Modellprojekt

Stadtteilmütter beginnen mit Integrationsarbeit vor Ort

Sechs Monate lang haben sich 55 Frauen aus insgesamt 20 Nationen auf ihre Tätigkeit als Stadteilmütter vorbereitet. Nun ziehen sie los. Sie werden Familien als Ansprechpartnerinnen innerhalb der eigenen Community zur Verfügung stehen.

Freitag, 26.08.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 30.08.2011, 4:27 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Wer berät bei Erziehungsfragen? Wer informiert über Fördermöglichkeiten in der Schule oder gibt Hilfestellung bei Ausbildungsfragen? Wer ist Ansprechpartner bei gesundheitlichen Themen? Für Menschen, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind, ist es häufig schwierig, die hiesigen Institutionen und ihre Anforderungen zu durchschauen. Hier setzt das Landesvorhaben „Stadtteilmütter in NRW“ an und verbindet arbeits- und sozialpolitische Ansätze.

Sechs Monate lang haben sich 55 Frauen aus insgesamt 20 Nationen – von der Türkei, den Tschad oder Polen bis nach Kasachstan, Nigeria oder dem Irak – auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Sie wurden im Aufbau von Schlüsselqualifikationen und den Themen Ausbildung und Arbeit, Gesundheit sowie Erziehung und Familie geschult. Sie haben das örtliche Jugend- und Gesundheitsamt, Migrationsfachdienste und Beratungsstellen vor Ort besucht. Beim Besuch in den Berufsinformationszentren der Arbeitsagenturen haben sie sich außerdem intensiv über das deutsche Übergangssystem Schule-Ausbildung-Beruf, Fördermöglichkeiten und den Berufswahlprozess junger Menschen informiert.

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Einjährige Praxisphase im Stadtteil
Mit diesem breit gefächerten Wissen werden die Stadtteilmütter mehrere Familien pro Monat in den Ruhrgebietsstädten Bochum, Dortmund und Essen aufsuchen. Sie werden ein Jahr lang vor allem in sozial benachteiligten Stadtteilen arbeiten, dort Familien besuchen und als kompetente Ansprechpartnerinnen innerhalb der eigenen Community zur Verfügung stehen. Einen besonderen Schwerpunkt der Treffen werden die Themen Arbeit und Ausbildung ausmachen. Aber auch Familie, Erziehung oder Gesundheit sind Themen der Stadtteilmütter.

Darüber hinaus werden die Stadtteilmütter, die bisher langzeitarbeitslos und auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen waren, während des Projektzeitraumes selbst weiter-qualifiziert, erklärt Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit in NRW: „Viele der Frauen sind gut ausgebildet, haben aber eine lange Familienphase hinter sich. Andere haben bisher kaum Berufserfahrung. Mit ihrer Arbeit als „Stadtteilmutter“ qualifizieren sich die Frauen für eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt, zum Beispiel im sozialpflegerischen Bereich. Das Projekt ist so für beide Seiten ein großer Gewinn – und es unterstützt die Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs in NRW.“

Brückenbauerinnen
Für Guntram Schneider (SPD), Landesminister für Arbeit und Integration, ist das Stadtteilmütter-Projekt eine gelungene Verbindung aus Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik. „Familien werden in drängenden Alltagsfragen kompetent und lebensnah beraten; das Erwerbspotenzial von Frauen mit Zuwanderungsgeschichte wird ausgebaut und junge Migranten werden stärker an das Bildungs- und Ausbildungssystem herangeführt. Kurz: Die Stadtteilmütter werden zu wichtigen Informationslotsen und Brückenbauerinnen in die Gesellschaft“, so der Minister.

Schönefeld ergänzt: „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind doppelt so häufig arbeitslos wie Menschen ohne Migrationshintergrund und haben überdurchschnittlich oft keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ihre Ausbildung und Integration in Arbeit ist einer der Schlüssel zur Deckung des zunehmenden Fachkräftebedarfs. Die Stadtteilmütter leisten dazu einen großen Beitrag: Für sich selbst, und für ihre Community, die sie über Ausbildung und Arbeit informieren.“

Unterstützt werden die Stadtteilmütter bei ihrer Arbeit von örtlichen Trägern der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, die das Gesamtprojekt koordiniert, sowie den Jobcentern vor Ort. Als Erkennungszeichen tragen die Frauen rote Taschen und Schals. (hs)
Aktuell Gesellschaft

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