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Antisemitischer Aushang in einem Flensburger Laden: „Juden haben hier Hausverbot“

Erinnerungen an 1938

Empörung über Laden-Plakat: „Juden haben hier Hausverbot!“

Ein antisemitischer Plakataushang in einem Ladenschaufenster in Flensburg sorgt für Empörung. Die Kieler Landtagspräsidentin Herbst sprach von einem „unerträglichen Aushang“, die Orthodoxe Rabbinerkonferenz erinnerte an die Novemberpogrome 1938.

Sonntag, 21.09.2025, 12:35 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 21.09.2025, 12:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Aushang eines judenfeindlichen Plakats durch einen Einzelhändler in Flensburg hat Empörung ausgelöst. Schleswig-Holsteins Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) sagte, es sei unerträglich, einen solchen Aushang im öffentlichen Raum wahrnehmen zu müssen. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Gerhard Ulrich, sprach von einer neuen Eskalationsstufe in der Gesellschaft.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland warnte, dass dunkle Erinnerungen an die Novemberpogrome 1938 wach würden. In Israel kündigte der Oppositionsführer Jair Lapid juristische Maßnahmen gegen den Flensburger Geschäftsinhaber an.

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„Juden haben hier Hausverbot!“

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass ein Einzelhändler in Flensburg ein antisemitisches Plakat mit der Aufschrift „Juden haben hier Hausverbot!“ in sein Schaufenster gehängt hatte. Im Zuge eines Polizeieinsatzes war das Plakat bereits am Mittwochabend entfernt worden. Mehrere Menschen, darunter auch der Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU), erstatteten Strafanzeige gegen den Mann. Die Staatsanwaltschaft Flensburg leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung ein.

Die Kieler Landtagspräsidentin sagte, wer sich mit antisemitischer Hetze gegen das jüdische Leben in Deutschland stelle, „stellt sich gegen unsere Gesellschaft und gegen alles, was unser demokratisches Gemeinwesen ausmacht“. Ulrich sagte dem Evangelischen Pressedienst: „Dieses Schild in diesem Laden ist ein widerliches, entsetzliches Zeichen für das, was in unserer Gesellschaft gerade los ist.“ Die Zivilgesellschaft müsse endlich aufstehen und sich empören gegen den Judenhass, der sich in Deutschland Bahn breche. Die antisemitischen Vorfälle in Schleswig-Holstein hätten sich mit 588 Fällen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 nahezu verfünffacht.

Krieg kein Vorwand für Hass

Der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz erklärte laut Mitteilung am Freitagnachmittag, der Krieg in Gaza dürfe niemals als Vorwand für blanken Hass gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland missbraucht werden. Parolen wie „Juden haben hier Hausverbot“ knüpften direkt an die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte aus dem Jahr 1938 an, erklärten der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel, der Leipziger Rabbiner Zsolt Balla und Rabbiner Yehuda Pushkin aus Stuttgart für den Vorstand.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid äußerte sich am Freitag auf X, ehemals Twitter. Er werde „diesen Mann auf jeden einzelnen Cent verklagen“, schrieb Lapid. Er werde den Händler im „Namen von Tomislav Lempl, einem jüdischen Kind im Ghetto“, verklagen. Damit ist Lapids Vater gemeint. Der 1931 im damals jugoslawischen Novi Sad geborene Tomislav Lempl war von den Nationalsozialisten ins Budapester Ghetto deportiert worden. Der Holocaust-Überlebende nahm nach seiner Übersiedlung nach Israel und Heirat den Namen Joseph Lapid an. Er arbeitete als Journalist, gehörte später dem israelischen Parlament an und war zwischenzeitlich Justizminister. Joseph Lapid starb 2008. (epd/mig) Aktuell Panorama

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