
Mecklenburg-Vorpommern
Landesschülerrat: Rechtsextreme Vorfälle „Normalität“
Zwei Greifswalder Schüler zeigen rechtsextreme Gesten in einer KZ-Gedenkstätte. Folge: Schulverweis. Laut Landesschülerrat handelt es sich um keinen Einzelfall – im Gegenteil. Und: Schulen reagierten oft nicht angemessen. Das Internationale Auschwitz Komitee kritisiert scharf.
Montag, 23.06.2025, 12:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 23.06.2025, 12:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Angesichts des mutmaßlich rechtsextremen Verhaltens zweier Greifswalder Neuntklässler während einer Studienfahrt ins frühere Konzentrationslager Auschwitz verweist der Landesschülerrat auf weitere extremistische Fälle. „Dieser Vorfall ist nur die Spitze des Eisbergs“, erklärte Felix Wizowsky, Vorsitzender des Landesschülerrates von Mecklenburg-Vorpommern. „Wir bekommen täglich von Schülerinnen und Schülern berichtet, welche extremistischen Vorfälle an Schulen stattfinden oder erleben diese selbst.“
Wie zunächst die „Ostsee-Zeitung“ berichtete, hatten die Schüler Ende Mai ein Video aufgenommen, das einen Jugendlichen in der Gedenkstätte unter anderem mit einer rechtsextremen White-Power-Geste zeige. Sie seien ihrer Schule verwiesen worden. Die Schüler sollten an jeweils unterschiedliche Schulen mit gleichem Bildungsabschluss verwiesen werden.
Landesschülerrat: Vorfälle „teils Normalität“
Schülerinnen und Schüler berichten laut Landesschülerrat etwa, dass Jugendliche mit Kleidung über den Schulhof laufen, auf denen ein halbes Hakenkreuz zu sehen ist oder sich selbst stolz als Nazi bezeichnen. Das sei „erschreckend, aber teils Normalität“.
Schulen reagierten bedauerlicherweise oft nicht angemessen auf diese Vorfälle oder meldeten diese gar nicht erst, kritisierte der Landesschülerrat. Oftmals hätten sie Angst vor einem schlechten Ruf oder davor, die politische Neutralität zu verletzen. Außerdem blockieren den Angaben zufolge Eltern häufig Maßnahmen.
Die Eltern der Neuntklässler wollen mit einem Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Greifswald eine Rücknahme der Schulverweise erreichen. Laut Gericht soll es einen nicht-öffentlichen Erörterungstermin geben. „Weitere Auskünfte werden wegen des Alters der Beteiligten nicht erteilt“, schrieb die Gerichtssprecherin.
Komitee kritisiert rechtsextreme Geste in KZ-Gedenkstätte
Das Internationale Auschwitz Komitee übte deutliche Kritik am Verhalten der zwei Schüler. Als „herzlos und infam“ bewerteten Auschwitz-Überlebende das Geschehen, erklärte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Komitees. Er ordnete das Zeigen des White Power Grußes in der Gedenkstätte als rassistische Geste ein.
„Am Tatort des Völkermordes beleidigen diese Jugendlichen die dort ermordeten Angehörigen der Überlebenden und sie verhöhnen die Erinnerungen und Empfindungen der Überlebenden selbst, indem sie ihre Aktion in den sozialen Medien öffentlich demonstrieren.“ (dpa/mig) Aktuell Panorama
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