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Krieg in Gaza (Archiv) © de.depositphotos.com

Vereinte Nationen

2023 war tödlichstes Jahr für humanitäre Helfer

Nie wurden so viele tote humanitäre Helfer gezählt wie 2023 - und dieses Jahr sieht es bislang nicht besser aus. Hauptgrund für den drastischen Anstieg sind vor allem israelische Luftangriffe auf Gaza. Vertreter humanitärer Organisationen warnen vor einer Ära der Straflosigkeit.

Montag, 19.08.2024, 11:54 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 19.08.2024, 11:54 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Vor allem wegen verheerender Angriffe im Gaza-Krieg haben die Vereinten Nationen 2023 so viele Todesopfer unter humanitären Helfern in Konflikten gezählt wie noch nie. In 33 Ländern seien 280 Helferinnen und Helfer getötet worden, berichtete das UN-Nothilfebüro Ocha. Damit handele es sich um das tödlichste Jahr der weltweiten humanitären Gemeinschaft seit Beginn der Zählungen. Im Vergleich dazu hatte es im Jahr davor 118 Todesopfer unter Hilfskräften gegeben. Das laufende Jahr 2024 könne sogar noch tödlicher ausfallen. Am Montag ist der Welttag der humanitären Hilfe.

Der Hauptgrund für diesen drastischen Anstieg sei der Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas, heißt es. Seit dem Terroranschlag der Hamas im Oktober vergangenen Jahres seien allein im Gazastreifen knapp 300 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden, vor allem durch israelische Luftangriffe. Die meisten Opfer seien Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerkes UNRWA gewesen. Die Vereinten Nationen hatten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bestürzung über getötete Mitarbeiter durch israelischen Beschuss oder Bombardements ausgedrückt.

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Nach der vorläufigen Zählung einer Datenbank, auf die sich die UN stützen, deutet einiges darauf hin, dass die Zahl der getöteten humanitären Kräfte 2024 noch höher ausfallen könne. Bereits 172 Helfer seien den weltweiten Konflikten bis Anfang August zum Opfer gefallen. Neben dem Krieg in Gaza hätten vor allem Konflikte und Gewalt um Sudan und Südsudan dazu beigetragen. Oftmals handele es sich bei den Toten um lokale Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

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Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nannte es beschämend, dass gerade humanitäre Helfer, die unter einem besonderen Schutz des Völkerrechts stehen, oft selbst ins Kreuzfeuer von Konfliktparteien geraten. Weltweit seien rund 363 Millionen Frauen, Männer, Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen, jeder 22. Mensch auf der Welt. „Für so viele von ihnen sind humanitäre Helferinnen und Helfern oft die letzte Hoffnung“, sagte Baerbock. Sie gingen an die entlegensten und gefährlichsten Orte, um das Leben anderer zu retten, und nähmen dabei ungeheure Risiken auf sich.

Offener Brief an die UN-Vollversammlung

Führende Vertreter Hunderter humanitärer Organisationen haben sich deshalb anlässlich des Welttags in einem gemeinsamen Brief an die 193 Mitgliedstaaten der UN-Vollversammlung gewandt. In dem Schreiben fordern sie die internationale Gemeinschaft auf, Angriffe auf Zivilisten zu beenden, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu schützen und die Täter stärker zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Normalisierung der Gewalt gegen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und die fehlende Rechenschaftspflicht seien inakzeptabel, unverzeihlich und schädlich für die weltweiten Hilfsmaßnahmen, sagte die UN-Nothilfekoordinatorin Joyce Msuya. Entschlossenes Handeln mit mehr als bloßen Erklärungen sei notwendig, heißt es im Brief – denn solche Angriffe förderten auch Probleme wie Ernährungsunsicherheit, Vertreibung und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, mit Auswirkungen, die über die Konfliktgebiete hinausgehen.

Auch die Hilfsorganisation Care fordert ein Ende der Gewalt gegen Nothelfer, konsequente Strafmaßnahmen gegen die Verantwortlichen und mehr Unterstützung für lokale und von Frauen geführte Organisationen. Diakonie-Leiter Keßler verwies darauf, dass die erhobenen Zahlen von den Organisationen gemeldet seien und nur einen Ausschnitt darstellten: „Wir müssen leider von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.“ (dpa/epd/mig) Aktuell Panorama

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