Fußball, Bundesliga, Sport, Kicken, Jugend, Rasen
Fußball © See-ming Lee 李思明 SML @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Integrationsmotor

Wie Sport zur Brücke für Migranten wird

Ob auf dem Bolzplatz oder bei Olympia – Sport verbindet. Er ist Spielfeld, Sprachrohr und soziale Bühne zugleich. Besonders für Migranten kann Sport der erste Ort sein, an dem Teilhabe gelingt – wenn Strukturen es zulassen.

Dienstag, 15.04.2025, 0:57 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 16.04.2025, 20:01 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Unabhängig, wo er ausgeübt wird, ist Sport viel mehr als nur eine körperliche Betätigung. Er ist sowohl Bühne als auch Sprachrohr sowie soziales Bindeglied, das besonders in einer zunehmend digitalisierten Welt eine große Rolle spielt. Sport baut nämlich Brücken.

Das ist nicht nur bei Sportwetten so, an denen viele Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Hintergründe teilnehmen, um ihre Lieblingsteams und -athleten zu unterstützen. Besonders für Migrantinnen und Migranten und Aufnahmegesellschaften ist Sport wichtig. Dabei wird die verbindende Kraft des Sports meist unterschätzt, obwohl sie auf vielen Ebenen sichtbar wirkt. Aber was genau bedeutet das in Praxis? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf und klären auf.

___STEADY_PAYWALL___

Gemeinsame Regeln, gleiche Chancen

Fußball ist das beste Beispiel: Sport kennt keine Herkunft, Sprache oder Papiere. Auf dem Spielfeld zählen nur die Leistungen, nicht, woher man stammt. Und diese Form der Gleichheit ist selten geworden. In einer Welt, in der Diskriminierung und soziale Ungleichheit an vielen Orten das gesellschaftliche Miteinander maßgeblich beeinflussen, ist das tatsächlich etwas Besonderes.

Dabei bietet der Sport insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund einen Raum, in dem Anerkennung, Status und Ruhm allein durch Leistungen möglich werden. Egal, ob als Spieler oder Spielerin in einem Verein oder als Fan auf der Tribüne. Durch gemeinsames Training oder Feiern werden Gemeinsamkeiten deutlich, was wichtige Sympathien schafft, um über altmodische und intolerante Stereotypen hinauszublicken und eine vertrauensvolle Beziehung herstellen zu können.

Symbolischer Schulterschluss: Internationale Großereignisse

Internationale Sportereignisse wie Olympia und die Fußball-WM zeigen eindrucksvoll, dass Sport Menschen über Ländergrenzen hinweg verbinden kann. Natürlich bleiben diese Events nicht ohne Kritik, da sie häufig als Mittel zur Kommerzialisierung und politischen Instrumentalisierung betrachtet werden. Dennoch zeigen sie eindrucksvoll, wie Millionen von Menschen gemeinsam mitfiebern, feiern und sogar trauern können.

Diese Ereignisse sind deutliche Signale dafür, dass Vielfalt Stärke ist. Das gilt besonders in Fällen, in denen Nationalmannschaften mit vielen Spielern, die einen Migrationshintergrund haben, gemeinsam gewinnen können.

Integrationsmotor auf lokaler Ebene

Sport kann jedoch nicht nur auf den weltweit größten Bühnen für bedeutende Veränderungen und Toleranz sorgen. Auch auf lokaler Ebene hat Sport das Potenzial, den Alltag deutlich toleranter und offener zu gestalten. Sowohl kleine als auch große Gruppen setzen sich gezielt dafür ein, Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund eine gemeinsame Teilhabe zu ermöglichen.

Damit wird Sport zur Integrationsplattform auf der untersten Stufe. Er hilft, Sprachbarrieren zu überwinden, soziale Kontakte zu knüpfen und Vertrauen aufzubauen. Besonders für viele junge Menschen ist der Fußballverein in Deutschland der allererste Ort, an dem sie ein Gefühl des Dazugehörens verspüren.

Herausforderungen bleiben

Sport hat ein enormes Potenzial, Menschen aller Hintergründe miteinander zu verbinden. Allerdings ist er weder omnipräsent noch dazu in der Lage, gesellschaftliche Ausgrenzung aufzuheben. Sowohl auf als auch neben dem Platz gibt es immer wieder Fälle von Diskriminierung. Auch ungleiche Zugänge zu Vereinsstrukturen stellen ein großes Problem dar. Dazu zählt sicherlich auch die fehlende Repräsentation in Führungspositionen, die weiterhin die harte Realität des sportlichen Alltags in Deutschland ist.

Laut Studien sind migrantische Jugendliche zwar überdurchschnittlich häufig sportlich aktiv, aber es wird auch deutlich, dass diese seltener in offizielle Vereinsstrukturen eingebunden werden oder die dortigen Führungsrollen übernehmen. Dementsprechend braucht es auch in diesem Bereich eine gezielte Förderung, Diversitätsstrategien und eine echte Teilhabe. Damit nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in den Vorstandsetagen und Trainerteams neue und tolerantere Prinzipien gelebt werden. Letztlich profitieren davon sowohl die Vereine als auch weitere sportlich Interessierte mit Migrationshintergrund. Dies ganz besonders im Hinblick auf die allgemein sinkenden Zahlen an Vereinsmitgliedern in Deutschland.

Fazit

Sport ist etwas ganz Besonderes, und obwohl es sicherlich kein Allheilmittel ist, ist es ein starkes Werkzeug. Während es nicht alle gesellschaftlichen Probleme, von denen es eine große Menge gibt, lösen kann, hat es dennoch das Potenzial, Brücken zwischen Menschen, Kulturen und ganzen Generationen zu schlagen. Und genau das wird in Zukunft immer wichtiger werden.

Besonders in Zeiten, in denen Populismus und gesellschaftliche Spaltung immer größer werden, spielt es eine große Rolle, verbindende Räume zu stärken und deren Unabhängigkeit sicherzustellen. Aber dieser Wechsel vollzieht sich nicht von allein. Hierfür braucht es mutige politische Entscheidungen auf nationaler als auch lokaler Ebene sowie eine Zivilgesellschaft, die den Wert des Sports als Brückenbauer erkennt und unterstützt.

Sowohl die lokale Vereinsarbeit als auch die internationale Verbandsarbeit muss inklusiver gestaltet werden und es braucht auch strukturelle Veränderungen. Diversität darf nicht nur auf das Spielfeld verbannt werden, sondern muss auch Einzug in die Führungsebenen finden. Nur so kann aus Teilhabe auch Mitgestaltung werden.

Und die Gesellschaft ist genauso gefragt. Sport allein kann nicht leisten, was auf politischer und sozialer Ebene unerreicht bleibt. Doch dank der Aufmerksamkeit, die Sportereignisse auf sich ziehen, können Migration, Flucht und gesellschaftliche Vielfalt differenziert angesprochen werden. Und das hat das Potenzial, Großes zu bewirken. (dd) Panorama

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)