Ausländer haben schlechte Ausbildungschancen

In Deutschland wächst das Angebot an offenen Lehrstellen bei gleichzeitig steigender Zahl unversorgter Bewerber. Experten fordern regional abgestimmte Lösungsansätze.

Donnerstag, 19.09.2019, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:41 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Zahl der Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen, ist in Deutschland in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung fänden Betriebe und Jugendliche seltener zueinander, heißt es in dem am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten „Ländermonitor berufliche Bildung 2019“ der Bertelsmann Stiftung. So suchten 79.000 Jugendliche im vergangenen Jahr erfolglos eine Lehrstelle, während 58.000 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben

Die Gründe für solche „Passungsprobleme“ seien vielfältig, hieß es. In 44 Prozent der Fälle hielten entweder Betriebe die Bewerber nicht für geeignet oder die Jugendlichen fanden den Betrieb nicht attraktiv genug. Bei einem Drittel der unbesetzten Stellen gebe es einfach keine Bewerber für den angebotenen Ausbildungsberuf. Dies betreffe besonders Branchen wie das Lebensmittelhandwerk oder das Hotel- und Gastronomiegewerbe, hieß es.

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Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) der unbesetzten Stellen liege das Problem in fehlender Mobilität, weil sich Ausbildungsbetriebe und Bewerber in unterschiedlichen Regionen des jeweiligen Bundeslandes befinden. Das betreffe in besonderem Maße Bayern und Sachsen.

Experte fordert regionale Lösungsansätze

Der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, forderte auf die jeweilige Region abgestimmte Lösungsansätze. So bräuchten gerade kleine Betriebe Unterstützung, ihre Lehrstellen zu besetzen. Zudem gelte es, in den eher unbeliebteren Ausbildungsberufen die Rahmenbedingungen zu verbessern. Hilfreich wäre auch, die Kontakte zwischen Schulen und Betrieben zu intensivieren und so den Übergang zu erleichtern. Mit diesen Maßnahmen könne gleichzeitig die hohe Zahl an Ausbildungsabbrüchen verringert werden.

Insgesamt zeige die Studie eine verbesserte Situation auf dem Ausbildungsmarkt für junge Menschen. Kamen 2009 im bundesweiten Durchschnitt auf 100 Ausbildungssuchende knapp 89 Stellen, so sind es heute annähernd 97. Allerdings gibt es der Studie zufolge große regionale Unterschiede: Vor allem im Süden und Osten Deutschlands gebe es Regionen mit einem Überhang an Ausbildungsstellen.

Ausländer mit schlechten Chancen

Im bayerischen Passau kommen beispielsweise auf 100 Bewerber rein rechnerisch 129 offene Stellen, im thüringischen Altenburg-Gera 112. Azubi-Plätze fehlen hingegen im Westen und Nordwesten der Republik. So stehen in Hagen in Nordrhein-Westfalen 100 Bewerbern nur 80 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Hauptschüler und Migranten haben der Studie zufolge nach wie vor schlechte Ausbildungschancen. So starteten 2017 nur 37 Prozent der Hauptschüler nach dem Schulabschluss eine Ausbildung. Bei Bewerbern mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren es 44 Prozent.

Experte schlägt Alarm

Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels sei dies alarmierend, erklärte Dräger. Er warnte vor einer tiefen Spaltung des Ausbildungsmarktes: „Wir müssen die Integrationskraft des Ausbildungssystems stärken.“ Er schlug für strukturschwache Regionen wie das Ruhrgebiet eine Weiterentwicklung des öffentlich geförderten Übergangssystems vor.

Für den Ländermonitor verglich ein wissenschaftliches Team der Universität Göttingen und des Soziologischen Forschungsinstituts in Göttingen die Situation der beruflichen Bildung in den 16 Bundesländern. Als Schwerpunktthema wurden erstmals die sogenannten Passungsprobleme analysiert, also das gleichzeitige Auftreten von unbesetzten Stellen und unversorgten Bewerbern. Leitartikel Panorama Studien

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