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Suitbert Cechura © privat, Zeichnung: MiG

Flüchtlingspolitik

Bitte keine Eintwicklungshilfe mehr!

Die deutsche Flüchtlingspolitik und Entwicklungshilfe sind absurd. Warum sonst kommen die meisten Flüchtlinge aus Ländern, denen geholfen wurde?

Von Mittwoch, 01.12.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 30.11.2021, 14:34 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Wenn es um die Behandlung von Flüchtlingen geht, dann gibt es einen eigenartigen Streit. Die einen betonen, dass nicht alle Notleidenden hier aufgenommen werden können. Die anderen fordern mehr Hilfen für die Herkunftsländer. Beide Positionen sind seltsam.

Die Betonung der begrenzten Aufnahmemöglichkeiten von Flüchtlingen in Deutschland ist in mehrfacher Hinsicht absurd. Erstens wollen nicht alle Menschen in Not nach Deutschland, es handelt sich um eine begrenzte Zahl.

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Zweitens können die Menschen, die gerne ihrer Not in Richtung Westen entkommen würden, dies nur in seltenen Fällen bewerkstelligen. Die meisten kommen nicht weit und landen in einem der regionalen Flüchtlingslager der UN. Die UN zählt mittlerweile 82,4 Millionen Flüchtlinge weltweit, also eine Größenordnung wie die Einwohnerzahl Deutschlands. Dabei zeigt dieses Fluchtproblem, dass die viel gelobte freie Wirtschaft und ihre militärische Absicherung weltweit nicht nur der Natur schaden, sondern die Lebensgrundlage vieler Menschen ruinieren.

Von der genannten Zahl sind 48 Millionen, also mehr als die Hälfte, Binnenflüchtlinge, verbleiben innerhalb des eigenen Landes; 20,7 Millionen werden von der UNHCR betreut und versorgt. Eine Flucht kostet schließlich Geld, deshalb legen viele Familien ihr Geld zusammen oder verschulden sich, um ein oder zwei Mitglieder auf den Weg zu schicken.

„Es geht also gar nicht darum, dass Deutschland keine Fremden vertragen könnte und überfordert wäre, sondern es geht lediglich darum, dass Deutschland darauf besteht, selber zu bestimmen, wie viele und wen es aufnimmt.“

Drittens stellt sich die Frage, wo denn die Grenze der Aufnahmefähigkeit liegen soll. Kann Deutschland 100.000, 1 Million oder wie viele zugereiste Menschen verkraften? Die Betonung der begrenzten Aufnahmefähigkeit wird offenbar auch dann nicht ad absurdum geführt, wenn gleichzeitig Fachleute die Zahl der notwendigen Migranten berechnen, die es für das Funktionieren der Wirtschaft als Fachkräfte oder für die Finanzierung der Rentenversicherung braucht.

Dass dafür Flüchtlinge wegen fehlender Qualifikation nicht in Frage kämen, ist ebenso eine Legende, zählen doch zu den vielgesuchten Arbeitskräften auch und gerade Ungelernte. Es geht also gar nicht darum, dass Deutschland keine Fremden vertragen könnte und überfordert wäre, sondern es geht lediglich darum, dass Deutschland wie die anderen Staaten auch darauf besteht, selber zu bestimmen, wie viele und wen es aufnimmt. Und da sind Flüchtlinge in den Augen der Politik anmaßend, im Endeffekt kriminell, wenn sie für sich ein Recht auf Asyl einfordern.

„Kommen denn die meisten Flüchtlinge nicht gerade aus Ländern, denen europäische oder westliche Hilfe zuteilgeworden ist?“

Die Forderung nach mehr Hilfe in den Herkunftsländern als Fluchtvermeidungsstrategie erweist sich bei näherem Hinsehen als ebenso absurd. Kommen denn die meisten Flüchtlinge nicht gerade aus Ländern, denen europäische oder westliche Hilfe zuteilgeworden ist? Nicht nur die Afghanen, die jetzt vergeblich versuchen, die EU zu erreichen, können ein Lied davon singen. Sie sind doch Resultat der „Hilfe“, die der Westen dort beim Aufbau der Zivilgesellschaft mit Panzern und Bomben zwei Jahrzehnte lang praktiziert hat!

