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Die Ampel-Koalition

Flüchtlingspolitik

Ampel-Koalition ringt um gemeinsamen Kurs

Keine Marathon-Sitzung, keine Beschlüsse: Beim Spitzentreffen der Ampel-Koalitionäre ging es diesmal eher darum, atmosphärische Störungen zu beheben. Und um Flüchtlingspolitik, bei der die Grünen relativ alleine dastehen.

Donnerstag, 27.04.2023, 18:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 27.04.2023, 14:21 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Nach dem Spitzentreffen der Ampel-Koalitionäre hat FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai greifbare Veränderungen in der Steuerung von Zuwanderung gefordert. „Deutschland braucht einen neuen Kurs in der Migrationspolitik. Wir brauchen dringend eine Migrationspolitik, die im Einklang mit der Realität ist, im Interesse unseres Landes ist und die Sorgen der Bürger nicht ignoriert“, sagte Djir-Sarai am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er warnte, die „katastrophalen Fehler der Merkel-Jahre dürfen sich nicht wiederholen“.

Die Spitzen von SPD, Grünen und FDP hatten am Mittwochabend bei einem Koalitionsausschuss mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) beraten. Dabei soll auch die von Kommunen und Ländern beklagte Überlastung durch Zuwanderer Thema gewesen sein. Aus den Ländern wurde wiederholt beklagt, dass Kapazitäten für Unterbringung und Integration erschöpft seien und dass sich diese Probleme nicht mit Geld allein lösen ließen. Die Bundesländer dringen angesichts gestiegener Flüchtlingszahlen auch auf eine leichtere Abschiebung von Menschen ohne Bleiberecht in Deutschland. Diskutiert wird zudem, ob weitere Staaten als sogenannte sichere Herkunftsländer eingestuft werden sollten.

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Aus Koalitionskreisen hieß es, in puncto Flüchtlingspolitik stünden SPD und FDP aktuell relativ nahe beieinander. Die Grünen legten den Schwerpunkt dagegen vor allem auf finanzielle Hilfen für durch die Unterbringung und Versorgung besonders belastete Kommunen. Bund und Länder wollen am 10. Mai erneut über die Aufteilung der Kosten für die Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern und Flüchtlingen beraten.

80.000 Asylanträge im ersten Quartal 2023

Im ersten Quartal 2023 stellten nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) 80.978 Menschen erstmalig in Deutschland einen Asylantrag. Davon betrafen 5.817 Anträge Kinder im Alter von unter einem Jahr. Flüchtlinge aus der Ukraine müssen in Deutschland und anderen EU-Staaten keine Asylanträge stellen, sondern finden über die sogenannte Massenzustrom-Richtline Aufnahme.

Über die deutsche Position bei den laufenden Verhandlungen zur Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) will die Bundesregierung die Obleute der Fraktionen im Innenausschuss an diesem Freitag informieren. Da es Mitgliedstaaten gibt, die nicht bereit sind, über einen Solidaritätsmechanismus Asylbewerber von Staaten mit EU-Außengrenzen wie Italien oder Griechenland aufzunehmen, wird überlegt, welche anderen möglichen Beiträge sie leisten könnten.

FDP für Ausweitung der Westbalkanregel

Bei Abschiebungen stehen neben den Bundesländern vor allem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Sonderbevollmächtigte für Migrationsabkommen, Joachim Stamp (FDP) in der Verantwortung. Die FDP will, dass Stamp bei seinen anstehenden Verhandlungen mit Staaten, die bei der Rücknahme ihrer ausreisepflichtigen Staatsbürger mehr kooperieren sollen, seinen Gesprächspartnern auch etwas anzubieten hat. Wohl auch deshalb macht sie sich dafür stark, die sogenannte Westbalkanregel, die ein Kontingent für die Einreise von Arbeitskräften vorsieht, auf weitere Staaten auszuweiten.

In den Tagen nach dem Koalitionsausschuss Ende März war öffentlich weiter über die dort gefassten Beschlüsse zu Vorgaben für Heizungen in Neubauten gestritten worden. Darauf, dass das nicht der neue Stil sein soll, legen vor allem SPD und Grüne Wert. Wohl auch deshalb sagte die SPD-Vorsitzende, Saskia Esken, am Donnerstag: „Sie sehen uns gut gelaunt und ausgeschlafen – ich finde, das ist schon die Nachricht.“ (dpa/mig) Aktuell Politik

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