Seenotrettung
„Sea-Watch 5“ startet ersten Einsatz im Mittelmeer
Das dritte Bündnisschiff von United4Rescue bricht ins zentrale Mittelmeer auf - an den Rechtsruck der italienischen Regierung. Weitere Hilfsorganisationen brachten derweil aus Seenot gerettete Flüchtlinge an Land.
Mittwoch, 15.11.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 15.11.2023, 17:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das dritte Bündnisschiff von United4Rescue ist im Einsatz: Die „Sea-Watch 5“ brach am Dienstagabend in Vinaros an der Ostküste Spaniens zu ihrer ersten Mission im Mittelmeer auf, wie das Bündnis, das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde, am Mittwoch mitteilte. „Die Sea-Watch 5 ist ein gelebtes Symbol für die Menschenrechte und wird die EU-Staaten mit jedem Einsatz daran erinnern: Seenotrettung ist Pflicht“, erklärte United4Rescue-Vorstandsmitglied Sandra Bils. Indessen brachten weitere Hilfsorganisationen Geflüchtete an Land.
Die zwölf Jahre alte „Sea-Watch 5“ wurde im November 2022 auf ihren Namen getauft und anschließend zum Rettungseinsatz umgebaut. Es ist laut der Betreiberorganisation Sea-Watch mit 58 Metern Länge größer und effizienter als die bisherigen Schiffe. Die Crew von 29 Personen könne die Schutzsuchenden zudem besser an Bord versorgen. Mit ihrem technisch einwandfreien Zustand sei die „Sea-Watch 5“ außerdem besser gerüstet gegen Abschreckungsversuche. Sie sei unabhängig von Jahreszeit und Wetter einsatzbereit.
Italien weist Schiffen weiterhin entfernte Häfen zu
Derweil brachte die Organisation SOS Méditerranée in der Nacht auf Mittwoch 128 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge zum Hafen der italienischen Stadt Ortona. Die Besatzung „Ocean Viking“ habe die Menschen in mehreren Einsätzen am Wochenende in der libyschen Rettungszone an Bord genommen. Die italienischen Behörden hätten der „Ocean Viking“ einen weit entfernten Hafen zugewiesen, um die Geflüchteten an Land zu bringen, kritisierte SOS Méditerranée im Internetdienst X, ehemals Twitter.
Auch das Segelschiff „Nadir“ der Hilfsorganisation Resqship rettete 50 Menschen im Mittelmeer und brachte sie nach Lampedusa. Wie die Organisation am Mittwoch auf X mitteilte, waren die Schutzsuchenden in einem Stahlboot unterwegs, das zu kentern drohte.
Kampfansage an den Rechtsruck der italienischen Regierung
Der erste Einsatz der „Sea-Watch 5“ wird laut United4Resuce von dem zivilgesellschaftlichen Unterstützerbündnis finanziert, das sich bereits am Kauf beteiligt hatte. Sea-Watch hatte den Kauf des Schiffes im vergangenen Jahr als eine Kampfansage an den Rechtsruck der italienischen Regierung verkündet. Der Hilfsorganisation zufolge setzt der Einsatz nun auch ein Zeichen gegen einen jüngst veröffentlichten Gesetzesentwurf des deutschen Innenministeriums, nach dem Seenotrettern bis zu zehn Jahre Haft droht.
Laut Bils ist 2023 schon jetzt das tödlichste Jahr auf dem Mittelmeer seit 2017. Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.468 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht. (epd/mig) Aktuell Panorama
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