Sie haben davon gelebt, dass sie Dienstleistungen für das NATO-Militär und die begleitenden Projekte erbrachten. Jetzt sind die Militärs und Entwicklungsprojekte weg und damit die Lebensgrundlage vieler Afghanen. Ein Grund, sie hier aufzunehmen, ist dies – nach der ersten Euphorie über gelungene Transitflüge der Bundeswehr ab Flughafen Kabul – allemal nicht.

Schon die Visavergabe bereitet Probleme – und überhaupt sollen die doch besser, wenn nicht zu Hause, so doch in der Region bleiben. Bundesaußenminister Maas hat ja in diesem Sinne die Anrainerstaaten besucht und ihnen klargemacht, wie viel Platz bei ihnen für die Aufnahme von Notleidenden besteht. Eile, sie hierher zu holen, gibt es jedenfalls nicht – und wenn sie sich jetzt selber über Belarus auf den Weg machen, dann ist das ein Grund, sie nicht hereinzulassen.

Nicht zufällig kommen die meisten Flüchtlinge aus Ländern, in denen westliche Staaten und damit auch Deutschland für die Durchsetzung von Werten gesorgt haben. So musste seinerzeit mit Bomben ein drohender Holocaust auf dem Balkan sowie der Einsatz von Massenvernichtungswaffen im Irak verhindert werden; das unmenschliche Assadregime in Syrien galt es zusammen mit menschenfreundlichen Islamisten zu bekämpfen und den libyschen Diktator Gadhafi zu liquidieren, um diversen Warlords frei Bahn zu schaffen.

„Schließlich hat die Hilfe dazu geführt, dass dortige Ländereien von ihren Bewohnern gesäubert werden mussten, um Kenia-Böhnchen oder Blumen anzubauen, die europäischen Küchen oder Büros zugutekommen.“

Alles im Namen hoher Titel, die den dortigen Menschen nicht gut bekommen sind! Und wenn die Afrikaner als massenhafte Bedrohung für Europa gelten, denen der Weg bereits in Mali abgeschnitten werden soll, so sind sie doch auch Resultat jahrzehntelanger Hilfe Europas bei der Entwicklung ihrer Länder. Schließlich hat die Hilfe dazu geführt, dass dortige Ländereien von ihren Bewohnern gesäubert werden mussten, um Kenia-Böhnchen oder Blumen anzubauen, die europäischen Küchen oder Büros zugutekommen; oder dass Shell ein ganzes Niger-Delta mit Öl verschmutzen durfte – um nur einige Beispiele zu nennen.

All das ist das Werk der legendären Entwicklungshilfe aus dem reichen Norden. Und nicht zuletzt die Flüchtlingsströme zeigen, was die dortigen Bewohner (sofern sie nicht zu der kleinen, besitzenden Elite gehören) davon haben. Vor weiterer Hilfe aus Europa sollte man die dortigen Menschen vielleicht eher bewahren als mehr davon zu verlangen. Meinung

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  1. urbuerger sagt:

    Es tut mir Leid das Sagen zu müssen, aber diese Logik entbehrt jeder echten, nachvollziehbaren Logik!

    Die Menschen kommen nicht zu uns und auch deren Wunsch zu uns zu kommen, beruht nicht darauf, dass die EU oder sonst wer Entwicklungshilfe an die Herkunftsländer der Migranten zahlt!

