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Das Rettungsschiff "Lifeline" (Archivfoto)

Keinen sicherer Hafen

Irrfahrt des Rettungsschiffs „Lifeline“ im Mittelmeer geht weiter

Sie glaubten sich in Sicherheit, doch dann kam die Ungewissheit. Seit Tagen warten Flüchtlinge auf einem deutschen Rettungsschiff im Mittelmeer, dass sie an Land gehen dürfen. Weltpolitik auf dem Rücken von Flüchtlingen?

Montag, 25.06.2018, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 26.06.2018, 20:39 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das deutsche Rettungsschiff „Lifeline“ mit 234 Flüchtlingen an Bord hat am Sonntag vor Malta im Mittelmeer weiter auf die Erlaubnis zur Einfahrt in einen Hafen gewartet. Die Ungewissheit dauert seit der Rettung der Flüchtlinge am Donnerstag an, weil Italien definitiv seine Häfen sperrt und Malta sich ebenfalls weigert. „Es scheint, als ob die Weltpolitik auf dem Rücken dieser Menschen ausgetragen werden soll“, sagte der Kapitän der „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, mit Blick auf den Asyl-Streit vor dem EU-Sondergipfel zu Migration am Sonntag in Brüssel.

Menschen aus Seenot zu retten, sei kein Verbrechen, sondern eine Pflicht, sagte Reisch. Eine Rückführung nach Libyen würde der Genfer Flüchtlingskonvention widersprechen. Reisch bezeichnete die Lage an Bord als stabil. Unter den Flüchtlingen seien vier Säuglinge mit ihren Müttern, auch ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut. Maltesisches Militär brachte Lebensmittel. Das Schiff, das in Warteposition in internationalen Gewässern liegt, wird von der Dresdener Initiative Mission Lifeline betrieben.

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Auch das Handelsschiff „Alexander Maersk“ treibe mit 113 Flüchtlingen in internationalen Gewässern im Mittelmeer, ohne dass sich ein Hafen öffne, hieß es in einem dramatischen Appell der drei deutschen Seerettungsorganisationen Mission Lifeline, Sea-Watch und Sea Eye am Samstag. Unterdessen teilte die spanische Seenotrettung mit, sie habe allein am Samstag vor der Küste Andalusiens und der kanarischen Inseln 769 Menschen aus Seenot in Sicherheit gebracht.

Viele Menschen krank

Lifeline-Sprecher Axel Steier sagte dem „Evangelischen Pressedienst“, die Verhältnisse auf dem Rettungsschiff „Lifeline“ seien sehr beengt. Viele Menschen seien krank. „Sie brauchen dringend einen sicheren Hafen“, betonte er. „Sie dürfen nicht länger auf dem Wasser hin- und hergeschickt werden.“ Es seien diplomatische Verhandlungen zwischen mehreren Ländern im Gang, unter anderem zwischen Malta und Spanien. Spanien hatte kürzlich das Rettungsschiff „Aquarius“ mit 629 Menschen an Bord nach tagelanger Irrfahrt in den Hafen von Valencia einlaufen lassen. Italien hatte dies verweigert.

Auch der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, machte sich für eine humanitäre Lösung stark. Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, sei auf das Niveau von vor 2014 zurückgegangen. „Europa ist heute nicht mehr im Kern einer Migrations- oder Flüchtlingskrise“, sagte er. Mehr als neun von zehn Flüchtlingen oder Vertriebenen weltweit befänden sich außerhalb Europas. Am Donnerstag hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk beklagt, dass innerhalb von nur drei Tagen 220 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken seien. (epd/mig) Aktuell Politik

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