
Herausforderung
Akademisches Schreiben auf Deutsch
Nicht-Muttersprachler stehen beim wissenschaftlichen Schreiben nicht selten vor sprachlichen Hürden. Fehlende Sprachkenntnisse müssen einer guten akademischen Arbeit aber nicht im Weg stehen. Tipps, Strategien und professionelle Hilfe im Überblick.
Dienstag, 17.06.2025, 0:31 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.06.2025, 8:43 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Die deutsche Sprache gilt als eine der komplexesten Sprachen Europas. Ihre grammatikalischen Strukturen, der reiche Wortschatz und die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten machen sie besonders für Lernende anspruchsvoll. Wer Deutsch als Zweitsprache lernt, kämpft oft mit der Stellung von Verben, der Deklination von Nomen und der richtigen Anwendung von Artikeln. Auch zusammengesetzte Substantive wie „Wissenschaftsorientierung“ oder „Textverarbeitungsprogramm“ sind für viele Nicht-Muttersprachler ungewohnt und schwer zu handhaben. Im wissenschaftlichen Kontext potenziert sich diese Schwierigkeit, da hier nicht nur sprachliche Korrektheit, sondern auch Präzision und Fachvokabular gefordert sind.
Wissenschaftlicher Stil und formale Anforderungen
Neben den grammatikalischen Hürden stellt der wissenschaftliche Stil eine zusätzliche Barriere dar. Akademische Texte erfordern eine sachliche, objektive und strukturierte Ausdrucksweise. Subjektive Formulierungen oder umgangssprachliche Wendungen gelten als unpassend. Nicht nur internationalen Studierenden ist dieser Stil gewöhnungsbedürftig. Die deutsche Wissenschaftssprache verlangt zudem eine präzise Wortwahl und den bewussten Einsatz von Konnektoren, um logische Zusammenhänge deutlich zu machen. Auch die korrekte Zitierweise und das Einhalten formaler Vorgaben wie Zeilenabstand, Schriftgröße oder Gliederung können zusätzliche Stolpersteine darstellen, wenn man nicht mit lateinischen Schriftzeichen großgeworden ist.
Unterschiede zum Bildungssystem des Heimatlandes
Ein weiterer Faktor, der die sprachlichen Herausforderungen verstärkt, sind Unterschiede im Bildungssystem. In manchen Ländern liegt der Schwerpunkt auf auswendig gelerntem Wissen, während im deutschen Hochschulkontext analytisches Denken, eigene Positionen und kritisches Hinterfragen gefragt sind. Das bedeutet, dass Studierende nicht nur sprachlich korrekt schreiben, sondern auch argumentieren, strukturieren und begründen müssen. Für internationale Studierende ist es oft ungewohnt, eigene Thesen zu formulieren oder Literatur kritisch zu hinterfragen – und das alles in einer Fremdsprache.
Typische Fehlerquellen und ihre Folgen
Grammatik, Satzstruktur und Wortwahl
Eine der häufigsten Fehlerquellen liegt in der Grammatik. Falsche Verbformen, unpassende Kasus oder Probleme mit der Satzstellung sind typische Beispiele. Die deutsche Sprache erlaubt lange und verschachtelte Sätze, die jedoch eine korrekte Strukturierung verlangen. Fehler in der Wortwahl entstehen häufig durch direkte Übersetzungen aus der Muttersprache, die im Deutschen keinen Sinn ergeben oder unüblich klingen. Diese sprachlichen Ungenauigkeiten können nicht nur den Lesefluss stören, sondern auch zu Missverständnissen führen und die Bewertung der Arbeit negativ beeinflussen.
Schwierigkeiten beim Zitieren und Paraphrasieren
Richtiges Zitieren gehört zu den zentralen Anforderungen einer wissenschaftlichen Arbeit. Für Nicht-Muttersprachler ist es oft schwierig zu erkennen, wann ein direktes Zitat notwendig ist und wann eine sinngemäße Wiedergabe ausreicht. Hinzu kommt, dass das Paraphrasieren in einer fremden Sprache eine besonders anspruchsvolle Aufgabe ist, da man die Aussage nicht nur verstehen, sondern auch mit eigenen Worten korrekt wiedergeben muss. Fehler in diesem Bereich können nicht nur den wissenschaftlichen Anspruch der Arbeit gefährden, sondern auch unbeabsichtigte Plagiate zur Folge haben.
Missverständnisse bei Aufgabenstellungen
Ein unterschätzter Aspekt ist das vollständige Verständnis der Aufgabenstellung. Wenn Studierende die genaue Fragestellung oder Zielsetzung der Arbeit nicht richtig erfassen, weil sie sprachlich unklar bleibt, kann das gesamte Ergebnis in eine falsche Richtung laufen. Missverständnisse entstehen oft bei abstrakten Begriffen wie „Diskursanalyse“, „Hermeneutik“ oder „empirische Validität“, die selbst für Muttersprachler erklärungsbedürftig sind. Internationale Studierende fühlen sich dadurch häufig verunsichert und wissen nicht, wie sie die Anforderungen richtig umsetzen sollen.
