Syrien-Konferenz

UN brauchen Geld für Versorgung der Kriegs-Opfer

Eine Steigerung war eigentlich undenkbar. Doch nach sieben Jahren Krieg in Syrien müssen Spitzenpolitiker und Diplomaten einräumen: Es ist noch einmal schlimmer geworden. Und ein neuer Ort könnte zum Synonym der Schrecken werden.

Mittwoch, 25.04.2018, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 26.04.2018, 17:41 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Vereinten Nationen haben zu neuen Hilfen für die Opfer des Syrien-Krieges aufgerufen. Während die Zahl der Menschen in akuter Not weiter steige, „haben die UN ihre Mittel, um darauf zu reagieren, erschöpft“, sagte UN-Hilfskoordinator Mark Lowcock am Dienstag zum Auftakt einer zweitägigen Syrien-Geberkonferenz in Brüssel.

Die Vereinten Nationen und ihre humanitären Partner erwarteten 3,5 Milliarden US-Dollar (rund 2,9 Milliarden Euro) in diesem Jahr, um 13 Millionen Syrern lebensrettende Hilfe und Schutz zu spenden, sagte UN-Untergeneralsekretär Lowcock. Von dieser Summe sei erst knapp ein Viertel eingegangen. „Wenn wir die Mittel haben, können wir die Bedürfnisse von Menschen erfüllen. Wenn wir sie nicht haben, können wir es nicht.“

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Die humanitäre Krise in Syrien habe sich 2018 erneut verschärft. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres habe es 72 bestätigte Angriffe auf medizinische Dienste und Einrichtungen gegeben, erklärte Lowcock. Insgesamt sei Syrien die größte und verwickeltste humanitäre Krise unserer Zeit. „Millionen syrischer Kinder haben nie Frieden gekannt.“

Was die Menschen am meisten verlangten, sei Sicherheit, sagte die Syrien-Beauftragte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Valerie Petitpierre, am Rande der Konferenz dem „Evangelischen Pressedienst“. „Die Sicherheit, die Rückkehr zu einem normalen Leben, dass die Kinder zur Schule gehen können, dass sie leben können ohne Angst zu haben, dass sie bombardiert werden“, erklärte die Expertin, die Syrien vor wenigen Wochen besucht hatte.

„Enorme menschliche Tragödie

EU-Hilfskommissar Christos Stylianides sprach von einer „enormen menschlichen Tragödie“. Nach sieben Jahren Konflikt verschlechtere sich die humanitäre Lage in Syrien weiter. Auch die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien trügen schwere Folgen des Konfliktes. Dort hätten der Staat und lokale Gemeinschaften großzügig Flüchtlinge willkommen geheißen.

Unterdessen rückte die syrische Provinz Idlib, einem der letzten Rebellen-Gebiete, immer stärker in den Fokus der internationalen Gemeinschaft. „Idlib ist die große neue Herausforderung“, sagte der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura, in Brüssel. Die Region im Norden des Landes dürfe nicht das neue Aleppo oder Ost-Ghuta werden, sagte de Mistura mit Blick auf die Orte, die zuvor zu Brennpunkten des syrischen Krieges waren. Die Dimension in Idlib sei jedoch von diesen „komplett verschieden“, erklärte de Mistura und sprach von 2,5 Millionen Menschen.

Auch das Welternährungsprogramms (WFP) warnte vor einer humanitären Katastrophe in Idlib. „Es wird sicherlich die nächste große Schlacht“, sagte der WFP-Direktor für Syrien Jakob Kern am Dienstag in Genf. Idlib ist eines der letzten großen Gebiete, das Machthaber Baschar al-Assad wieder unter seine Kontrolle bringen will.

Krieg seit 2011

In Syrien herrscht seit 2011 ein blutiger Krieg zwischen Assads Regime, Rebellengruppen, Terrormilizen und ausländischen Mächten. Hunderttausende Menschen sind getötet worden, Millionen Syrer sind auf der Flucht.

Die EU hofft darauf, dass bei der Konferenz Zusagen für die UN und andere Hilfsorganisationen in derselben Höhe wie im vergangenen Jahr zusammenkommen. Bei der ersten Brüsseler Syrien-Konferenz im April 2017 sicherte die internationale Gemeinschaft 5,6 Milliarden Euro für 2017 sowie 3,5 Milliarden Euro für 2018 bis 2020 zu. Die Zusagen sollen Mittwochabend bekanntgegeben werden.

Zudem will die EU auch eine Wiederbelebung der Genfer Friedensgespräche zur Lösung des Syrien-Konfliktes anstoßen. Auch in dieser Hinsicht ist die Lage schlecht. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach davon, dass der „politische Stillstand“ derzeit „dramatisch“ sei. (epd/mig) Aktuell Ausland

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