Am Haus geirrt
Schüsse auf Flüchtlingsunterkunft ohne fremdenfeindliches Motiv
Nach Schüssen auf eine Flüchtlingsunterkunft in Dreieich vor einem Jahr beginnt der Prozess. Laut Oberstaatsanwalt habe sich das vermutete fremdenfeindliche Motiv jedoch nicht bestätigt. Die Täter hätten sich am Haus geirrt.
Montag, 06.02.2017, 4:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.02.2017, 16:31 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Mehr als ein Jahr nach Schüssen auf eine Flüchtlingsunterkunft im südhessischen Dreieich hat am Freitag vor dem Landgericht Darmstadt der Prozess gegen drei Männer begonnen. Zwei Angeklagten werde versuchter Mord, einem dritten die Beihilfe dazu vorgeworfen, sagte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann dem Evangelischen Pressedienst. Bei der Tat in der Nacht zum 4. Januar 2016 war ein schlafender syrischer Asylbewerber am Bein verletzt worden. Das zunächst vermutete fremdenfeindliche Motiv habe sich aber nicht bestätigt. Die Täter hätten das Haus verwechselt. Sie hätten sichan einem Bekannten rächen wollen. Die Strafe dürfte ohne ein fremdenfeindliches Motiv milder ausfallen.
Der eine 28-jährige Haupttäter sei um das Haus herumgegangen und habe die Schüsse abgegeben, führte Hartmann aus. Der andere habe die Waffe besorgt, das Auto gefahren und mit dem Täter während der Tat telefoniert. Der Beihilfe beschuldigt werde ein 27-Jähriger, der im Auto hinten saß. Die aus Dreieich und Langen stammenden Angeklagten, die in Untersuchungshaft sitzen, hätten am ersten Verhandlungstag umfangreiche Ausführungen zur Anklage gemacht, sagte Hartmann. Auch der Syrer sei vernommen worden. Zu den weiteren Verhandlungstagen sind Zeugen geladen.
Die Schüsse auf die Flüchtlingsunterkunft im Dreieicher Stadtteil Dreieichenhain hatten vor einem Jahr bundesweit für Entsetzen gesorgt. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter, man dürfe nicht zusehen, wie sich die Spirale der Gewalt weiterdrehe. Der Rechtsstaat dürfe und werde eine solche Tat nicht hinnehmen. Noch am Tatabend versammelten sich rund 250 Menschen an der Flüchtlingsunterkunft zu einer Mahnwache. Wenige Tage danach protestierten in Dreieich rund 700 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit. (epd/mig)
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