Strategien zur Verbesserung des Schreibprozesses
Sprachkurse und Schreibzentren der Universitäten
Viele Hochschulen bieten speziell für internationale Studierende Sprachkurse an, die auf akademisches Schreiben ausgerichtet sind. Diese Kurse vermitteln nicht nur Grammatikkenntnisse, sondern auch den wissenschaftlichen Schreibstil, typische Textsorten und formale Vorgaben. Darüber hinaus gibt es an vielen Universitäten Schreibzentren, in denen Studierende individuell beraten und bei konkreten Schreibproblemen unterstützt werden. Diese Angebote sollten frühzeitig genutzt werden, um langfristig Sicherheit im Umgang mit wissenschaftlichen Texten zu gewinnen.
Nutzung digitaler Tools und Ressourcen
Digitale Hilfsmittel können eine große Unterstützung beim Schreiben auf Deutsch sein. Online-Wörterbücher wie PONS oder Linguee helfen bei der Wortwahl, während Programme wie Grammarly oder Duden Mentor grammatikalische Fehler erkennen. Spezialisierte Software wie Citavi oder Zotero erleichtert das korrekte Zitieren und Literaturverwalten. Auch Lernplattformen wie Moodle bieten Zugang zu Materialien, Vorlagen und Tutorials, die beim wissenschaftlichen Schreiben unterstützen. Wichtig ist jedoch, diese Tools als Ergänzung zu verstehen – sie ersetzen nicht das aktive Lernen der Sprache.
Austausch mit Tutor:innen und Kommiliton:innen
Der persönliche Austausch spielt eine zentrale Rolle beim Spracherwerb. Tutorien, Lerngruppen oder Gespräche mit Kommiliton:innen helfen nicht nur beim besseren Verständnis von Inhalten, sondern bieten auch die Möglichkeit, sprachlich dazuzulernen. Viele Tutor:innen bieten gezielte Unterstützung beim wissenschaftlichen Schreiben an, lesen Entwürfe gegen oder erklären unklare Formulierungen. Auch Feedback von Muttersprachler:innen kann wertvolle Hinweise geben, wie der eigene Text verbessert werden kann.
Wenn die Belastung zu groß wird: professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Gerade in stressigen Prüfungsphasen kann es hilfreich sein, sich professionelle Unterstützung zu holen – zum Beispiel durch eine professionelle Korrekturlesung. Doch Vorsicht: Die Idee, beispielsweise eine Bachelorarbeit schreiben lassen, könnte schwerwiegende Folgen haben. Wer neu im Land ist und sich nicht gut auskennt, sollte genau hingucken und gut überlegen.
Vorteile der Zusammenarbeit mit akademischen Experten
Allerdings kann die Zusammenarbeit mit erfahrenen Experten eine sinnvolle Lösung sein, wenn die sprachlichen Anforderungen überfordern. Professionelle Autor:innen beherrschen nicht nur die deutsche Sprache auf hohem Niveau, sondern kennen auch die akademischen Standards. Sie können beim Aufbau der Arbeit helfen, Tipps bei der Argumentation geben und beim wissenschaftlichen Stil unterstützen. Viele Agenturen bieten solche Teilleistungen an, etwa Hilfe bei der Gliederung, Korrekturlesen oder das richtigen Erstellen eines Literaturverzeichnisses, das aufgrund zahlreicher formeller Vorschriften zu einer Stolperfalle werden kann. So kann die Zusammenarbeit individuell gestaltet werden, ohne den eigenen Lernprozess oder die eigene geistige Leistung zu vernachlässigen.
Worauf man bei der Auswahl eines Dienstleisters achten sollte
Wer eine professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen möchte, sollte allerdings auf Seriosität und Qualität achten. Eine transparente Preisgestaltung, Kommunikation und die Möglichkeit zur Mitgestaltung sind wichtige Kriterien. Es empfiehlt sich, Referenzen einzuholen und auf reale Kundenbewertungen zu achten. Eine vertrauenswürdige Agentur informiert offen über ihre Arbeitsweise und bietet eine individuelle Betreuung statt pauschaler Lösungen.
Fazit: Herausforderungen anerkennen, lösungsorientiert handeln
Das wissenschaftliche Schreiben auf Deutsch ist für Nicht-Muttersprachler zweifellos eine Herausforderung – aber keine unüberwindbare. Wer sich aktiv mit der Sprache auseinandersetzt, vorhandene Unterstützungsangebote nutzt und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, kann auch komplexe Arbeiten erfolgreich meistern. Entscheidend ist, die eigenen Schwierigkeiten nicht als Schwäche zu betrachten, sondern als Teil eines Lernprozesses. Mit der richtigen Strategie, Ausdauer und zielgerichteter Unterstützung im erlaubten Rahmen kann der Weg zu einer überzeugenden Bachelorarbeit gelingen – damit Sprachbarrieren geistige Leistungen nicht abbremsen. (bg) Panorama
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