Ministerium überzeugt

Regierung gibt Fördermittel für Ditib-Projekte wieder frei

Die Freigabe von Fördermitteln durch das Familienministerium für den umstrittenen Islam-Verband Ditib stößt auf Kritik. Das Ministerium verweist auf eine gründliche Prüfung und die Wichtigkeit von Präventionsprojekten.

Mittwoch, 03.05.2017, 4:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 04.05.2017, 17:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Bundesfamilienministerium gibt Fördergelder für Präventionsprojekte des türkisch-islamischen Verbands Ditib wieder frei, die wegen der Spitzelaffäre vorübergehend gesperrt waren. Der Grünen-Politiker Volker Beck kritisierte die Förderung am Dienstag scharf. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Imame des Verbandes wegen Bespitzelungen in Deutschland. Das Ministerium verteidigte seine Entscheidung: Es gebe keine Verbindung zwischen den Projekten und den Ermittlungen.

Die Unterbrechung der Förderung sei notwendig gewesen, um die Auswirkungen des eingeleiteten Ermittlungsverfahrens gegen einzelne Imame der Ditib auf die geförderten Modellprojekte zu prüfen, sagte eine Sprecherin des Familienministeriums am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst. „Die Prüfung ergab, dass nach allen vorliegenden Erkenntnissen keine Verbindungen zwischen den geförderten Projekten und den vom Ermittlungsverfahren betroffenen Imamen besteht“, erklärte sie.

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Weil es keine Anhaltspunkte für eine Verbindung gebe, habe das Ministerium „keinen Grund und somit auch keine weitere rechtliche Grundlage, um die Fördergelder zurückzuhalten“, sagte die Sprecherin. Die Zusammenarbeit mit den Moscheen und muslimischen Akteuren sei notwendig, um die Jugendlichen für Präventionsprojekte zu erreichen, hieß es. Zudem sei das Familienministerium das einzige Ministerium der Bundesregierung gewesen, das die Fördergelder für die Ditib eingefroren habe.

Ministerium widerspricht Summe

Das Familienministerium widersprach Berichten über Förderungen in Millionenhöhe allein für Ditib-Projekte. Zwei Modellprojekte der Ditib zur Prävention von Jugendlichen gegen ein extremistisches Islamverständnis und zur Stärkung von gesellschaftlicher Verantwortung junger Muslime werden in diesem Jahr mit insgesamt rund 257.000 Euro gefördert, wie das Ministerium mitteilte. Ein weiteres Projekt für Patenschaften zwischen geflüchteten und hier lebenden Menschen werde zwar mit knapp 725.000 Euro gefördert. Hierbei sei die Ditib jedoch lediglich einer von insgesamt 23 Trägern des Programms.

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen richteten sich nicht gegen die Ditib, sondern gegen einzelne, wenige Imame, erklärte Ditib-Generalsekretär Bekir Alboğa in der ARD-Tagesschau am Montagabend. Das habe das Ministerium überzeugt, Ditib-Projekte weiter zu fördern.

Beck kritisiert Wiederaufnahme

Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck kritisierte die Wiederaufnahme der Förderung scharf. „Es kann nicht sein, dass man einem Verband, der in eine Spionage-Affäre verstrickt ist, weiterhin öffentliche Gelder zukommen lässt“, sagte der Grünen-Politiker. Die Ditib sei eine Tochteragentur einer Behörde in Ankara. Dass man sich mit der Zusicherung der Ditib einer strikten Trennung zwischen den geförderten Modellprojekten sowie den vom Ermittlungsverfahren Betroffenen zufrieden gebe, sei „schon fast ein Witz“.

Im Dezember war bekanntgeworden, dass einige Ditib-Imame in deutschen Moscheen im Auftrag der türkischen Regierung Informationen über Anhänger der Gülen-Bewegung gesammelt hatten. Daraufhin hatte die Bundesanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Von 16 beschuldigten Imamen haben zehn Deutschland verlassen. Die Türkei macht die Gülen-Bewegung für den Umsturzversuch vom Sommer vergangenen Jahres verantwortlich. (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. Heinz Schlenker sagt:

    So lange es Verbindungen zwischen der Ditib und dem türkischen Religionsministerium gibt, handelt es sich bei diesen Geldern um die indirekte Unterstützung eines Despoten.

    Steuerhinterzieher wie Hoeneß mussten hinter Gitter, aber verantwortliche Mitarbeiter in Ministerien betreiben Steuerverschwendung in weit größerem Ausmaß ohne hierfür jemals zur Rechenschaft gezogen zu werden.

    Davon abgesehen galt oder gilt doch der Satz: Wer zahlt bestimmt! Warum fordert das Ministerium nicht vor Überweisung eines Geldbetrags dazu auf, dass jegliche Verbindungen zum türkischen Religionsministerium für immer abgebrochen werden müssen und als Sicherheitsleistung für die künftige Einhaltung könnte man eine Grundschuld in Höhe der Geldleistungen auf die Moscheen eintragen lassen.

    Deutschland wird aus meiner Sicht zunehmend von naiven Laien regiert bzw. sind die wenigen „fähigen“ Leute höchstens noch in der freien Wirtschaft im Management anzutreffen. Umgekehrt gilt aber fürs Wahlvolk auch der Satz, dass ein Land die Regierung bekommt, die es verdient hat.