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Staat in Mord verwickelt?

Neue Untersuchung zu NSU-Mord belastet Ex-Verfassungsschützer

Nebenkläger des Kasseler NSU-Mordopfers Halit Yozgat wollen neue Beweise vorlegen, wonach ein früherer hessischer Verfassungsschutzmitarbeiter eine Falschaussage zum Mordfall getätigt haben soll. Eine NSU-Aufklärungsinitiative vermutet eine Verwicklung des Staates in den Mord.

Freitag, 07.04.2017, 4:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 10.04.2017, 17:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Münchner NSU-Prozess wollen die Nebenkläger des Kasseler NSU-Mordopfers Halit Yozgat voraussichtlich am 10. Mai neues Beweismaterial präsentieren. Es solle die bisherigen Aussagen des früheren hessischen Verfassungsschutzmitarbeiters Andreas Temme widerlegen, sagte Ayşe Güleç von der „Initiative 6. April“ am Donnerstag in Kassel. Yozgat war am 6. April 2006 in seinem Internetcafé von einem mutmaßlichen NSU-Täter erschossen worden.

Eine Untersuchung des Forschungslabors „Forensic Architecture“ der Universität London zeige, dass Temme, der unmittelbar vor dem Mord am Tatort anwesend war, sowohl den tödlichen Schuss gehört als auch die Leiche von Halit Yozgat gesehen haben müsse, sagte Güleç. Temme hat bisher wiederholt bestritten, etwas gehört oder gesehen zu haben.

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Bei der Untersuchung sei das Internetcafé komplett nachgebaut worden, sagte Christina Varvia von „Forensic Architecture“. Sowohl eine nachgestellte Kamerafahrt in Augenhöhe Temmes sowie ein Digitalmodell hätten eindeutig gezeigt, dass der Verfassungsschutzmitarbeiter den kurz zuvor erschossenen Yozgat gesehen haben müsse. Auch der Schuss, der an Temmes Sitzplatz im Café mit einer Lautstärke von mindestens 86 Dezibel ankam, sei nicht zu überhören gewesen. Dies hätten auch vier andere Zeugen aus dem Café bestätigt.

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Staat in Mord verwickelt?

Es stelle sich die Frage, warum jemand ein falsches Zeugnis gebe und nicht zur Rechenschaft gezogen werde, sagte Varvia. „Warum ist der Staat in diesen Mord in Person von Herrn Temme verwickelt?“, fragte sie. Was tatsächlich am 6. April in dem Internetcafé geschah, sei aber nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen. „Wir wissen immer noch nicht, wer die Täter sind“, bilanzierte Güleç.

Der NSU-Mordserie fielen zwischen 2000 und 2006 mutmaßlich zehn Menschen zum Opfer. Die Aufarbeitung der Taten beschäftigt Justiz und Staatsorgane bis heute. Nebenklägern des Münchener Prozesses erscheint insbesondere die Rolle Temmes ungeklärt. Dieser gab an, weder einen Schuss gehört, noch das Mordopfer beim Verlassen des Cafés gesehen zu haben. Das Münchner Gericht stufte seine Aussagen bisher als glaubwürdig ein. (epd/mig) Aktuell Panorama

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