Schwarze Menschen, People of Color, Straße, Stadt, Rassismus
Schwarze Menschen in Deutschland (Symbolfoto) © whitfieldink @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Afrozensus

Viele schwarze Menschen in Deutschland erleben Rassismus

Diskriminierung und Rassismus sind für Schwarze Menschen in Deutschland Alltag – in der Schule, beim Arzt oder bei der Wohnungssuche. Das ist das Ergebnis des „Afrozensus“. Und wenn sich Betroffene wehren, werden sie nicht ernst genommen.

Mittwoch, 01.12.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 30.11.2021, 15:25 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Viele in Deutschland lebende schwarze Menschen erleben Rassismus. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten „Afrozensus“ des Vereins „Each One Teach One“ hervor. Befragte berichteten demnach von anti-schwarzem Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen, wie beispielsweise Gesundheit, Wohnungsmarkt und Bildung. Und sie sich wehren, machen sie oft schlechte Erfahrungen. Über 90 Prozent er Befragten geben an, dass ihnen nicht geglaubt wird, wenn sie Rassismus ansprechen oder Kritik äußern.

„Es gibt keinen Bereich, in dem Diskriminierung und Rassismus keine umfassenden Probleme sind“, teilte der Verein mit. Der Zensus stelle auf Grundlage umfassender Daten erstmals die Lebensrealität sowie die Rassismuserfahrungen der über eine Million in Deutschland lebenden schwarzen Menschen dar.

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Schlechtere Noten bei gleichen Leistungen

So auch im Bildungsbereich. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie aufgrund rassistischer Zuschreibungen in der Schule oder Universität bei gleicher Leistung schlechtere Bewertungen als andere Mitschüler erhalten. 8 von 10 Befragten mit Beeinträchtigung geben an, im Kontakt mit Ämtern und Behörden diskriminiert zu werden.

Anti-schwarzer Rassismus hat sich der Erhebung zufolge in den vergangenen fünf Jahren durch rassistische Reaktionen auf erhöhte Einwanderung von Flüchtlingen und Migranten seit 2015, die damit verbundene Politik sowie die Reproduktion von Rassismus in Medien und Berichterstattung verstärkt.

Exotisierung, Sexualisierung und Kriminalisierung

Die Black-Lives-Matter-Bewegung, antirassistische Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit, die Medienpräsenz schwarzer Menschen sowie soziale Medien schwächten anti-schwarzen Rassismus hingegen ab. Jene Abschwächung werde dabei zuallererst dem Einsatz, dem Aktivismus und der Handlungsmacht schwarzer Menschen zugeschrieben, heißt es.

Rassismus gegen schwarze Menschen wirkt sich dem Bericht zufolge vor allem über drei Mechanismen: Exotisierung, Sexualisierung und Kriminalisierung. So gaben mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden an der Online-Befragung an, ihnen sei ungefragt in die Haare gegriffen worden, wodurch „Schwarze Körper als exotisch konstruiert“ würden.

1 Million Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland

Außerdem gaben fast 80 Prozent an, aufgrund ihres Aussehens sexualisierte Kommentare auf Dating-Apps erhalten zu haben. Etwa die Hälfte der Befragten (56 Prozent) berichtete von diskriminierenden Polizeikontrollen nach äußeren Merkmalen („Racial profiling“).

In Deutschland leben über 1 Million Menschen afrikanischer Herkunft. Jeder Vierte hat keinen Migrationshintergrund. An der Online-Befragung, deren Teilnahme zwischen Mitte Juli und Anfang September 2020 möglich war, nahmen 6.419 Personen ab 16 Jahren teil, die in 144 verschiedenen Ländern geboren wurden, die meisten von ihnen (43,9 Prozent) in Deutschland. (epd/mig) Leitartikel Panorama Studien

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  1. urbuerger sagt:

    Mit meinen etwas über 60 Jahren, wurde von meinen Eltern so erzogen, dass alle Menschen gleich sind!
    Mir und meinen beiden Brüdern wurde stets beigebracht, dass man mit jedem Menschen, egal welche Hautfarbe er hat, so umgehen soll, wie man selbst möchte, dass man mit meiner Person umgeht, was zu Rutsch heißt, sei Ehrlich, sie höflich sei tolerant und störe dich nicht an Äußerlichkeiten der Person oder dessen Behinderung!
    So wie uns unsere Eltern das Leben mit anderen Ethnien und andere Aussehenden beigebracht haben, haben wir auch unsere Kinder erzogen, die inzwischen auch selbst wieder Kinder haben und sie nach den gleichen Richtlinien erziehen, wie wir damals von den Eltern erzogen wurden!

    Wenn ich dann von solchen Fällen hôre, wie vor ein paar Tagen, dass eine Frau einen Schwarzen Mann bespuckt hat und im Beisein seines Kleinkindes massiv beleidigt hat, könnte ich vor Wut überschäumen, denn solche Menschen sind durch die Eltern oder das Umfeld so falsch sozialisiert worden, dass es schon fast Schmerzen verursacht!

    Ich kann einfach nicht begreifen, was in solchen Menschen vorgeht, da es in meinen Augen nicht den geringsten Grund gibt, sich an einem schwarzen Menschen, einem Andersgläubigen oder mit anderen Merkmalen ausgestatteten Menschen abzuarbeiten!

    Ich selbst habe in einem Land gearbeitet, in dem es ziemlich normal war, mit Afrikanern, Arabern oder Asiaten zu arbeiten!
    Wir haben uns trotz unserer äußerlichen Unterschiede sogut verstanden, dass wir unsere Projekte stets früher als andere fertig hätten und auch teilweise innovativer, so wo wir das einbringen konnten!
    Wir alle haben uns noch nach Jahren des öfteren getroffen, bis ich wieder nach Deutschland zurück ging, aber auch hier haben wir uns zweimal getroffen, obwohl die Anreise oft schwer war, da dem Schwarzen Freund mehrmals ein Visum verweigert wurde!

    Ich werde regelrecht wütend, wenn ich immer wieder hôren muss, wie wenig die Deutschen Toleranz anderer Menschen gegenüber zeigen können und ärgere mich, wenn es soetwas auch noch immer in den Behörden gibt das Menschen mit anderem Aussehen benachteiligt werden!
    Hier müsste der Gesetzgeber scharfe Maßnahmen gegen diese Beamten erlassen und vor allem auch durchsetzen und kontrollieren!

    Ich muss aufhören, da mir die Haare zu Berge stehen, wenn ich mich noch weiter dazu äußern würde!!!