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Lehrerin vor der Schulklasse (Symbolfoto) © 123rf.com

Integrationsbeauftragte gegen Quote

Bildungsministerin für Obergrenze für Migranten an Schulen

Wie viel Vielfalt verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig? Die Bundesbildungsministerin hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar. Widerspruch kommt von der Integrationsbeauftragten.

Sonntag, 06.07.2025, 10:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06.07.2025, 16:00 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bundesbildungsministerin Karin Prien zeigt sich offen für die Idee einer Obergrenze für Kinder mit Migrationshintergrund an Schulen. „Das ist ein denkbares Modell“, sagte sie in der Sendung „Politikergrillen mit Jan Philipp Burgard“ bei Welt-TV. Burgard hatte die CDU-Politikerin mit Verweis auf das Beispiel Dänemark nach ihrer Meinung zu einer solchen Beschränkung gefragt.

Zur Höhe einer möglichen Obergrenze sagte sie: „Ich finde, da macht es immer Sinn, sich die Erfahrungen aus anderen Ländern anzugucken, ob das 30 Prozent oder 40 Prozent dann am Ende sind.“ Die Bildungsministerin schränkte aber ein, dass es entscheidend sei, dass Kinder, wenn sie in die Schule kämen, Deutsch könnten.

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Sie verwies darauf, dass die Koalition für die Einführung einer bundesweiten Pflicht für Sprach- und Entwicklungstests bei Vierjährigen eintritt. Sollten solche Tests einen Förderbedarf zeigen, erwarte man von den Ländern verpflichtende Fördermaßnahmen und -konzepte, heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Schulleistungstests hatten in der Vergangenheit wachsende Defizite bei Grundschülern gezeigt.

Integrationsbeauftragte findet Quote im Klassenzimmer falsch

„Wir haben nicht nur Probleme mit Kindern mit Migrationsgeschichte. Wir haben auch Probleme mit Kindern aus Familien, die schon immer hier waren“, sagte Prien. Das liege daran, dass sich das Erziehungsverhalten verändert habe. Sie forderte mehr Verantwortung der Eltern. „Bildung und Erziehung ist gleichermaßen Aufgabe von Eltern wie von Schule oder anderen Einrichtungen, etwa Kitas“, erklärte Prien ohne ihre Behauptung näher auszuführen.

Soll es an Schulen Obergrenzen für Schüler mit Migrationgeschichte geben?

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Studien zeigen, dass Eltern mit Migrationshintergrund auf die Bildung ihrer Kinder nicht weniger Wert legen als Eltern ohne Einwanderungsgeschichte. Allerdings sind sie vergleichsweise öfter überfordert oder können ihre Kinder finanziell nicht so gut unterstützen. Eine Pisa-Auswertung zufolge begünstigt soziale Mischung die Bildungschancen benachteiligter Kinder. Demgegenüber sind Experten zufolge viele Eltern bestrebt, ihre Kinder nicht in sogenannte „Migrantenschulen“ zu schicken, auch wenn die Schule weiter entfernt liegt. So entstünden vielerorts „Deutschklassen“.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik, lehnt eine Obergrenze ab. „Deutschland braucht keine Quote im Klassenzimmer“, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Die „Schieflage im Bildungssystem“ lasse sich nicht über Quoten für Kinder lösen.

Mehr Sprachförderung in der Kita

Pawlik betonte: „Jedes Kind muss Deutsch sprechen können.“ Alle Kinder bräuchten die gleichen Chancen auf Förderung und Bildung, und zwar unabhängig von ihrer Herkunft. Dazu zählten auch stärkere Sprachförderung und frühkindliche Bildung in den Kitas. Dafür seien jetzt Investitionen in gut ausgestattete Schulen notwendig, ausreichend qualifizierte Lehrkräfte und mehr begleitende Schulsozialarbeit. Die Staatsministerin sagte: „Deutschland kann es sich nicht leisten, dass Jugendliche den Anschluss verlieren und die Schule ohne Schulabschluss verlassen – egal welcher Herkunft.“

Da Bildung und Kitas Ländersache sind, kann der Bund keine einheitlichen Regeln zum weiteren Vorgehen vorschreiben. Das gilt für die diskutierten möglichen Obergrenzen für Kinder mit Migrationshintergrund genauso wie für verbindliche Sprachtests. Umgesetzt werden kann das nur einzeln in den Ländern oder wenn diese sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen. (dpa/mig) Leitartikel Politik

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