    Die Menschen kommen in erster Linie, weil die gezahlte Entwicklungshilfe fehlgeleitet wird und nicht bei denen ankommt, für die sie gezahlt wurde!
    Die meisten Entwicklungsländer, die Gelder erhalten, werden von Autokraten und Diktatoren regiert und sollte Mal ein Land dabei sein, welches halbwegs demokratisch regiert wird, grassiert die haltlose Korruption der politischen Kaste, die sich die Gelder untereinander aufteilt!

    Wenn die Gelder dort ankommen würden, wo sie sollten, bei den Menschen, die darauf angewiesen wären, würden sich nicht so viele auf den oft tötlich endenden Weg nach Europa machen!

    Jeder Mensch, egal in welchem Land, auf welchem Kontinent er lebt, will in erster Linie seine Familie versorgt sehen und wenn es nicht mehr anders geht, versucht man eben in eines der Industrielânder zu kommen um Geld an die Familie zu senden, damit diese eben versorgt ist!

    Es ist eine Schande, dass die EU Staaten und auch alle anderen Entwicklungshilfe zahlenden Staaten nicht in der Lage sind, sich gegen die korrupten Regierungen und den Despoten durchzusetzen, wie sie die Gelder verwenden, die gezahlt werden!
    Oft würde es schon reichen, die Gelder Zweckgebunden zu zahlen, damit mit dem Geld keine Waffen gekauft werden können und das nachgewiesen werden muss, was mit den Geldern finanziert wird!
    Es muss doch möglich sein, dass die reichen Länder genug Druck aufbauen können, um die Gelder so leiten zu können, dass die kleinen Bauern, der kleine Handwerker oder die Ausbildungen besser werden, um den Menschen im eigenen Land ein Auskommen zu garantieren, welches höher ist, als die knapp
    2 US Dollar, die sie heute am Tag verdienen!

    Wie bei allen Menschen geht es darum, ein Selbstwertgefühl entwickeln zu können, seine Familie versorgen zu können und ein gewaltfreies Leben führen zu können!

    Mit der ganzen Finanzmacht, die von den Industrieländern aufgebracht werden könnte, wäre es möglich, dafür Sorge zu tragen, dass die Entwicklungshilfe auch dem Namen nach das tut, was sie sollte, das Leben der Menschen dort zu verbessern!

    Sollte es nicht möglich sein, dass die Gelder für das vergeben werden, wie sie sollten, muss die Zahlung gestoppt werden, und von der UN eine Friedenstruppe entsandt werden, die dafür sorgt, dass alles mit rechten Dingen zu geht, denn es ist nicht nur die finanzielle Macht, die von den Industrienationen ausgeht, sondern auch die militärische Macht!

    Die Entwicklungshilfe einzustellen, würde für noch stärkere Perspektivlosigkeit sorgen und die Menschen würden noch eher in Bewegung Richtung „Norden“ gezwungen!!!

  2. Levent Öztürk sagt:

    Ein wirklich effektive und riesengroße Hilfe wäre, wenn EU-Staaten ihre gesammelten Altkleider oder ihre Agrarüberschüsse jeglicher Art nicht mehr auf den afrikanischen Märkten zu Cent-Preisen verrammschen und somit die afrikanische Bekleidungsindustrie zerstören würden, wenn EU-Fangflotten sofort aufhören würde vor den afrikanischen Küsten per Fischfang-Raubbau den afrikanischen Fischern die letzten Fische wegzufangen und sie dann wegziehen müssen. Auch sollte der seit über 100 Jahren währende Diebstahl und Raubbau von Bodenschätzen, wie Erdöl, Erdgas, Seltene Erden, Litium, Edelsteine, Gold, Silber etc. in Afrika durch EU-Staaten sofort eingestellt werden. Dass wäre die größte Hilfe und Entwicklungshilfe für Afrika und würde auch die Gründe mindern, weswegen die Menschen aus diesen von Eu-Staaten gebutelten Gebieten in die EU fliehen müssen. Leider jammert man lieber in der EU, wenn Flüchtlinge an der EU-Grenze ankommen statt diese gravierenden Ursachen von Flucht zu bekämpfen.