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Auschwitz © hnijssen @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Holocaust

Steinmeier: „Es ist jetzt an uns“

Noch gibt es Überlebende, die durch ihre Bereitschaft, von den Gräueln der Nazis zu berichten, die Erinnerung an den Holocaust wachhalten. Doch sie werden weniger. Das wurde auch beim Gedenken in Auschwitz deutlich.

Von Montag, 27.01.2025, 17:15 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.01.2025, 17:15 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Heute ist die Furcht nicht mehr da, wenn er in Auschwitz ist, sagt Pavel Taussig. Der heute 91-Jährige hat als Elfjähriger das Konzentrationslager der Nazis überlebt. „Es kommen die Gefühle nicht an mich heran, weil heute alles anders ist“, sagt er. Vieles im früheren Lager existiere nicht mehr. „Der Gestank ist nicht da“, sagt Taussig. Trotzdem fährt er nicht gern dorthin. Man habe ihn jedes Mal überreden müssen – auch in diesem Jahr wieder, als er eingeladen war, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Besuch der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz zu begleiten.

Mindestens 1,1 Millionen Menschen – Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma, politische Gegner – wurden in Auschwitz vergast, erschossen, zu Tode geprügelt, gequält oder ausgehungert. Taussig, dem seine Eltern die jüdische Herkunft zunächst verschwiegen und ihn evangelisch getauft hatten, überlebte den Rassenwahn der Nazis, überlebte auch den Todesmarsch, auf den die Gefangenen im Januar 1945 angesichts des Heranrückens der sowjetischen Roten Armee getrieben wurden. Am 27. Januar befreiten Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz. Taussig musste noch bis zum 4. Mai durchhalten, als er seinen Tag der Befreiung in Österreich erlebte.

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Immer weniger Schoah-Überlebende wie Taussig können aus erster Hand von ihrem Schicksal und den Verbrechen der Nazis berichten. 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sind viele nicht mehr am Leben. Die Jewish Claims Conference schätzt, dass noch etwa 1.000 in Auschwitz Inhaftierte am Leben sind. Zur Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung wurden in diesem Jahr noch bis zu 50 Zeitzeugen erwartet – früher waren es Hunderte.

Medizinisches Experiment für eine Scheibe Brot

Dass irgendwann kein Überlebender mehr da ist, hat die Geschichtsvermittlung schon lange als Problem erkannt. Die authentischen Berichte der Überlebenden holen die Geschichte nah heran: Pavel Taussig zum Beispiel, wenn er erzählt, wie er sich in Auschwitz für das Versprechen einer extra Scheibe Brot bereit erklärte, ein medizinisches Experiment über sich ergehen zu lassen. Er wurde in der Warteschlange mit denen, die sich auch gemeldet hatten, gewarnt und konnte noch rechtzeitig entkommen. „Keiner der anderen kam zurück. Sie wurden alle totgetestet“, erzählt Taussig.

„Was Zeitzeugen zu sagen hatten, ist von unschätzbarem Wert“, sagte Bundespräsident Steinmeier am Montag bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz. Auch er wies darauf hin, dass viele nicht mehr lebten, um ihre Geschichten zu erzählen, die Mahnung und Auftrag zugleich seien. „Es ist jetzt an uns, unseren Generationen, ihre Mahnung und ihre Erwartung an die nächste Generation weiterzureichen“, sagte Steinmeier.

Wer gibt die Erinnerung weiter?

Auch Pavel Taussig sorgt sich darum, wer die Erinnerung weitergibt, wenn die Überlebenden nicht mehr da sind. Vor drei Jahren hat er seine Erinnerungen als Buch veröffentlicht. Bis heute besucht er Schulen und erzählt von seinem Schicksal. Was er dort mitbekommt, stimmt ihn zuversichtlich, erzählt er. Die Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler seien jedes Mal groß. „Das ist wohl ein Beleg dafür, dass man in den Schulen informiert wird“, sagt er.

Auch in den Gedenkstätten lässt das Interesse an der Geschichte bislang nicht nach. 1,84 Millionen Besucherinnen und Besucher zählte die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau laut am Sonntag veröffentlichten Museumsreport im vergangenen Jahr. Das sind wieder fast so viele wie vor dem Einbruch der Besucherzahlen in der Zeit der Corona-Pandemie. (epd/mig) Aktuell Panorama

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