Naturkatastrophen
Frauen trifft der Klimawandel am härtesten
Der Klimawandel betrifft Männer und Frauen nach dem Urteil von Experten nicht in gleichem Maße. Frauen sind von der Erderwärmung besonders betroffen. In der Klimapolitik spielten sie aber bisher kaum eine Rolle. Von Benjamin Dürr
Dienstag, 21.08.2018, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.08.2018, 18:10 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Wenn das Wasser knapp wird und die Ernte auf den Feldern karg ausfällt, spüren es die Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika als erste. Wenn Brunnen wegen des Klimawandels austrocknen, müssen die Frauen weiter laufen, um Wasser für ihre Familien zu holen. Wenn Gebiete wegen Trockenheit unbewohnbar werden, ziehen Männer oft in die Städte, während Mütter und Kinder zurückbleiben. Die Erderwärmung hat besonders schwerwiegende Folgen für Entwicklungsländer – und dort besonders für die Frauen.
„Der Klimawandel trifft Männer und Frauen nicht in gleichem Maße“, erklärt die Klimaexpertin Anne Barre von der französischen Frauenrechtsorganisation WECF. Traditionelle Geschlechterrollen führen dazu, dass Frauen oft die ersten sind, die die Folgen der Erderwärmung spüren. Sie sind meistens verantwortlich für die Versorgung der Familie mit Nahrung und Wasser. Wenn die Anbaumethoden, mit denen sie über Generationen ihre Felder bestellten, nicht mehr genug Ertrag liefern, müssen sie Alternativen finden. Frauen sind dadurch oft auch die ersten, die sich anpassen.
Frauen leiden besonders
Auch unter den Folgen von Überschwemmungen und Naturkatastrophen, die sich durch den Klimawandel häufen, leiden Frauen besonders. Nach dem Tsunami in Südostasien 2004 überlebten laut einer Schätzung der Hilfsorganisation Oxfam drei Mal mehr Männer als Frauen. Dies könne daran gelegen haben, dass mehr Männer schwimmen gelernt hätten und Frauen sich zudem oft um die Kinder kümmerten, bevor sie sich in Sicherheit bringen könnten, wird vermutet.
Bisher spielten diese Aspekte in der Klimapolitik jedoch kaum eine Rolle, sagt Fleur Newman vom Weltklimarat in Bonn. Erst auf dem Klimagipfel 2012 in Doha erkannte die internationale Gemeinschaft die Rolle von Frauen an, vor allem auch, dass sie in Konferenzen einbezogen werden müssen. Nur rund 30 Prozent der Delegierten an Klima-Verhandlungen sind weiblich. Dadurch seien die Interessen der Hälfte der Weltbevölkerung nur schlecht vertreten, beklagt Newman.
„Regierungen tun sich oft schwer mit Klima- und Frauen-Themen – und besonders mit der Kombination“, erklärt die Expertin. Dabei könnte eine Politik zur Schonung des Klimas und zur Anpassung an die Folgen der Erderwärmung auch der Schlüssel zur Lösung anderer sozialer Probleme sein.
Alternativen machen unabhängiger
In Georgien beispielsweise unterstützt die Organisation „Women Engage for a Common Future“ (WECF), für die Aktivistin Barre arbeitet, Familien bei der Umstellung von Holz- auf Solarheizungen und Solarkochstellen. Bisher wird dort vor allem Holz gesammelt und verbrannt. Ähnliche Projekte gibt es in vielen Regionen der Welt. Mit Solaranlagen schonen die Familien nicht nur die Umwelt und das Klima, indem sie auf die Abholzung von Wäldern verzichten. Solargeräte nehmen zudem manche Last von den Schultern der Frauen. Beim Kochen sparen sie Zeit und Geld.
In zahlreichen Projekten in Gebieten, in denen der Klimawandel sich bemerkbar macht, lernen Frauen, Anbaumethoden zu verbessern und zu ergänzen: Wenn sie beispielsweise zusätzlich zum traditionellen Ackerbau auch Bienenzucht betreiben, sind sie unabhängiger von Preisschwankungen einzelner Produkte und haben ein zusätzliches Einkommen – vor allem bei Missernten infolge von Trockenheit.
Projekte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels böten damit die Möglichkeit, die Gesellschaft positiv zu verändern, sagt Barre. Den Frauen komme eine entscheidende Rolle dabei zu, Bewusstsein für das Thema Klimawandel in Familien und Gemeinschaften zu schaffen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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