
Berliner Jahresbericht
Rassistische Angriffe im Wohnumfeld nehmen zu
Immer häufiger eskalieren Nachbarschaftskonflikte in Berlin zu rassistisch motivierten Bedrohungen und Angriffen. Die Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt zählt 2024 nicht nur mehr, sondern auch gewaltsamere Fälle.
Montag, 22.09.2025, 11:01 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.09.2025, 11:01 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Rassismus im Wohnumfeld nimmt zu und gewinnt an Schärfe. Die Berliner Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt „Fair mieten – Fair wohnen“ warnt vor einer neuen Dimension rassistischer Gewalt. „Nachbarschaftskonflikte nehmen neue Eskalationsstufe an“, teilt die Fachstelle mit. Im jüngsten Dokumentationsbericht für 2024 zählt die Fachstelle 187 Fälle von Diskriminierung bei der Wohnungssuche und im Mietverhältnis. Das sind nicht nur mehr als zuvor, die Vorfälle seien auch schwerwiegender.
Die dokumentierten Vorfälle reichten von Bedrohungen über Sachbeschädigungen bis hin zu körperlichen Angriffen. Alarmierend sei, dass rassistische Belästigungen und Bedrohungen in einigen Fällen mit rechtsextremen Symbolen und „mit Bezügen zu einer bestimmten Partei“ einhergingen. Das weise auf eine neue Eskalationsstufe hin.
Der Schwerpunkt der gemeldeten Fälle lag wie in den Jahren zuvor auch bei Konflikten innerhalb bestehender Mietverhältnisse. Rund 76 Prozent der Ratsuchenden gaben an, von rassistischer Diskriminierung betroffen zu sein. Fast 40 Prozent erlebten Mehrfachdiskriminierungen, etwa aufgrund von Geschlecht, Familienstand oder sozialem Status.
Oft genügt ein nicht-deutsch klingender Name
In einem Fall habe ein Bewohner nichtdeutscher Herkunft aus dem arabischen Raum Zettel im Hausflur, an seiner Wohnungstür und im Briefkasten mit volksverhetzenden Aussagen und Symbolen gefunden. Die Polizei habe nicht helfen können, weil der Verursacher nicht zweifelsfrei identifiziert werden konnte. Das Wohnungsunternehmen habe schließlich reagiert, mit einer Ansage per Aushang.
Betroffene berichten der Vorlage zufolge von anhaltenden Störungen, Beleidigungen und gezielten Einschüchterungen. Oft genüge ein nicht-deutsch klingender Name, um zum Ziel von Anfeindungen zu werden. Besonders häufig betroffen seien Frauen und Familien mit mehreren Kindern.
Diskriminierung auch bei der Wohnungsvergabe
Rassistische Diskriminierung zeige sich auch bei der Wohnungsvergabe. Manche Wohnungsunternehmen setzten inzwischen auf (teil-)automatisierte oder anonymisierte Bewerbungsverfahren, teils mit Losentscheid. Diese können laut Einschätzung der Fachstelle Diskriminierung zwar reduzieren, bleiben aber oft intransparent. Für Ratsuchende sei schwer nachzuvollziehen, warum eine Bewerbung scheitert.
Die Fachstelle „Fair mieten – Fair wohnen“ bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene an. Sie dokumentiert, wie sich rassistische Diskriminierung im Berliner Wohnungsmarkt verändert. Die Fachstelle sieht die Gesellschaft insgesamt gefordert, damit Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder „n sicher und ohne Angst wohnen können. (mig) Aktuell Panorama
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