Studie

Muslimisches Leben in Deutschland

In Deutschland leben wesentlich mehr Muslime als bislang angenommen. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Auftrag der Islamkonferenz erstellt hat. Es soll am kommenden Donnerstag auf der Deutschen Islamkonferenz in Berlin vorgestellt werden.

Mittwoch, 24.06.2009, 7:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Für die Studie wurden 6004 Personen ab 16 Jahren aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländern zu Religion und Integration befragt. Mit den Angaben über Haushaltsmitglieder stützt sich die Auswertung auf fast 17 000 Personen.

Muslime und Staatsbürgerschaft
Bisher ging man von etwa 3,1 bis 3,4 Millionen Muslimen aus. Die Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“ kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass es bis zu 4,3 Millionen Muslime sein müssen. Die neuen, höheren Zahlen erklärt die Studie damit, dass jetzt erstmals mehr Herkunftsländer und außerdem auch die Nachkommen eingebürgerter Muslime berücksichtigt wurden.

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Mehr als die Hälfte, nämlich 2,5 bis 2,7 Millionen, haben türkische Wurzeln. Je etwa 600 000 stammen aus Südosteuropa und aus arabischen Staaten. Der Erhebung zufolge haben 45 Prozent der hier lebenden Muslime ausländischer Herkunft einen deutschen Pass, 55 Prozent eine ausländische Nationalität.

Mitgliedschaften und Religiosität
Auch in Bezug auf Mitgliedschaften in Vereinen überrascht die Studie. Während vier Prozent ausschließlich Mitglied in einem herkunftsbezogenen Verein ist, ist jeder zweite Muslim ist Mitglied in einem deutschen Verein. Jeder fünfte Muslim und jede fünfte Muslima gaben eine Mitgliedschaft in religiösen Vereinen und Gemeinden an.

Ein Drittel bezeichnet sich als „stark gläubig“ und die Hälfte als „eher gläubig“. 13,6 Prozent gaben an, eher nicht oder gar nicht zu glauben. Besonders ausgeprägt ist die Religiosität bei türkischstämmigen und afrikanischen Muslimen. Mit Ausnahme der Muslime aus dem Iran und Zentralasien, halten sich die Muslime weithin an Speisevorschriften und Fastengebote, vor allem die Sunniten. 70 Prozent der Frauen tragen nie ein Kopftuch und unter den stark gläubigen Musliminnen bedeckt jede Zweite ihr Haar. Zugewanderte Muslima tragen das Kopftuch häufiger täglich (25,2 Prozent) als in Deutschland geborene (17,8 Prozent).

Bildung und Schule
Am häufigsten fürchten muslimische die Eltern um ihre Töchter bei Klassenfahrten, hier bleiben fast zehn Prozent der Musliminnen Zuhause. Von hundert Befragten gaben sieben an, ihre Töchter nicht am Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen, vier wollten ihre Mädchen vom Sexualkundeunterricht fernhalten. Das ist weniger als der Bundesdurchschnitt. 15 Prozent aller Eltern wollen ihre Töchter aus religiösen und anderen Gründen vom Sexualkundeunterricht fernhalten. Der Boykott betreffe demnach „eine Minderheit“, so die Studie. Der Großteil (76 Prozent) würde sich auf der anderen Seite freuen, wenn die Schulen einen islamischen Religionsunterricht anbieten würden.

Download: Muslimisches Leben in Deutschland

Problembereich Bildungsniveau ist laut Studie aber nicht zu übersehen: Trotz eines in der zweiten Generation feststellbaren Bildungsaufstiegs ist die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss hoch und der Anteil der Abiturienten gering. Türkische Einwanderer haben, neben solchen aus dem Nahen Osten den weitaus niedrigsten Bildungsgrad. Schlechter steht es um die Bildungsabschlüsse bei arabischen Zuwanderern. Ausschlaggebend sei nicht die Religion, sondern vor allem der Bildungsgrad der Eltern, heißt es. Gerade bei den türkischen Frauen der ersten Zuwanderergeneration lägen auf diesem Gebiet „extrem niedrige Werte“ vor. Gesellschaft Studien

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