Historikerin Margit Franz
Rund 5.000 Juden flohen vor der Schoah nach Indien
Dass viele Juden vor den Nazis nach Großbritannien oder in die USA geflohen sind, ist bekannt. Forscherin Margit Franz weist zum Holocaust-Gedenktag auf ein weniger bekanntes Kapitel hin: Viele Juden sind auch nach Indien geflohen.
Von Iris Völlnagel Mittwoch, 25.01.2023, 18:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25.01.2023, 15:11 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Seit Jahren forscht die Historikerin Margit Franz zum Holocaust und Indien als Zufluchtsort. Die Ergebnisse hat sie in ihrem Buch „Gateway India: Deutschsprachiges Exil in Indien zwischen britischer Kolonialherrschaft, Maharadschas und Gandhi“ (2015) sowie im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts Metromod veröffentlicht. Insgesamt seien rund 5.000 Juden ins indische Exil geflohen, sagt sie im Gespräch.
Wie kommen sie auf die Zahl 5.000?
Margit Franz: 5.000 ist eine Zahl, die ich hochgerechnet habe. Die eigentlichen Zahlen werden wir nie finden. Auch gab es viele Transitflüchtlinge, die nur für zwei oder drei Monate blieben.
Warum ist Indien als Zufluchtsort so wenig bekannt?
Margit Franz: In der wissenschaftlichen Forschung standen zunächst die größeren Aufnahmeländer USA oder Großbritannien im Mittelpunkt. Indien wurde 1947 unabhängig, die Briten zogen ab und auch viele der jüdischen Flüchtlinge verließen das Land Richtung Palästina, USA oder Australien. Damit ging auch die Erinnerung verloren.
Was ist das Besondere am indischen Exil?
Margit Franz: Indien war häufig nicht die erste Wahl. Viele kamen, nachdem andere Länder ihre Grenzen geschlossen hatten. Erst ab Frühjahr 1938 suchte man auch exotische Ziele. Wer nach Indien einreisen wollte, verfügte meist über gute Netzwerke oder familiäre Anbindungen. Gesucht waren vor allem qualifizierte Fachkräfte aus dem medizinischen oder technischen Bereich. Für Mittellose oder alleinreisende Frauen war es schwierig, nach Indien zu kommen. (epd/mig) Aktuell Interview
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