Unruhe im Flüchtlingsheim
Muslimen Schweinefleisch serviert?
Zunächst war nach einem Polizeieinsatz in einer Rostocker Flüchtlingsunterkunft von einem glimpflichen Ausgang die Rede. Laut einem Medienbericht stehen allerdings Vorwürfe im Raum: Muslimen soll wiederholt Schweinefleisch serviert worden sein. Die Stadt sieht kein gravierendes Fehlverhalten.
Montag, 17.04.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.04.2023, 17:30 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Polizei geht dem Verdacht der Körperverletzung in einer Rostocker Flüchtlingsunterkunft nach. Es seien fünf Anzeigen aufgenommen worden – teilweise seien sie von Bewohnern angezeigt worden, teilweise werde von Amts wegen ermittelt, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Drei Anzeigen stünden im Zusammenhang mit Ereignissen vom Wochenende. Bei zwei weiteren Anzeigen handele es sich um Vorfälle, die sich davor zugetragen haben sollen. Die polizeiliche Arbeit stehe noch ganz am Anfang. So müssten etwa Zeugen befragt werden. Nähere Angaben könne man derzeit nicht machen. Zuvor hatte die „Ostsee-Zeitung“ über entsprechende Vorwürfe berichtet.
Am Samstag hatte es in der Unterkunft im Stadtteil Schmarl einen Polizeieinsatz gegeben. Hintergrund soll nach früheren Angaben der Polizei Unmut der Bewohner über die Essensversorgung gewesen sein. Die Situation hatte sich nach Angaben vom Wochenende aber wieder beruhigt. Die „OZ“ hatte im Nachgang allerdings von Vorwürfen seitens mehrerer Bewohner berichtet. Demnach soll es in der Vergangenheit Übergriffe auf sie gegeben haben. Der Geschäftsführer der zuständigen Sicherheitsfirma hatte am Sonntag gesagt, diese habe es nicht gegeben. Es gebe die Dienstanweisung, dass bei Konflikten umgehend die Polizei zu rufen sei. Auch die Stadt teilte am Montag mit, nach erster Prüfung gebe es kein Erfordernis, das für die Einrichtung geltende Regelwerk zu verändern.
Der Rostocker CDU-Abgeordnete im Schweriner Landtag, Daniel Peters forderte eine Behandlung des Themas im Innenausschuss. „Sowohl der Innenminister, als auch der Rostocker Sozialsenator und vor allem Vertreterinnen und Vertreter des Trägers, der Sicherheitsfirma und des Caterers müssen vom Innenausschuss gehört werden.“ Er verwies auf die Unschuldsvermutung und die unklare Faktenlage.
Muslimen Schweinefleisch serviert
Nach Polizeiangaben vom Wochenende waren am Samstag zwölf Streifenwagen vor Ort gewesen. 40 Bewohner sollen lautstark gegen das Essen protestiert haben. Demnach ging es auch um den Vorwurf, dass Muslimen wiederholt Schweinefleisch serviert worden sein soll, was mit ihrem Glauben nicht konform geht. Auch um die Qualität des Essens und kalte Duschen soll es gegangen sein. Nach Angaben der Stadt wurde neues Essen organisiert sowie die Betreuung und der Sicherheitsdienst verstärkt. Man gehe den Beschwerden nach, erklärte Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke). Gravierendes Fehlverhalten ist jedoch laut Stadt bisher nicht erkennbar.
Ein Sprecher der Stadt sagte, gerade wegen der unterschiedlichen Herkunft gebe es verschiedene Erwartungen an das Essen. Dass gerade Ramadan sei, habe auch eine Rolle gespielt, weil sich dadurch die Essenszeiten für einen Teil der Bewohner in die Zeit nach Einbruch der Dunkelheit verlagerten. Geprüft würden die Einführung eines Büfett-Angebots und die Etablierung eines Essensbeirates. Dem Caterer sei entgegen anders lautender Meldungen nicht gekündigt worden.
281 Menschen in der Unterkunft
In der Notunterkunft sind laut Stadt derzeit 281 Menschen unterschiedlichster Nationalitäten untergebracht. Die Zahl der Unterkünfte wird nach Aussage Bockhahns in den kommenden Monaten wachsen. Dabei soll künftig nach Möglichkeit auf provisorische Notunterkünfte verzichtet werden.
Insgesamt beziehen laut Stadt derzeit 1.120 Personen in Rostock Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Herkunftsländer seien schwerpunktmäßig Syrien, Afghanistan und die Russische Föderation, aber auch Irak und der Iran. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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