TV-Tipps des Tages

29.08.2011 – Juden, Zypern, Kopftuch, Europa, Islam, Integration

TV-Tipps des Tages sind: Die Juden - Geschichte eines Volkes: Eine Dokumentation von Nina Koshofer und Sabine Klauser; Inseln des Mittelmeeres – Zypern; Schleierhaft: Über die Kultur des Schleiers in Europa;

Von Montag, 29.08.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 21.08.2011, 15:34 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Die Juden – Geschichte eines Volkes
5/6, Eine Dokumentation von Nina Koshofer und Sabine Klauser – Horizonte. Als Verfolgungen und Pogrome den deutschen Juden, den Aschkenasim, das Leben schwer bis unmöglich machen, wandern viele nach Tschechien und Polen aus. Zunächst sind sie dort willkommen und leben lange Zeit in Frieden. Sie entwickeln eine eigene, einzigartige Kultur. Doch auch hier werden sie wieder Opfer von Verfolgungen und müssen fliehen.

Amsterdam wird zum neuen jüdischen Zentrum in Westeuropa – bis in die Neuzeit. In Berlin beginnt, was für Juden in aller Welt bis heute Bedeutung hat: die jüdische Aufklärung und mit ihr die Emanzipation der Juden. Viele hoffen nun endlich auf Integration in die bürgerliche Gesellschaft. Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard 08:30-09:00 • HR

___STEADY_PAYWALL___

Inseln des Mittelmeeres – Zypern
„Der Gedanke an die Teilung meiner Heimat hat schon immer meine künstlerische Arbeit beeinflusst“, erklärt Larkos Larkou. Der 35-Jährige ist Musiker und beschäftigt sich mit traditioneller zyprischer Musik.

Nach Öffnung der Demarkationslinie im Jahr 2003 gründete er die gemischt-zyprische Band „Kyprogenia“. Für den griechischen Zyprioten ist die Musik ein Weg, mit der Teilung seiner Heimat umzugehen. Das Team trifft auch den türkischen Fotografen Mehmet Sik, der mit seinen Fotos seit über 50 Jahren zyprische Geschichte dokumentiert. Vorgestellt wird außerdem die Arbeit von Herodotos Herodotou, der in der Kulturlandschaft des TróodosGebirge Wein keltert. Darüber hinaus gibt der Film Einblicke in die zyprische Küche. Im nordzyprischen Dorf Büyükkonuk sind hausgemachte Röhrennudeln eine besondere Spezialität. Im Süden stellt Loula Ioannou seit fast 30 Jahren den traditionellen Haloumi her, Zyperns gastronomisches Aushängeschild.

Seit 1974 ist die drittgrößte Insel des Mittelmeeres geteilt in einen griechischen Süd- und einen türkisch besetzten Nordteil. Südlich der Türkei gelegen, bildet Zypern seit jeher den Brückenkopf zwischen Orient und Okzident. Daher wurde die Insel über Jahrtausende von Eroberern stark begehrt. Griechen, Römer, Byzantiner, Kreuzfahrer und Osmanen bis zu den Briten – alle haben ihre Spuren hinterlassen. Eindrückliche Beispiele dafür sind die Ruinenstadt Koúrion, die Selimiye-Moschee in Nikosia – einst eine gotische Kathedrale – oder die Kreuzritterfestung Kantára, die am Eingang der Halbinsel Karpaz auf einem Berggipfel thront… 15:30-16:20 • BR

Schleierhaft
Über die Kultur des Schleiers in Europa – Betrachtet man antike Skulpturen oder mittelalterliche Gemälde von Frauen, sind Schleier und Kopftücher allgegenwärtig. Sie verhüllen den weiblichen Körper und machen gerade dadurch Weiblichkeit sichtbar.

Babylonische Göttinnen, Damen in der Antike und Madonnen auf mittelalterlichen Gemälden: Seit Menschengedenken verdecken Frauen ihr Haar, verhüllen ihr Gesicht oder den ganzen Körper. Schleier und Kopftücher sind mächtige, urweibliche Zeichen – und sie bilden einen Widerspruch in sich: Sie machen Weiblichkeit sichtbar durch Verhüllung.

In westlichen Gesellschaften haben Schleier heute nur noch symbolischen Wert, als Brautschleier oder Nonnenhauben. Schleier und Kopftücher gelten als typisch islamische Kopf- und Körperbedeckungen. Im europäischen Straßenbild geben sich Kopftuchträgerinnen als Musliminnen zu erkennen. Und gerade bei jungen Frauen sind sie Ausdruck eines gestärkten muslimischen Selbstbewusstseins.

Im Westen lösen diese Kopfbedeckungen heftige Gefühle aus. Sie transportieren die unterschiedlichsten Botschaften in Bezug auf Geschlechterordnungen und Religion, gleichzeitig enthalten sie eine Fülle kultureller, erotischer und modischer Codes. Über das Erscheinungsbild von Kopftuch- und Schleierträgerinnen in der Öffentlichkeit wird im französischen Parlament diskutiert, im deutschen Feuilleton gestritten, in niederländischen Internetforen debattiert. Ganzkörperschleier – die afghanische Burka und der arabische Niqab – stoßen auf strikte Ablehnung. Sogar einfache Kopftücher sind zu Sinnbildern für kulturelle Überfremdung, radikalen Islam, Unterdrückung der Frau im muslimischen Patriarchat und weibliche Unfreiheit schlechthin geworden.

Schleier und Kopftuch waren und sind Inspiration für Kunst- und Kulturschaffende, früher thematisch fokussiert auf erotische und sinnliche Inhalte, heute auf das Spannungsfeld zwischen weiblicher Unfreiheit und Selbstbehauptung. Bis heute sind Schleier Projektionsflächen, für die Starkünstlerin Shirin Neshat ebenso wie für den Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk.

Die Dokumentation spürt die höchst komplexen Bedeutungsebenen hinter den Zeichen auf. Sie fragt aus deutscher und französischer Sicht, welche Rolle sie bei der Interpretation von Weiblichkeit spielen, welche realen und eingebildeten Gefahren von diesem Stück Stoff ausgehen, und warum der Schleier trotz allem seine Faszination und Magie bewahrt. 22:35-23:30 • arte TV-Tipps

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)