Erfurt

Protest-Kreuze gegen Moschee-Bau sollen abgebaut werden

Unbekannte haben Holzkreuze aufgestellt, um gegen einen geplanten Neubau einer Moschee in Erfurt zu protestieren. Die Eigentümerin der Fläche dringt auf den Abbau, und die Kirchen sprechen von einem Missbrauch des christlichen Symbols.

Donnerstag, 16.03.2017, 4:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.03.2017, 16:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Protest gegen eine geplante Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Erfurt könnte ein juristisches Nachspiel haben. Die Aufsteller der vier und zehn Meter hohen Holzkreuze neben dem vorgesehenen Bauplatz müssten diese wieder abbauen. Sobald sie mit Hilfe der Polizei ermittelt seien, würden sie per Anwaltsschreiben aufgefordert, die Kreuze umgehend zu entfernen, teilte die Eigentümerin der Fläche, die Mainzer Aufbaugesellschaft, am Mittwoch MDR Thüringen mit. Zuvor hatten das Bistum Erfurt und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu Besonnenheit aufgerufen und sich gegen einen Missbrauch des christlichen Symbols gewandt.

Der MDR zitierte die Immobilientochter der Stadt Mainz mit den Worten: „Nachdem wir von den Vorgängen erfahren haben, haben wir uns umgehend mit der Stadt Erfurt sowie Vertretern der katholischen und evangelischen Kirchen in Erfurt in Verbindung gesetzt.“ Man sehe in den aufgestellten Holzkreuzen einen mehrfachen Verstoß gegen geltendes Recht. Konkret werfe das Unternehmen den Initiatoren der Aktion widerrechtliches Betreten fremden Eigentums und widerrechtliches Aufstellen von politischen Protestzeichen vor, berichtete der MDR.

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AfD unterstützte islamfeindlichen Protest

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde will im Erfurter Ortsteil Marbach eine Moschee bauen. Auf dem Grundstück neben ihrem geplanten Standort wurden Anfang März mehrere Holzkreuze aufgestellt. Beteiligt an den Aktionen seien unter anderem eine Gruppierung namens „Bürger für Erfurt“ sowie Rechtsextremisten aus Halle und die neurechte „Ein-Prozent“-Kampagne gewesen, berichtete MDR Thüringen. Auch die AfD unterstütze den Protest, hieß es.

Die Bischöfe der beiden großen Kirchen in Thüringen, der Katholik Ulrich Neymeyr und die Protestantin Ilse Junkermann, wendeten sich indessen entschieden gegen einen Missbrauch des Kreuzes als „Kampfeszeichen“. In einer am Dienstagabend in Erfurt verbreiteten gemeinsamen Erklärung heißt es: „Das Kreuz als Symbol des Christentums ist ein Zeichen der Gewaltlosigkeit, kein Kampfeszeichen.“ Das Kreuz, an dem Jesus Christus gestorben sei, stehe für Gottes Liebe zu den Menschen, und zwar zu allen Menschen.

Bischöfe verteidigen Recht auf freie Ausübung der Religion

„Wir sind aufgerufen zum Dialog und dem Respekt vor anderen Menschen und Religionen. Wer das Kreuz benutzt, um – egal in welche Richtung – Stimmung zu machen gegen Andersdenkende oder andere Glaubensrichtungen, missbraucht dieses christliche Symbol“, erklärten Neymeyr und Junkermann. Die verbalen Angriffe verschiedener Initiativen in sozialen Netzwerken führten nur zu weiteren Eskalationen.

Zu dem geplanten Moschee-Neubau bekräftigten die Bischöfe, Religionsgemeinschaften hätten das Recht auf die freie Ausübung ihrer Religion. „Deshalb begrüßen wir als christliche Kirchen den Moschee-Neubau in Erfurt. Wer die Religionsfreiheit infrage stellt, sollte sich fragen, ob er auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht“, unterstrichen die leitenden Geistlichen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. karakal sagt:

    Das Lustige – wenn man es „lustig“ finden will – an der Sache ist, daß die meisten Muslime die Ahmadiyya (Qadiyaniyya) gar nicht als zum Islam gehörig betrachten, sondern als eine vom Islam abgefallene Sekte, die im (mißbrauchten) Namen des Islams auftritt. Somit dürfte diese „Moschee“ (Ahmadiyya-Tempel) wohl von nur sehr wenigen Personen genutzt werden, die nicht dieser Sekte angehören. Mit anderen Worten: Sollte die Zahl der Muslime in Erfurt einmal zunehmen, und sollten diese imstande sein, sich finanziell den Bau einer Moschee zu leisten, dann wird die Moschee der Muslime erst noch kommen. Vor der Einrichtung von Moscheen in Deutschland verrichteten manche Muslime ihre Gebete auch in christlichen Kirchen, wenn keine anderen Räumlichkeiten zur Verfügung standen.

  2. Farraday sagt:

    @karakal
    „an der Sache ist, daß die meisten Muslime die Ahmadiyya (Qadiyaniyya) gar nicht als zum Islam gehörig betrachten, sondern als eine vom Islam abgefallene Sekte, die im (mißbrauchten) Namen des Islams auftritt.“

    Und seit wann ist der Islam demokratisch organisiert und die Mehrheit bestimmt was richtiger oder falscher („missbrauchter“) Islam ist? In Deutschland herrscht Religionsfreiheit…alle sind gleichberechtigt und alle können sich nennen wie sie es für richtig halten und das kann ihnen niemand ausreden.

  3. President Obama sagt:

    Das lustige ist, aber ich will es gar nicht lustig finden, dass die Unterstellung es handle sich um eine Sekte oder der Name des Islams würde missbraucht, auf eine nicht nur orthodoxe sondern eine extreme Koranauslegung schließt.

    Wer die Diskriminierung des Islams anprangert und gleichzeitig ihm nicht liebsame islamische Strömungen auch nicht toleriert, ist wenig glaubwürdig.