Rückfahrt mit Polizeibegleitung
Schüler in Ferienlager rassistisch beleidigt
Ein Ausflug endete für eine Berliner Schulklasse vorzeitig mit einem Schock: Schülerinnen und Schüler wurden im Ferienlager rassistisch beleidigt und bedroht. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Viele der 15- und 16-jährigen Schüler haben ausländische Wurzeln.
Montag, 08.05.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.05.2023, 14:13 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Schülerinnen und Schüler aus der Lina-Morgenstern-Gemeinschaftsschule im Berliner Stadtteil Kreuzberg sollen in einem Ferienlager im südbrandenburgischen Heidesee in der Nacht zum Sonntag rassistisch beleidigt worden sein. Der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, ermittelt, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Süd sagte. Von 28 Personen seien die Identitäten festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Ob es sich bei allen um Tatverdächtige handele, sei noch unklar.
Gäste, die laut Polizei aus der Region kamen, feierten in dem Ferienlager am Frauensee einen Geburtstag. Aus dieser Gruppe heraus sollen Berliner Schüler mit Migrationshintergrund dann rassistisch beleidigt worden sein. Es soll auch zu Drohgebähren gekommen sein, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Einige der Betroffenen seien erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen.
Ein Lehrer habe nach der Auseinandersetzung in der Anlage im Kreis Dahme-Spreewald die Eltern der Schüler informiert. Die Klasse sei noch in der Nacht nach Berlin zurückgefahren. Die Polizei habe die Abreise begleitet, sagte der Sprecher.
Bildungssenatorin sagt Hilfe zu
Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hat den Berliner Jugendlichen Hilfe zugesagt. „Mit Bestürzung habe ich von den Vorfällen in Brandenburg gehört. Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden“, teilte die CDU-Politikerin am Montag mit. Nun gelte es zunächst, den Schülerinnen und Schülern bestmöglich zu helfen. „Noch heute werden wir in der Schule Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern anbieten.“
Das Krisen- und Interventionsteam der Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren sei umgehend verständigt worden. „Ich danke der Schulleitung und den Lehrkräften, die vor Ort gewesen sind, für ihr umsichtiges Handeln“, sagte Günther-Wünsch.
Bürgermeister verurteilt rassistischen Vorfall
Auch der Bürgermeister von Heidesee verurteilte die rassistischen Beleidigungen in seiner Gemeinde. „Wir als Gemeinde distanzieren uns von jedem fremdenfeindlichen Verhalten“, erklärte Björn Langner (parteilos) am Montag einer Mitteilung zufolge. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass rassistische und diskriminierende Verhaltensweisen keinen Platz in unserer Gemeinde haben und dass jeder, unabhängig von Herkunft, Religion und Hautfarbe, willkommen ist“, so der Kommunalpolitiker.
Die Einrichtung zeigte sich bestürzt über den Vorfall. „Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste“, erklärte die Geschäftsführerin der Ferienanlage in Heidesee (Dahme-Spreewald), Nora Runneck, am Montag.
„Kinder unter Schock“
Einem Bericht der „B.Z.“ zufolge schilderte ein Berliner Vater, dass Eltern ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen mussten. „Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben“, sagte der Vater demnach. Die Schüler hätten sich eigentlich in Brandenburg auf die Prüfung vorbereiten wollen, schreibt die „B.Z.“. Den Angaben zufolge sind die Schülerinnen und Schüler 15 und 16 Jahre alt.
Die Befragung der Schülerinnen und Schüler in Berlin zum Geschehen werde einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte die Polizeisprecherin. Polizisten hatten bereits in der Nacht des Vorfalls erste Zeugen befragt. (dpa/epd/mig) Aktuell Panorama
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