Studie
Diskriminierung von Roma in Berlin nimmt zu
Mehr als 250 antiziganistische Vorfälle hat der Verein Amaro Foro im vergangenen Jahr in Berlin dokumentiert. Die Dunkelziffer sei viel höher. In der Regel gehe es um herabwürdigende Aussagen von Behördenmitarbeitern.
Dienstag, 10.04.2018, 6:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 11.04.2018, 18:03 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Diskriminierung von Roma in Berlin hat einer Studie zufolge im vergangenen Jahr zugenommen. Insgesamt dokumentierte der Verein Amaro Foro im vergangenen Jahr 252 antiziganistische und diskriminierende Vorfälle in der Hauptstadt, wie Projektkoordinatorin Diana Botescu am Montag in Berlin erklärte. Darunter sind 167 von Betroffenen, Sozialarbeitern oder Ehrenamtlichen gemeldete Vorfälle. Das waren 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor (2016: 146 Vorfälle).
Weiter stellte Amaro Foro 51 diskriminierende Medienberichte sowie 34 Beiträge aus sozialen Medien fest. Bei den dokumentierten Diskriminierungen handele es sich allerdings nur um die Spitze des Eisberges, die Dunkelziffer sei sicherlich viel höher, sagte Botescu. Viele Migranten aus Bulgarien und Rumänien würden pauschal als Roma eingestuft. Die Studie sei nicht repräsentativ.
Zahlreiche Vorfälle beziehen sich laut Dokumentation auf den Kontakt zu Leistungsbehörden wie Jobcenter oder Familienkasse. Dabei geht es in der Regel um herabwürdigende Aussagen von Behördenmitarbeitern sowie rechtswidriges oder fehlerhaftes Verwaltungshandeln. Weitere dokumentierte Fälle betreffen den Zugang zum Wohnungsmarkt und Diskriminierung in der Arbeitswelt. So ist in der Dokumentation der Fall einer unrechtmäßigen Kündigung wegen mangelhafter Sprachkenntnisse aufgeführt.
Erstmals Facebook von NPD und AfD ausgewertet
Der Verein Amaro Foro dokumentiert nach eigenen Angaben seit 2014 antiziganistische und diskriminierende Vorfälle in Berlin. Für das Jahr 2017 wurden erstmals systematisch auch die Facebook-Auftritte von NPD und AfD ausgewertet. Außerdem wurden die Diskriminierungserfahrungen sowohl von zugewanderten EU-Bürgern als auch von Roma-Asylbewerbern aus den Westbalkanstaaten erfasst.
Amaro Foro ist nach Selbstdarstellung eine interkulturelle Jugendselbstorganisation von Roma und Nicht-Roma mit dem Ziel, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Der Vereinsname steht in der Sprache der Roma, Romanes, für „Unsere Stadt“. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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