Fachkräftemangel
Deutschland ist unattraktiv für Hochqualifizierte
Deutschland unternimmt zu wenig, um Experten aus dem Ausland anzulocken. Das ist das Ergebnis einer Studie des deutschen Industrie- und Handelskammertags. Grünen-Politiker Memet Kilic fordert einen "Klimawandel".
Mittwoch, 17.11.2010, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.11.2010, 1:02 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
„Ausländische Fachkräfte und Studenten stehen derzeit nicht Schlange, um ihre Fähigkeiten in Deutschland einzubringen. Das sollte uns Sorgen machen“, warnte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann in der Frankfurter Rundschau vom Dienstag. Grund sei die mäßige Attraktivität Deutschlands. Die Auswertungen einer DIHK Umfrage unter 47 Außenhandelskammern zeige, dass Deutschland auf einer Skala von eins bis fünf (attraktiv bis unattraktiv) gerade einmal 2,8 erziele. Dabei würden Sprache, hohe bürokratische Hürden und die Nichtanerkennung von ausländischen Qualifikationen am häufigsten genannt. Was Deutschland außerdem fehle, sei eine „Willkommenskultur“. Junge qualifizierte Türken fühlten sich in Deutschland unerwünscht, Polen störten sich am Spargelstecher-Image.
Insgesamt tue Deutschland zu wenig, um Experten aus anderen Staaten anzulocken. So sei es beispielsweise praxisfern, ausländischen Studenten nach abgeschlossenem Studium in Deutschland lediglich eine Einjahresfrist zu gewähren, um eine Arbeitsstelle zu finden. Das vergraule viel junge Akademiker. Auch empfiehlt die DIHK die jährliche Einkommensgrenze für ausländische Fachkräfte von derzeit 66 000 auf 40 000 Euro zu senken.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
An diesem Punkt setzt der Grünen-Politiker Memet Kilic seine Kritik an. Er moniert, dass die Bundesregierung erst kürzlich einen entsprechenden Antrag seiner Fraktion abgelehnt habe. „Einheimische und Einwanderer dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Angesichts der absehbaren demografischen Entwicklung und des daraus resultierenden Rückgangs an Arbeitskräften müssen ein kluger Mix aus Bildung, Qualifizierung, Aktivierung zurzeit nicht genutzter Fachkräftepotenziale sowie die Neuregelung der Arbeitskräfteeinwanderung auf den Weg gebracht werden. Nur so können negative Folgen für die Wirtschaft, die Sozialsysteme und nicht zuletzt für die betroffenen Menschen verhindert werden“, so Kilic in einer Erklärung.
Einwanderer, die aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation die Möglichkeit haben in verschiedene Staaten einzuwandern, würden ihre Entscheidung auch von den einwanderungs- und integrationspolitischen Rahmenbedingungen im Zielstaat abhängig machen. Hierzu würden unter anderem eine sichere aufenthaltsrechtliche Perspektive, attraktive Einbürgerungsmöglichkeiten und eine gute Unterstützung ihrer Familienangehörigen, zum Beispiel durch Kinderbetreuung und gute schulische Angebote. Kilic abschließend: „Notwendig sind darüber hinaus aber auch das effektive Eintreten des Staates und der Zivilgesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus bzw. gegen rechtliche oder alltägliche Diskriminierung.“ (bk) Aktuell Wirtschaft
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