Kein Aufenthaltsstatus

Tausende Kinder ohne medizinische Versorgung

Aufgrund aufenthaltsrechtlicher Bestimmungen erhalten mehrere Tausend Kinder in Deutschalnd - darunter auch Babys - keine medizinische Versorgung. Die Ärzteorganisation IPPNW fordert anonyme Krankenscheine.

Freitag, 13.05.2016, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.05.2016, 9:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mehrere Tausend Kinder ohne Aufenthaltsstatus erhalten nach Angaben der Ärzteorganisation IPPNW in Deutschland offiziell keine medizinische Versorgung. Selbst im akuten Krankheitsfall sei eine Behandlung nicht gesichert, kritisierten Vertreter der Organisation Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) am Donnerstag in Berlin. Schätzungen zufolge gibt es bundesweit einige Tausend bis einige Zehntausend Kinder und Jugendliche ohne Papiere. Insgesamt könnten in Deutschland bis zu 600.000 Menschen in der Illegalität leben, hieß es.

Betroffen von fehlender adäquater medizinischer Versorgung seien auch Babys, für die wegen des ungeregelten Aufenthalts ihrer Eltern auch keine gültige Geburtsurkunde existiere. Diese Kinder seien „in besonderer Weise rechtlich ungeschützt“, erklärte IPPNW. Ihre Eltern würden für die Kinder nur im äußersten Notfall medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, was dramatische Folgen haben könne.

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Nur mit Spendengeldern und ehrenamtlichem Engagement von Ärzten könnten Menschen in der Illegalität Zugang zu medizinischer Behandlung erhalten. Das von zahlreichen Hilfseinrichtungen deutschlandweit geschaffene alternative Versorgungsangebot könne den Bedarf aber nicht abdecken. „Die lobenswerte und wichtige Arbeit der Hilfsorganisationen stellt keinen adäquaten Ersatz der originär staatlichen Aufgabe medizinischer Versorgung von Kindern und Jugendlichen ohne Papiere dar“, sagte der Kinderarzt und stellvertretende IPPNW-Vorsitzende Alex Rosen.

Die Bundesregierung müsse einen „kostenlosen, niedrigschwelligen und diskriminierungsfreien Zugang zu medizinischer Versorgung“ für Kinder und Jugendliche in der Illegalität gewährleisten, forderte die Ärzteorganisation. Denkbar sei etwa die Behandlung auf Grundlage eines anonymen Krankenscheins oder einer anonymen Chipkarte. Gewährleistet werden müssten zudem Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen sowie die Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen. „Ein Leben in Gesundheit ist ein elementares Grundrecht aller Menschen – unabhängig von ihrem Pass“, betonte IPPNW.

Zudem sprach sich IPPNW für die Abschaffung der behördlichen Übermittlungspflicht nach Paragraf 87 Aufenthaltsgesetz für Minderjährige aus. „Ordnungspolitische Maßnahmen haben im Gesundheitssystem keinen Platz und widersprechen dem in der Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Vorrang des Kindeswohls“, erklärte die Ärzteorganisation. (epd/mig) Aktuell Politik

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