Geraubt und verkauft
Baerbock gibt Benin-Bronzen an Nigeria zurück
Im Sommer hat Deutschland die Rückgabe von in der Kolonialzeit aus dem heutigen Nigeria geraubten Kunstwerken zugesagt. 20 Benin-Bronzen bringt Außenministerin Baerbock nun persönlich zurück. Am Sonntag reist sie dafür nach Nigeria.
Sonntag, 18.12.2022, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18.12.2022, 12:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im Zuge der vereinbarten Restitution von in der Kolonialzeit geraubten Kunstwerken reist Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) persönlich für eine Rückgabe nach Nigeria. Zusammen mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) will sie in den kommenden Tagen 20 Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückgeben, wie ein Sprecher am Freitag in Berlin mitteilte. Hunderte dieser so bezeichneten Kunstwerke lagern in deutschen Sammlungen.
Deutschland und Nigeria hatten im Sommer vereinbart, das Eigentum aller Benin-Bronzen aus deutschen Sammlungen an Nigeria zu übertragen und erste Kunstwerke schon in diesem Jahr zurückzugeben, wie der Sprecher des Außenministeriums erläuterte. Mit der Reise erfülle Baerbock diese Zusage. Deutschland zeige damit auch, wie ernst man es mit der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit meine, ergänzte er.
Begleitet wird Baerbock auch von den Direktorinnen und Direktoren von fünf großen deutschen Museen und Stiftungen, die Benin-Bronzen in ihren Sammlungen haben: das Linden-Museum in Stuttgart, das Grassi-Museum in Leipzig, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, das Museum am Rothenbaum in Hamburg und das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.
Beninz-Bronzen – geraubt und verkauft
Die Stadt Hamburg hat am Freitag eine Rückgabevereinbarung mit Nigeria über alle 179 in der Hansestadt befindlichen Benin-Bronzen unterzeichnet. Mit anderen Museen gibt es schon länger ähnliche Vereinbarungen. Die Berliner Stiftung hat die Übertragung von 512 Objekten versprochen. Köln gibt 92 Benin-Bronzen zurück. Sachsen hat die Rückgabe von 262 Kunstwerken verbindlich zugesagt. In Stuttgart geht es um 70 Objekte.
Die sogenannten Benin-Bronzen umfassen Kunstobjekte aus Bronze, aber auch aus Holz, Elfenbein und Messing. Sie wurden seit dem 13. Jahrhundert von Künstlern in Benin, das heute in Nigeria liegt, gefertigt. Viele der Reliefs und Skulpturen erzählen die Geschichte des Königreichs Benin, einige haben rituelle Bedeutung. Die meisten Benin-Bronzen, die heute in deutschen und internationalen Sammlungen zu finden sind, wurden 1897 bei einer britischen Strafexpedition aus dem Palast des Königshauses Benin geplündert und sowohl an private Sammler als auch an zahlreiche europäische Museen verkauft.
Besuch von „Wiederaufbauprojekten“
Schon bei der Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen Deutschland und Nigeria im Sommer dieses Jahres wurden zwei Kunstschätze als Symbol für die versprochene Restitution an Nigeria übergeben, ein aus Messing angefertigter Gedenkkopf eines Königs und eine Reliefplatte aus Messing mit der Darstellung eines Königs mit vier Begleitern. Erstmals gibt nun aber eine Vertreterin der Bundesregierung vor Ort Benin-Bronzen zurück.
Auf ihrer dreitägigen Reise trifft Baerbock sich nach Angaben ihres Sprechers unter anderem auch mit ihrem nigerianischen Amtskollegen. Zudem plane sie eine Reise in den Nordosten des Landes, um sich ein Bild von Projekten zu machen, bei denen Deutschland den Wiederaufbau von durch die Terrorgruppe Boko Haram zerstörten Dörfern fördert. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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