lane kann helfen, Verfahren effizienter zu gestalten und Fachkräften aus dem Ausland schneller den Weg in den bayerischen Arbeitsmarkt zu ebnen“, sagte der Vorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl. Zuwanderung ersetze aber nicht die Notwendigkeit, auch in Deutschland alle Menschen in Arbeit und Ausbildung zu bringen. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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