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Universität © ninastoessinger auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Studie

Studienkredit-Boom wegen coronabedingter Öffnung für Ausländer

In Deutschland erhalten immer weniger Studierende BAföG. Das geht aus einer aktuellen Erhebung hervor. Demgegenüber ist die Zahl neu abgeschlossener Studienkredite gestiegen. Grund: Erstmals durften auch ausländische Studierende diesen Kredit beantragen – coronabedingt nur für kurze Zeit.

Donnerstag, 09.12.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.12.2021, 13:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Immer weniger Studenten in Deutschland erhalten einer Studie zufolge staatliche Unterstützung durch BAföG. Seit dem Jahr 2012 sei die Förderquote rückläufig und habe im vergangenen Jahr mit rund elf Prozent einen neuen Tiefstand erreicht, hieß es im am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Studienfinanzierungs-Check des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Die Autoren der Studie führten das vor allem darauf zurück, dass bestimmte Studierendengruppen wie an privaten Hochschulen (bundesweiter Anteil neun Prozent) und formal in Teilzeit Studierende (acht Prozent) prinzipiell vom BAföG ausgeschlossen sind.

Auch die Fördervoraussetzung eines Studiums innerhalb der Regelstudienzeit treffe auf zwei Drittel der aktuellen Studierenden-Generation nicht mehr zu, hieß es weiter. Ebenfalls ohne staatliche Unterstützung bleiben demnach Studierende über 35 Jahre, deren Anteil aktuell bei mindestens drei Prozent liegt. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) gehe an der Lebensrealität der heutigen Studierendengeneration deutlich vorbei, kritisierte Ulrich Müller, Experte für Studienfinanzierung beim CHE. „Mit seiner traditionellen Normvorstellung eines Studiums ignoriert das BAföG eine längst vielfältigere Realität.“

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Mehr Studienkredite durch Öffnung für ausländische Studierende

Die Corona-Pandemie hat seiner Ansicht nach das strukturelle Problem noch einmal offen gelegt. So sei die BAföG-Förderung nicht darauf angelegt, flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. „Als Reaktion auf die Auswirkungen der Pandemie, unter anderem den Wegfall zahlreicher Nebenjobs, die für rund zwei Drittel der Studierenden wichtigste Finanzierungsquelle sind, wurde mit der temporären ‚Überbrückungshilfe‘ ein weiteres Finanzierungsinstrument mit wieder eigenen Förderbedingungen eingeführt“, beklagte der Experte.

So konnten zur Linderung von pandemiebedingten Notlagen Studierende die nicht rückzahlungspflichtige „Überbrückungshilfe“ beantragen. Die Studierenden durften maximal 500 Euro auf dem Konto haben und mussten nachweisen, dass ihre akute finanzielle Notlage auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen war. Zusätzlich wurde der KfW-Studienkredit vorübergehend zinsfrei gestellt und von Juni 2020 bis März 2021 auch für ausländische Studierende zugänglich gemacht, was zu einem deutlichen Anstieg von neu abgeschlossenen Studienkrediten geführt hat. Internationale Kreditnehmer machten der Erhebung zufolge über 30 Prozent der Neukunden aller Studienkredit-Anbieter aus.

BAföG-Reform „überfällig“

Müller nannte die geplante BAföG-Reform der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP „unterstützenswert wie überfällig“. Benötigt werde ein zukunftsfähiges System staatlicher Studienfinanzierung, das mindestens den KfW-Studienkredit, den Bildungskredit und die Überbrückungshilfe zu einem umfassenden und in sich flexiblen Systems der Studienfinanzierung bündele. Nur ein solches verständliches wie verlässliches Modell der Studienfinanzierung könne dauerhaft eine chancengerechte Beteiligung an hochschulischer Bildung gewährleisten.

Für die Studie haben Müller und seine Co-Autoren Jan Thiemann und Melisande Riefler nach eigenen Angaben aktuelle Daten zu Fördermitteln und deren Bedeutung für die Studienfinanzierung zum Wintersemester 2021/22 aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft

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