Kinder, Armut, Afrika, Hunger, Bildung
Armut (Symbolfoto) © kristi611 @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Welthunger-Index 2025

UN-Ziel zu Hungerbekämpfung droht in 56 Ländern zu scheitern

Der Kampf gegen den weltweiten Hunger stagniert: Seit fast zehn Jahren gibt es laut aktuellem „Welthunger-Index“ nur marginale Fortschritte. In 27 Ländern stiegen die Werte gar – die Ursache sieht die Welthungerhilfe bei zwei Faktoren. Bundespräsident Steinmeier mahnt.

Montag, 13.10.2025, 11:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 11.10.2025, 14:19 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Seit zehn Jahren hat es im weltweiten Kampf gegen Hunger laut der Deutschen Welthungerhilfe nur wenige Fortschritte gegeben. Aktuell habe der sogenannte „Welthunger-Index“ (WHI) einen Durchschnittswert von 18,3 (mäßig). Das sei nur 0,7 Punkte weniger als im Referenzjahr 2016, teilte die Organisation bei der Vorstellung ihres Jahresberichts am Donnerstag in Berlin mit. Das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 den Hunger auf der Welt zu besiegen, würde bei unverändertem Tempo in 56 Ländern scheitern.

Insgesamt leiden laut Welthungerhilfe derzeit 673 Millionen Menschen an Hunger, was acht Prozent der Weltbevölkerung entspreche. Vor 20 Jahren, im Jahr 2005, lag die Zahl bei 788 Millionen Menschen. Zudem sei für 2,6 Milliarden Menschen eine gesunde Ernährung unerschwinglich.

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Die Zahl der Menschen in akuter Hungersnot habe sich 2024 gegenüber dem Vorjahr auf etwa zwei Millionen verdoppelt. Gewaltsame Konflikte sind demnach die häufigste Ursache dafür, sie hätten im vergangenen Jahr 20 Ernährungskrisen ausgelöst und fast 140 Millionen Menschen getroffen. Die Welthungerhilfe verwies insbesondere auf die Situationen im Gaza-Streifen und im Sudan. Dort bedrohten massive Zerstörungen die Ernährungssicherung dauerhaft. Ein zweiter Faktor sei der menschengemachte Klimawandel.

Lage massiv verschlechtert

In 27 Ländern ist demnach der Index-Wert seit 2016 gestiegen, das heißt, die dortige Lage hat sich verschlechtert. Darunter sind zehn Länder südlich der Sahara. Den höchsten und damit schlechtesten Wert hat Somalia mit 42,6 (sehr ernst). Für insgesamt sieben Länder lag das Hungerniveau auf der Skala bei „sehr ernst“. In 35 weiteren Staaten sei die Lage „ernst“, in 36 „mäßig“. 52 Länder erreichten einen „niedrigen“ Hungerwert.

Erfolge seien dennoch zu verzeichnen, hieß es. Zwischen 2000 und 2025 sank der durchschnittliche WHI-Wert in den Subsahara-Staaten von 40,8 (sehr ernst) auf 24,9 (ernst). Allerdings habe sich der Hungerwert seit 2016 nur um knapp drei Punkte verringert. Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Matthias Mogge, zeigte sich dennoch optimistisch: „Eine Welt ohne Hunger bleibt möglich.“


Für den Bericht wurden 136 Länder berücksichtigt, aufgrund unvollständiger Daten konnten für 13 Länder keine WHI-Werte ermittelt werden. Die palästinensischen Gebiete etwa könnten aufgrund der schwierigen Datenlage nicht genau klassifiziert werden. Mogge ging auch auf die Ankündigung eines Waffenstillstands in Gaza ein. Die Welthungerhilfe könnte ab sofort Hilfen liefern, die etwa in Jordanien stehen. „Wir sind ready to go“, sagte Mogge.

Steinmeier: Dürfen im Kampf gegen Hunger nicht scheitern

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft dazu auf, im Kampf gegen den Hunger weltweit nicht nachzulassen. Bis 2030 solle das Ziel einer Welt ohne Hunger erreicht sein, „und wir dürfen auf dem Weg dorthin nicht scheitern – trotz aller Rückschläge, die es leider gibt“, sagte Steinmeier in einer Fernsehansprache zur Woche der Welthungerhilfe.

„Heute leiden mehr als 700 Millionen Männer, Frauen und Kinder Hunger. Das ist fast jeder zehnte Mensch auf unserem Planeten“, sagte der Bundespräsident laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Sie hungerten, weil es Kriege und Konflikte in vielen Teilen der Welt unmöglich machten, Lebensmittel anzubauen und zu verteilen. Zudem litten viele Menschen unter den Folgen der Klimaerwärmung, der Verschwendung von Nahrungsmitteln und einem unfairen Handel auf dem Weltmarkt.

Für die Berechnung des Index werden den Angaben zufolge vier Werte herangezogen: Unterernährung, Wachstumsverzögerung und Auszehrung bei Kindern sowie Kindersterblichkeit. Konkret würden Länder berücksichtigt, in denen die Unterernährungsrate mindestens fünf Prozent und/oder die Kindersterblichkeitsrate in einem beliebigen Jahr seit 2000 mindestens ein Prozent betrug. Länder wie Deutschland werden nicht analysiert, da das Hungerniveau dort „sehr niedrig“ sei. Verglichen wird mit den drei Referenzjahren 2000, 2008 und 2016. (epd/mig) Aktuell Panorama

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