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Personen in der Nacht beobachten das Feuer (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Vor 60 Jahren

Mississippi Burning: Als der Ku-Klux-Klan junge Bürgerrechtler tötete

Im Sommer 1964 ermordet der Ku-Klux-Klan in Mississippi drei junge Bürgerrechtsaktivisten, die Leichen werden erst Wochen später gefunden. Die Empörung über die Morde – zwei Opfer waren weiß – hat die Bürgerrechtsbewegung entschieden gestärkt.

Von Donnerstag, 20.06.2024, 10:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 20.06.2024, 9:31 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Es war die Vorlage für den Kinofilm „Mississippi Burning“: Der Mord an drei jungen Männern hat den US-Bundesstaat Mississippi im Sommer vor 60 Jahren in die Schlagzeilen katapultiert. Die weißen Bürgerrechtler Michael Schwerner (24) und Andrew Goodman (20) aus New York City sowie der Afro-Amerikaner James Chaney (21) aus Mississippi wurden am 21. Juni 1964 im Landkreis Neshoba von Männern des rassistischen Ku-Klux-Klans (KKK) ermordet. Die drei machten mit beim „Freiheitssommer“.

Rund tausend junge Freiwillige aus den ganzen USA wollten damals dabei helfen, die Bürgerrechte in Mississippi zu stärken. Denn Polizeibrutalität und weißer Terror gegen Schwarze waren in den 1950er und 60er Jahren im US-amerikanischen Süden an der Tagesordnung. Schwarze riskierten vielerorts Leben und wirtschaftliche Existenz, wollten sie zum Wählen gehen.

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Der 2021 verstorbene Bob Moses war einer der Organisatoren des Freiheitssommers. „Im Denken eines jeden Schwarzen“ sei Mississippi zu jener Zeit das Symbol des Rassismus schlechthin gewesen, erinnerte er sich in einem Interview.

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Mississippi war ein gefährliches Pflaster für Schwarze und auch für die weißen Aktivisten. Laut der Zeitung „Clarion Ledger“ waren viele Weiße überzeugt, die jungen Bürgerrechtler hassten den weißen Süden mehr als das rote Russland.

Was am 21. Juni 1964 passiert ist

FBI- und Gerichtsakten dokumentieren, was am 21. Juni passiert ist: Schwerner, Chaney und Goodman besuchten Gemeindemitglieder der vom Ku-Klux-Klan abgebrannten schwarzen „Mt. Zion Methodist Kirche“ in Neshoba. Am späten Nachmittag stoppte Deputy Sheriff Cecil Price den blauen Ford der drei. Sie seien zu schnell gefahren. Er nahm sie in Haft. Sie bezahlten den Strafzettel, gegen 22 Uhr wurde sie freigesetzt. Und danach nie mehr lebend gesehen. Landesweit berichteten die Medien.

Für den demokratischen US-Präsidenten Lyndon Johnson kam die Sache ungelegen. Wahlen standen an. Die Bürgerrechtsbewegung wuchs. Johnson befürwortete Reformen, vorsichtig freilich, und schrittweise. Denn viele Weiße in den Südstaaten, die früher demokratisch gewählt hatten, widersetzten sich.

Mehrere Tage nach dem Verschwinden der drei jungen Männer sprach Johnson mit dem FBI-Direktor J. Edgar Hoover, das Gespräch wurde aufgezeichnet. Johnson war ungehalten, das hört man. Er habe Miss Schwerner empfangen, sagte er, „die Ehefrau des vermissten Jungen“. Hoover informierte: „Sie ist Kommunistin, wissen Sie“. Johnson: „Sie hat sich noch schlimmer benommen.“

Die Mär vom heroischen FBI

Rita Schwerner habe den Einsatz Tausender für die Suche nach den Verschwundenen verlangt, teilte Johnson mit. Dabei führe die Regierung doch vor, „dass wir wirklich an der Sache arbeiten“. Doch er müsse Vorsprung bewahren „vor den Hunden“, denn die Bürgerrechtler würden Unmögliches verlangen. Der Einsatz in Mississippi würde das FBI in ein günstiges Licht rücken.

Der für mehrere Oscars nominierte Film „Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses“ (1988) mit Gene Hackman und Willem Dafoe als FBI-Ermittler hat die Mär vom heroischen FBI bestätigt. Der von Hackman gespielte Agent Rupert Anderson überführt Ku-Klux-Täter, allerdings mit Methoden wie Androhung von Folter.

Jahre später wurde bekannt, dass das FBI gegen Bürgerrechtsverbände vorging, es gab Informanten und Provokateure. Martin Luther King sollte zum Suizid getrieben werden. Hoovers FBI war weiß, laut der FBI-Webseite wurden erstmals 1962 schwarze Ermittler („Agents in Charge“) ausgebildet. Für die drei verschwundenen Aktivisten interessierte sich das FBI in der Mordnacht zunächst gar nicht, dokumentierte Autor Bruce Watson in seinem Buch „Freedom Summer“.

Prozess zog sich über Jahre

Deren Leichen wurden rund sechs Wochen später gefunden, am 4. August, mit Schusswunden und tief begraben in einem Erdwall. 19 Verdachtspersonen wurden festgenommen, weiße Männer, mehrere KKK-Mitglieder. Der Prozess zog sich über Jahre hin. Die Justiz in Mississippi erhob keine Mordanklage. Es ging nur um „Verschwörung, die Bürgerrechte der drei Opfer verletzt zu haben“. Deputy Sheriff Cecil Price und sein Chef wurden im Gerichtssaal fotografiert, Tabak kauend und Zigarre rauchend.

Langsam kamen die Details ans Licht: Deputy Price habe den KKK-Anführer Edgar Ray Killen, Sägewerksbesitzer und Baptistenprediger, von der Entlassung der drei jungen Männer informiert. Eine Gruppe von Männern des Ku-Klux-Klans habe deren blauen Ford zum Anhalten gebracht und die drei erschossen. Sieben Männer wurden schuldig gesprochen und zu mehreren Jahren Haft verurteilt, darunter Price. Killen wurde erst 2005 bei einem weiteren Prozess verurteilt.

Neshoba bleibt ein mächtiges Symbol. Das große Aufsehen um die Morde hat die Bürgerrechtsbewegung entschieden gestärkt. Präsident Johnson unterzeichnete 1965 ein nationales Wahlrechtsgesetz. Seitdem haben alle US-Amerikaner das Recht zu wählen, unabhängig von Herkunft, Einkommen und Hautfarbe. (epd/mig) Aktuell Ausland

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