Religionsmonitor
Die meisten Deutschen solidarisch mit Flüchtlingen
Dem neuen Religionsmonitor zufolge stärkt Religion den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie kann zu einer besseren Gemeinwohlorientierung beitragen und Brücken zwischen Menschen bauen - auch gegenüber Geflüchtete. Allerdings: Muslime sind eher mit Syrern solidarisch, Christen mit Ukrainern.
Donnerstag, 21.03.2024, 10:55 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 21.03.2024, 11:12 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Spendenbereitschaft und das freiwillige soziale Engagement der Deutschen ist einer neuen Studie zufolge hoch. „Wir sind solidarischer, als wir denken!“, heißt es in einem Gastbeitrag der Leiterin des Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menouar, in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Der neue Monitor soll am Donnerstag vorgestellt werden.
Die Gesellschaft verfügt der Soziologin El-Menouar zufolge über stabile „Solidaritätsressourcen und ist weit hilfsbereiter, als es uns aktuelle Debatten über ein soziales Auseinanderdriften und ein Zerbrechen des Zusammenhalts glauben machen“. Dabei wirke Religion als einer der wichtigsten positiven Faktoren. „Man kann sagen: Der Glaube fördert solidarisches Verhalten“, so die Forscherin.
So ist die große Mehrheit der Deutschen weiterhin bereit, Geflüchtete zu unterstützen. Insgesamt wollten 73 Prozent der Befragten geflüchteten Syrern helfen und 79 Prozent geflüchteten Ukrainern, schreibt El-Menouar in der „Zeit“. Allerdings falle auf, dass die Helfer besonders gern jene unterstützten, die ihnen kulturell nahestehen, fügte die Forscherin hinzu: „82 Prozent der Christen würden gern Ukrainern helfen, 88 Prozent der Muslime gern Syrern.“
Wenig Vertrauen in Mitmenschen
Allerdings haben laut Studie trotz weitverbreiteter Hilfsbereitschaft in Deutschland fast die Hälfte der Bürger (48 Prozent) wenig Vertrauen in ihre Mitmenschen: „55 Prozent glauben, wer Rücksicht auf andere nehme, ziehe den Kürzeren.“ Auffällig sei das deutlich geringere soziale Vertrauen in der muslimischen Bevölkerung, was sich aus ihrer Benachteiligung erklären könnte, so Studienleiterin El-Menouar: „Je häufiger Musliminnen und Muslime Diskriminierung erleben, desto größer ihr Misstrauen.“
Hilfsbereitschaft wird der Studie zufolge besonders von religiösen Menschen vorgelebt. El-Menouar: „Während sich unter den Konfessionslosen lediglich 17 Prozent ehrenamtlich engagieren, sind es unter den religiös Gebundenen mit 31 Prozent nahezu doppelt so viele.“ Überraschend sei vor allem die sehr hohe Gesamtzahl der spendenbereiten Bürger, hieß es. Bei den religiös Gebundenen liege der Anteil derer, die im Jahr 2022 gespendet haben, mit rund 70 Prozent deutlich über dem Anteil bei den Nichtreligiösen (59 Prozent).
Einfluss der Religion auf Solidarität
Die neue Bertelsmann-Studie basiert den Angaben zufolge auf einer repräsentativen Befragung von knapp 11.000 Menschen in Deutschland sowie dem Vergleich mit sechs anderen Ländern. Unter dem Titel „Ressourcen für Solidarität“ werde untersucht, wie solidarisch die Deutschen sind und welchen Unterschied Religion hierbei macht.
Bereits die Ende vergangenen Jahres vorgestellte jüngste Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung (KMU) hatte eine ähnliche Tendenz. Die Untersuchung zeigte, dass 49 Prozent der Katholischen und 46 Prozent der Evangelischen sich in irgendeiner Weise ehrenamtlich engagieren. Bei den Konfessionslosen waren es den Angaben zufolge 32 Prozent. Ob sich jemand ehrenamtlich engagiere, auch außerhalb der Kirche, wird danach zu ganz erheblichen Teilen durch kirchliche Religiosität bestimmt. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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