Charta der Vielfalt unterzeichnet

Bundeswehr setzt verstärkt auf Migranten

Die Bundeswehr unterzeichnet „Charta der Vielfalt“. Damit möchte sie sich verstärkt für Migranten öffnen. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, mit.

Donnerstag, 01.03.2012, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 05.03.2012, 1:05 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Zwölf Prozent der Soldaten in der Bundeswehr haben einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr zufolge einen Migrationshintergrund. Ihre Vorfahren stammen aus der Türkei und anderen Ländern. Und das bekommen sie durchaus auch zu spüren. Denn die Studie hat auch ergeben, dass in der Truppe Rassismus und Fremdenfeindlichkeit keine Seltenheit sind. Darin heißt es unter anderem, dass sich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vor allem auf die Grundausbildung konzentrieren, auf die unteren Mannschaftsdienstgrade und auf den Osten Deutschlands.

Betroffene Rekruten mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund werden nach eigener Aussage als „Ali“, „Monchichi“ oder „Dönermann“ beschimpft, muslimischen Soldaten wird in der Kantine oft Schweinefleisch „untergejubelt“. Dabei sei bekannt, dass Muslime kein Schweinefleisch essen. Es ist von viel Unwissen und Ignoranz in der Truppe die Rede. Es gebe viele Vorurteile.

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Charta der Vielfalt unterzeichnet
Damit soll jetzt Schluss sein. Am Dienstag, 28.02.2012, unterzeichnete der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Thomas Kossendey, im Beisein von Staatsministerin Maria Böhmer die „Charta der Vielfalt“.

„Auch in der Bundeswehr spiegelt sich die Vielfalt der Gesellschaft in großen Teilen wider“, so Kossendey. Er betonte, dass die Bundeswehr bereits heute hohe Anforderungen an sich selbst stelle: mit dem Leitbild des Personalmanagements, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, mit dem Konzept der Inneren Führung sowie dem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform. „Gemeinsam mit den Integrationsfaktoren bieten sie Diskriminierungen keinen Nährboden und führen idealerweise zu einer echten gegenseitigen Wertschätzung“, erklärte der Staatssekretär.

Böhmer lobt Engagement der Bundeswehr
Staatsministerin Maria Böhmer hob das Engagement der Bundeswehr für mehr Vielfalt in den eigenen Reihen hervor. „Es ist ein gutes Zeichen, dass die Bundeswehr mit ihren über 300.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Ziele der Charta unterstützt.“ Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung nahm gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Initiative „Charta der Vielfalt“, Aletta Gräfin von Hardenberg, an der kleinen Feierstunde zur Unterzeichnung der Charta im Verteidigungsministerium teil.

Leutnant Martin Zehe zeigte sich zufrieden darüber, dass er mit seinem beharrlichen Einsatz Erfolg hatte. „Wir vertreten bereits heute alles, was die Charta abdeckt“, findet Zehe. Das solle durch den Beitritt zur Charta nun auch öffentlich bewusster gemacht werden. Wenn bekannter würde, wie offen die Bundeswehr gegenüber Minderheiten sei, könnten viele Vorurteile aufgebrochen werden. Auch mit praktischem Nutzen für die Bundeswehr: die Nachwuchswerbung könne dann breitere Massen ansprechen. Vor allem aber setze die Unterzeichnung der Charta ein Zeichen: „Es ist ein neues Zeichen für eine neue Zeit“, so Zehe.

Förderung der Vielfalt
Die „Charta der Vielfalt“ ist eine Selbstverpflichtung von Unternehmen und Institutionen zu Vielfalt, Toleranz, Fairness und Wertschätzung von Menschen im Arbeitsleben. Durch die Unterzeichnung verpflichtet sich die Bundeswehr, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen und Ausgrenzung ist. Die Bundeswehr will nun die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Vorgesetzte wie Mitarbeiter diese Werte erkennen, teilen und leben. Über ihre Aktivitäten und den Fortschritt bei der Förderung der Vielfalt und Wertschätzung soll die Bundeswehr nun jährlich öffentlich Auskunft geben. (eb) Aktuell Politik

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