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Aus der Genfer Flüchtlingskonvention @ MiG

Wort des Jahres 2015

Flüchtlinge

"Flüchtlinge" ist das Wort des Jahres 2015. Der Ausspruch von Bundeskanzlerin Merkel "Wir schaffen das!" landet auf Platz zehn, "Je suis Charlie" auf Platz zwei. Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählte den Wort des Jahres aus 2.500 Vorschlägen aus.

Montag, 14.12.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.12.2015, 16:27 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Das Wort des Jahres 2015 lautet „Flüchtlinge“. Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählte es aus 2.500 vorgeschlagenen Begriffen aus, weil es für das beherrschende Thema des Jahres steht, wie ihr Vorsitzender Peter Schlobinski am Freitag in Wiesbaden bekanntgab. Auf den zweiten Platz setzte die neunköpfige Jury den Ausspruch „Je suis Charlie“, der nach dem Terroranschlag auf das Pariser Satireblatt „Charlie Hebdo“ geprägt wurde. An dritter Stelle landete „Grexit“ für den zeitweise drohenden Ausschluss Griechenlands aus dem Euro.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache kürt seit 1977 regelmäßig Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. 2014 hatte die Jury „Lichtgrenze“ in Anspielung auf die Lichtinstallation bei den Berliner Feiern zu 25 Jahren Mauerfall zum Wort des Jahres gewählt.

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Das jetzt zum Wort des Jahres gekürte Substantiv „Flüchtlinge“ stehe nicht nur für das beherrschende Thema dieses Jahres, es sei auch sprachlich interessant, sagte der an der Universität Hannover lehrende Linguistik-Professor Schlobinski. Mit der Endung „ling“ stehe es zum einen für eine gewisse Passivität wie bei Findling oder Schützling, habe zum anderen aber manchmal auch einen negativen Beigeschmack wie etwa bei Emporkömmling.

Der seit Mai im Amt befindliche Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache wies darauf hin, dass deshalb neuerdings öfters „Geflüchtete“ als Alternative gebraucht werde. Ob sich dieses Wort durchsetzen werde, sei aber offen. Er selbst glaube nicht daran, da Flüchtlinge stark im deutschen Wortschatz verankert sei, sagte Schlobinski.

Die Jury habe auch über Vorschläge wie „Flüchtlingsflut“ oder „Asylantenflut“ diskutiert, diese aber bewusst nicht gewählt, weil darin Menschen zu einer undefinierbaren Masse herabgewürdigt werden. Den Satz „Wir schaffen das!“ setzten die Juroren auf Platz 10 der diesjährigen Liste. Dass der Ausspruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht weiter vorne landete, liege zum einen daran, dass er einer bestimmten Person und politischen Ausrichtung zugeordnet sei. Zum andern sei umstritten, ob ein ganzer Satz Wort des Jahres sein sollte. „Willkommenskultur“ wiederum sei ausgeschieden, weil der Begriff bereits im vorigen Jahr auf Platz 6 der Wörter des Jahres gesetzt worden war. Insgesamt wirke Flüchtlinge am umfassendsten und neutralsten.

Mit „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) auf Platz 2 hätten nach den Morden islamistischer Terroristen in der Satirezeitung weltweit Millionen Menschen Solidarität mit den Opfern bekundet sowie für Pressefreiheit und gegen religiösen Fanatismus demonstriert, so Schlobinski weiter. Er hob hervor, es sei selten, dass sich ein französischer Satz in der deutschen Sprache so durchsetze. Bei „Grexit“ auf dem dritten Platz seien auch die vielen entstandenen Abwandlungen wie „Brexit“ für den drohenden britischen Austritt aus der EU oder etwa „Schwexit“ für den Wechsel des Fußballers Bastian Schweinsteiger zu Manchester United beachtet worden.

Die weiteren Platzierungen auf der Liste der Wörter sind: 4. Selektorenliste, 5. Mogel-Motor, 6. durchwinken, 7. Selfie-Stab, 8. Schummel-WM, 9. Flexitarier und 10. „Wir schaffen das!“. Es war die 40. Wahl der Wörter des Jahres. Die Entscheidung für „Flüchtlinge“ fiel laut Schlobinski mit acht zu eins Stimmen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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