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Blumen und Kerzen nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg © Jens Schlueter/AFP

Magdeburg

Migranten: „Wir sind Teil dieser verletzten Gesellschaft“

Nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt berichten Menschen mit Migrationsgeschichte von mehr rassistischen Übergriffen und Angst. Viele hätten Sachsen-Anhalt bereits verlassen.

Mittwoch, 26.11.2025, 14:42 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 26.11.2025, 14:42 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Migrantenorganisationen in Sachsen-Anhalt haben knapp ein Jahr nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt gefordert sowie eine konsequente Bekämpfung rassistischer Gewalt. Der Anschlag habe nicht nur die Opfer vor Ort betroffen, sondern eine viel weitergehende Verletzbarkeit und Wunden in Magdeburg hinterlassen, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin des Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa), Mika Kaiyama.

„Wir sind Teil dieser verletzten Gesellschaft, einer verwundeten demokratischen Gesellschaft.“ Es habe eine Welle rassistischer Gewalt gegeben. Nach dem Anschlag habe Lamsa angesichts der Gewaltwelle gegen Menschen mit Migrationsgeschichte zahlreiche Maßnahmen umgesetzt: eine Hotline wurde eingerichtet, sichere Orte als Anlaufpunkte eingerichtet und Beratungen aufgenommen.

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Rassismus und Angst

Vertrauen müsse wachsen und nicht die Angst, sagte Kaiyama weiter. Die Zahl der Beratungsfälle der Lamsa-Beratungsstelle „Entknoten“ gegen Alltagsrassismus liege in diesem Jahr schon über 80, in den Vorjahren seien es 50 bis 60 gewesen.

Elena Herrmann, Unternehmerin und Lamsa-Vorstand, wies darauf hin, dass sich viele Menschen so unsicher fühlen, dass sie das Land verlassen wollen oder es schon getan haben. „Das raubt uns die wirtschaftlichen Chancen“, so Herrmann. Unternehmer suchten händeringend nach Fachkräften.

Nicht geduldet, sondern gleichberechtigt

Der Vorstandsvorsitzende des Syrisch-Deutschen Kulturvereins Magdeburg, Saaeid Saaeid, betonte, die Menschen mit Migrationsgeschichte seien nicht geduldete Gäste, sondern gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger, die hier studieren, arbeiten und Kinder großziehen.

Nach dem Anschlag, bei dem Taleb al-Abdulmohsen aus Saudi-Arabien sechs Menschen tötete und mehr als 300 verletzte, seien Menschen mit Migrationshintergrund körperlich angegriffen worden, es seien Hakenkreuze an ihre Wohnungstüren geschmiert, Bedrohungsbriefe und Hassnachrichten verschickt worden. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft

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