Hessischer Kulturpreis
Geht der Preis nun doch an Kermani?
In den Streit um die Verleihung des Hessischen Kulturpreises nehmen die Meldungen kein Ende. Nun scheint doch noch die Möglichkeit zu bestehen, dass der Hessische Kulturpreis mit Navid Kermani auch an einen muslimischen Vertreter vergeben wird. Allerdings soll die Verleihung des Preises in den Herbst verschoben werden. Die Zeit soll dazu genutzt werden, um die vorgesehenen Empfänger vorher an einen Tisch zu bringen.
Dienstag, 19.05.2009, 7:17 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 23:27 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Hessische Kulturpreis sollte in diesem Jahr erstmals an die Vertreter der drei großen Religionen in Deutschland vergeben werden. Mit dem Preis sollten die Preisträger für ihre besonderen Leistungen in der Kulturvermittlung und für ihren Beitrag zum interreligiösen Dialog geehrt werden.
Als Preisträger waren zunächst Karl Kardinal Lehmann, der frühere Kirchenpräsident der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, der stellvertretenden Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, und der Professor für Geschichte der Naturwissenschaften an der Frankfurter Goethe-Universität sowie Gründer und Leiter des Instituts für Geschichte der arabisch-islamischen Wissenschaften, Fuat Sezgin, vorgesehen.
Fuat Sezgin hatte jedoch aufgrund der Haltung Salomons Korn zum letzten Gaza-Angriff den Preis abgelehnt und dies damit begründet, dass es „für seine politische Überzeugung und sein kulturelles Verständnis nicht hinnehmbar sei, den Preis mit ihm anzunehmen“. Dabei hätte Sezgin an sich keine Problem mit der Person Salomon Korns, sagte er in einer Erklärung: „Es war lediglich die von Charlotte Knobloch, Prof. Dr. Salomon Korn und Dr. Dieter Graumann unterzeichnete Erklärung vom 10. Januar 2009 mit ihrer sehr einseitigen Befürwortung der damals virulenten militärischen Aktivitäten Israels in Gaza, die mich enttäuscht hat.“ Das Freisprechen des Staates Israels von jeder Mitverantwortung und das kategorische Ausschließen von Überlegungen, ob auch auf nicht-militärischem Weg eine Lösung hätte gefunden werden können, lehnte Sezgin ab.
Nach Sezgins Ablehnung wurde der Schriftsteller und Publizist Navid Kermani mit der Zustimmung der anderen Preisträger als neuer muslimischer Preisträger bestimmt. Als Kermani jedoch Mitte April einen Essay in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlichte, in dem er seine Gedanken zum christlichen Symbol des Kreuzes äußerte, reagierten die beiden christlichen Preisträger empört und lehnten wegen des „so fundamentalen und unversöhnlichen Angriffs auf das Kreuz als zentrales Symbol des christlichen Glaubens“ ab, den Preis zusammen mit Kermani anzunehmen.
Daraufhin erklärte das Kuratorium das Vorhaben, den Beitrag der drei Religionskulturen zur Gesellschaft in Deutschland gemeinsam zu ehren, für gescheitert. Es sei allerdings nicht vertretbar die bereits ausgesprochenen Ehrungen zurückzunehmen.
Das Kuratorium will den Vorfall als Gelegenheit nutzen, um Debatten anzustoßen. In der Erklärung des Kuratoriums heißt es: „Die Erkenntnis, dass für eine bestimmte Entscheidung die Zeit offenbar nicht reif war, schließt die Verpflichtung ein, an der Verwirklichung der Ziele festzuhalten.“
Indessen wird die Haltung Kardinal Lehmanns und Peter Steinackers kritisiert. Der Vorfall habe offenbart, wie wenig die Religionsvertreter im Grunde zum Dialog bereit seien. Kermani selbst nahm in einem Beitrag in der FAZ Stellung zu den Vorgängen und kritisierte dabei besonders die Haltung von Ministerpräsident Koch und der hessischen Staatskanzlei. Kermani selbst erfuhr die Aberkennung des Preises aus der Presse. Feuilleton
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