
OECD-Studie
Aufstieg im Arbeitsmarkt für Zugewanderte besonders schwer
Schnell in Arbeit – egal wie? Der OECD-Migrationsausblick 2025 widerspricht dieser politischen Parole. In Deutschland kann gerade der „schnelle“ Einstieg in schlecht bezahlte Jobs zum Klebeeffekt werden. Wer so startet, trägt ein wachsendes Armutsrisiko – bis ins Alter.
Donnerstag, 18.12.2025, 10:55 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.12.2025, 14:46 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Deutschland ist der Einkommensnachteil für Einwanderer im internationalen Vergleich relativ hoch. Das geht aus dem OECD-Migrationsausblick 2025 hervor, der die Rolle der Unternehmen für die Chancen auf gutes Einkommen von Eingewanderten in 15 OECD-Ländern untersucht. Darunter sind auch Frankreich, Spanien, Italien und die Niederlande.
Dem Bericht zufolge liegt die Lohnlücke zwischen Zugewanderten und der inländischen Bevölkerung bei Eintritt in den Arbeitsmarkt bei 43 Prozent. Zum Vergleich: Im OECD-Schnitt lag sie bei 34 Prozent. Auch arbeiten Eingewanderte in Deutschland länger in schlecht bezahlten Jobs als in anderen OECD-Ländern. Nach fünf Jahren verringert sich die Lohnlücke in Deutschland auf 31 Prozent, im OECD-Schnitt sind es 28 Prozent.
Betrachtet wurde ein Zeitraum von 2000 bis 2019. Zu zwei Dritteln sei die Lücke darauf zurückzuführen, dass Zugewanderte in Sektoren und Unternehmen tätig sind, in denen weniger verdient wird.
Flucht statt Arbeitsmigration
Ein Grund dafür sei, dass die Migrationsbewegung in den Jahren zwischen 2000 und 2015, die in der Studie beleuchtet werden, vor allem von Fluchtzuwanderung und Familiennachzug geprägt gewesen seien. Migrationsbewegungen, die eben nicht „die Integration in Arbeit als Ziel haben und die auch unabhängig davon erfolgen“, erklärte die Fachkräfteexpertin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Gunilla Fincke. Das mache für die Arbeitsmarktintegration einen großen Unterschied.
„Der erste Job kann einen sogenannten Klebeeffekt haben“, sagte Migrationsforscherin Yuliya Kosyakova vom IAB. Wer nach seiner Ankunft in prekären, schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen lande, für den sei der Aufstieg in besser bezahlte Jobs, in denen sich Weiterbildungsmöglichkeiten böten, kaum möglich.
Zuwanderung funktioniert nicht wie ein Hahn – auf- und zudrehen
Auch sei es „für manche Geflüchtete schwierig, die Motivation über so lange Zeit aufrechtzuerhalten“, wenn die Perspektiven im Arbeitsmarkt so vage blieben, berichtete Finke. Wer die Folgen der Überalterung für die Wirtschaft durch Arbeitskräftezuwanderung abfangen wolle, dessen Botschaft müsse in sich stimmig sein, sagte Finke. Arbeitskräftezuwanderung funktioniere nicht wie ein Hahn, den man auf- und zudrehen könne, sondern sei eine langfristige Investition.
Damit stellen die Studienergebnisse eine in der Politik oft wiederholte Annahme infrage: Hauptsache, Zugewanderte kommen möglichst schnell „irgendwie“ in Arbeit und finden den Einstieg in die Arbeitswelt. Die OECD-Daten hingegen zeigen, dass ein überhasteter Einstieg in eine Sackgasse führt. Langfristig steigt das Risiko, für prekäre Renten und Armut im Alter.
38 Staaten sind Mitglieder der OECD, darunter die Industriestaaten Europas, Nordamerikas, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. (dpa/mig) Aktuell Wirtschaft
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