
Auswertung zeigt
Weniger Asylsuchende, mehr Asylklagen
Die Zahl der Asylsuchenden sinkt, gleichzeitig gehen immer mehr Asylklagen bei deutschen Gerichten ein – das hat eine Auswertung der „Deutschen Richterzeitung“ ergeben. Wie kann das sein und welche Bundesländer sind besonders betroffen?
Dienstag, 09.09.2025, 14:05 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.09.2025, 14:10 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Zahl der Asylklagen ist laut einer Auswertung der „Deutschen Richterzeitung“ (DRZ) deutlich gestiegen. Demnach gingen in diesem Jahr bis zum 30. Juni bereits 76.646 neue Hauptsacheverfahren bei den Verwaltungsgerichten ein. Das sind mehr Fälle als im gesamten Jahr 2023 (71.885). Im Gesamtjahr 2024 waren es 100.494, wie das Fachblatt unter Berufung auf Zahlen der zuständigen Landesministerien schreibt. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.
Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, sagte: „Die rückläufige Zahl der Asylanträge in Deutschland schlägt bei der Justiz noch nicht durch. Im Gegenteil ist die Zahl der Asylklagen im ersten Halbjahr 2025 deutlich gestiegen, weil das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine Asylverfahren inzwischen schneller abarbeitet.“ Worauf Rebehn seine Aussage stützt, blieb unklar. Noch im März betrug die durchschnittliche Bearbeitungsdauer eines Asylverfahrens beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im Schnitt noch 8,7 Monate – so lange wie seit 2017 nicht mehr.
Wie frühere Auswertungen zeigen, bringen schnellere Bearbeitung von Asylverfahren nicht zwangsläufig Entlastung mit sich. Die Verfahren werden lediglich verlagert vom Bamf auf die Gerichte, da ein schneller Asylbescheid das Fehler-Risiko erhöht. Für viele Geflüchtete lohnt sich eine Klage vor Gericht. Nicht selten werden Asylbescheide des Bamf von Richtern wieder einkassiert.
Zahl der Asylanträge im ersten Halbjahr deutlich gesunken
Die Zahl der Asylanträge ist in Deutschland im ersten Halbjahr deutlich gesunken. Nach Zahlen des Bamf stellten 61.336 Menschen erstmals einen Antrag auf Schutz in Deutschland. Das waren fast 50 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Bei der Zahl der Asylklagen ist der Trend gegenläufig. Die höchsten Zahlen für das erste Halbjahr 2025 meldete laut DRZ Nordrhein-Westfalen mit 13.304 Hauptsacheverfahren (Gesamtjahr 2024: 19.267). Auf Platz zwei folgt Bayern mit 11.412 Asylklagen bis zum 30. Juni (2024: 15.278). Den größten Anstieg gab es in Niedersachsen: Die dortigen Gerichte meldeten 11.000 Klageeingänge – mehr als im gesamten Jahr 2024 (10.114). (dpa/mig) Aktuell Panorama
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