Keine freiwillige Rückkehr
Warum Asylsuchende aus Gambia in Deutschland bleiben
Die sogenannte „freiwillige Rückkehr“ von Asylbewerbern wird von der Bundesregierung unterstützt. Dennoch lehnen Asylsuchende aus Gambia dieses Angebot mehrheitlich ab. Wissenschaftler haben die Gründe untersucht.
Mittwoch, 17.02.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 16.02.2021, 15:10 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Menschen, die aus dem westafrikanischen Kleinstaat Gambia nach Deutschland kommen, stark zugenommen. Nur wenige von ihnen erhalten jedoch Asyl. Sie sind während ihres Asylverfahrens von Teilhabeleistungen wie Sprachkursen ausgeschlossen. Stattdessen wird ihnen die freiwillige Rückkehr nahegelegt, die von der Bundesregierung finanziell und organisatorisch unterstützt wird.
Doch dieses Angebot wird kaum angenommen, die meisten Asylsuchenden aus Gambia bleiben in Deutschland. Gründe dafür sind einer Untersuchung zufolge der Erfolgsdruck, der auf potenziellen Rückkehrern lastet, und ihr relativer Erfolg auf dem deutschen Arbeitsmarkt, der eine Rückkehr nicht attraktiv erscheinen lässt.
Auf Überweisungen angewiesen
„Viele Asylsuchende aus Gambia müssen in ihrem Herkunftsland ihre Familienangehörigen unterstützen. Überweisungen aus dem Ausland machen knapp 13 Prozent des gambischen Bruttonationalproduktes aus. Familien verkaufen nicht selten ihr Land oder Vieh und verschulden sich, damit ein Familienmitglied die Reise nach Europa antreten kann“, sagt Judith Altrogge vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. „Menschen, die ohne vorzeigbaren Erfolg aus Europa nach Gambia zurückkehren, müssen fürchten, stigmatisiert zu werden. Darum kommt eine freiwillige Rückkehr für die meisten nicht in Frage.“
„Im Jahr 2018 gingen 42 Prozent aller Gambier:innen in Deutschland einem geregelten Arbeitsverhältnis nach“, fügt Daniel Auer vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hinzu. „Das Beispiel von Asylsuchenden aus Gambia zeigt, dass man sich auch mit geringer Bleibeperspektive oder abgelehntem Asylantrag erfolgreich in den hiesigen Arbeitsmarkt integrieren kann. Das Potenzial dieser Menschen für den deutschen Arbeitsmarkt sollte anerkannt, Angebote wie die „Beschäftigungsduldung“ sollten ausgebaut und niederschwellig gestaltet werden.“ Aktuell Panorama
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