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Szene aus einem Twitter-Video der italienischen Küstenwache bei der Rettung von Boots-Geflüchteten

Demo gegen Sterben

1.200 Geflüchtete erreichen Italien

Trotz eines Bootsunglücks mit Dutzenden Toten wagen weiterhin viele Menschen die gefährliche Überfahrt übers Mittelmeer. An einem einzigen Wochenende erreichten mehr als 1.200 Menschen die italienische Küste. Am Ort des Unglücks demonstrierten Tausende. Derweil verschärft Italien Strafen gegen Schlepper.

Sonntag, 12.03.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 12.03.2023, 16:30 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Am Wochenende haben mehr als 1.200 Geflüchtete die italienische Küste erreicht. Nach einer gefährlichen Fahrt übers Mittelmeer kamen am Samstag ein Boot mit 487 Menschen an der Hafenstadt Crotone in der Region Kalabrien im Süden des Landes an, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Zudem brachte ein Schiff der Küstenwache 584 Geflüchtete in den Hafen der Stadt Reggio Calabria. Die Menschen waren zuvor aus überfüllten Booten auf hoher See an Bord genommen worden. Hinzu kam nach Angaben der Küstenwache ein weiteres Schiff mit einer kleineren Gruppe.

Die Küstenwache stand in den vergangenen Tagen heftig in der Kritik, weil sie Ende Februar einem Boot mit mehr als 150 Menschen zunächst nicht zur Hilfe gekommen war. Das Boot kenterte. Am Wochenende – zwei Wochen nach dem Unglück – zogen Einsatzkräfte die Leichen dreier Kinder und dreier Erwachsener aus dem Wasser. Insgesamt starben mindestens 79 Menschen, darunter 32 Kinder und Jugendliche, wie ein Kommandant der Carabinieri auf Anfrage bestätigte. Kritik gibt es weiterhin auch an der Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

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5.000 Menschen demonstrieren gegen Sterben im Mittelmeer

Wegen der schwierigen Wetterbedingungen und der vielen Personen seien die Einsätze am Wochenende „außergewöhnlich komplex“ gewesen, hieß es von Seiten der Behörden. Immer noch trieben Menschen auf Booten, die eigentlich seeuntauglich seien, im Meer. Das Hilfsprojekt Alarm Phone berichtete am Sonntag, dass noch 47 Geflüchtete in Seenot vor der libyschen Küste unterwegs seien. Die Menschen an Bord seien müde und hätten panische Angst. Seit Anfang Januar hat Italien nach offiziellen Zahlen mehr als 17.000 Bootsgeflüchtete aufgenommen – mehr als doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Unterdessen demonstrierten am Samstag etwa 5.000 Menschen gegen das Sterben im Mittelmeer. Sie versammelten sich in der kalabrischen Stadt Steccato di Cutro, vor deren Küste sich das schwere Unglück vor zwei Wochen ereignete. Am Strand gedachten sie der Toten mit einer Schweigeminute. Einige Demonstranten hielten ein Kreuz in die Höhe, das aus den Trümmern des verunglückten Holzbootes gebaut wurde.

Italien verschärft Strafen gegen Schlepper

Dessen ungeachtet will Italien künftig mit drastischen Haftstrafen gegen Schlepper im Mittelmeer vorgehen. Regierungschefin Giorgia Meloni kündigte nach einer Sitzung des Ministerrats an, dass Schleusern und Hintermännern künftig Gefängnisstrafen von bis zu 30 Jahren drohen, wenn es bei irregulären Überfahrten zu Unfällen mit Toten kommt. Die rechte Regierung in Rom reagiert damit auf das Bootsunglück vor der Küste Kalabriens.

Meloni hatte ihr Kabinett in der Stadt Cutro einberufen, vor dessen Strand sich das Unglück abspielte. „Wir wollten ein symbolisches und konkretes Signal senden“, sagte Meloni zu der Sitzung und dem Dekret über das verschärfte Strafrecht für Schlepper. „Ich will diese Leute bekämpfen und besiegen“, sagte sie über jene „Händler des Todes“. Der neue Strafenkatalog betreffe nicht nur jene Schlepper und Schleuser, die auf italienischem Gebiet oder in italienischen Gewässern gefasst werden, sondern weltweit, kündigte Meloni an. (dpa/mig) Aktuell Ausland

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