Die Bild-Zeitung

Islamfeindlichkeit ist eine Geisteshaltung

Bild am Sonntag veröffentlichte einen islamfeindlichen Artikel. Die üblichen Verdächtigen empörten sich. BILD und BAMS ruderten zurück. Das ist allerdings kein Grund für falsche Hoffnungen - Sanjay Patel kommentiert die Marschroute.

Von Dienstag, 29.07.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 12.04.2015, 17:44 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Nicolaus Fest, Vize-Chef der Bild am Sonntag (BAMS), erzeugte mit seinem Kommentar „Islam als Integrationshindernis“ einen „herrlichen Shitstorm“ auf Twitter und auch bei den üblichen Politikern, wie Volker Beck und Özcan Mutlu.

Der Grund der Empörung war die Meinung von Nicolaus Fest über den Islam:

Ich bin ein religionsfreundlicher Atheist. Ich glaube an keinen Gott, aber Christentum, Judentum oder Buddhismus stören mich auch nicht.

Nur der Islam stört mich immer mehr. Mich stört die weit überproportionale Kriminalität von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund. Mich stört die totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle.

Mich stören Zwangsheiraten, „Friedensrichter“, „Ehrenmorde“.

Und antisemitische Pogrome stören mich mehr, als halbwegs zivilisierte Worte hergeben.

Halt die übliche Aufregung, um die üblichen Verlautbarungen über den Islam aus dem Dunstkreis von Bild. Derartige Äußerungen und die Unterstützung von Typen, die sich verächtlich über den Islam äußern, besitzen eine jahrelange Tradition bei Bild. Zum Beispiel wähnte sich Bild als Kämpfer der Meinungsfreiheit in der Rolle, Klartext-Thilo gegen die Sprechverbote der dummen Parteipolitiker verteidigen zu müssen. Dagegen ist nichts einzuwenden, auch Typen wie Klartext-Thilo und Klartext-Nicolaus haben das Recht, ihre Meinung frei zu äußern.

Allerdings bleibt es bei Bild nicht nur beim Kampf für die Meinungsfreiheit. Vermutlich geht es Bild auch überhaupt nicht um dieses hehre Gut, sondern eher darum, ihre Sicht der Dinge als gesellschaftstauglich zu rehabilitieren, nachdem sich ein herrlicher Shitstorm über Sarrazin ergoss. Denn Bild schrieb:

Ich will mich nicht dafür entschuldigen müssen, ein Deutscher zu sein

und nennt solche Formulierungen hart und unbequem. Wer Derartiges in Deutschland sage, werde niedergemacht, ausgebuht, abgesägt!. Deswegen kämpfe Bild nun für die Meinungsfreiheit. Es dürfe auch bei solchen Sätzen keine Sprechverbote geben. Dass Migranten fickrig, faul und fromm seien, müsste diskutiert werden dürfen, erklärt Bild und hält der Parteipolitik von CDU bis Grünen ihre dummen Sätze vor, die wir nicht mehr hören können! [entnommen von Robin Meyer-Lucht, CARTA]. Zu den unbequemen Meinungen und Fakten gehören wie bei Klartext-Nicolaus die überproportionale Kriminalität der Ausländer, vor allem der Türken. Eine weitere unbequeme Meinung ist, dass sich Ausländer anpassen sollen. Dazu zitiert Bild Klartext-Thilo:

Es reicht aus, dass Muslime unsere Gesetze beachten, ihre Frauen nicht unterdrücken, Zwangsheiraten abschaffen, ihre Jugendlichen an Gewalttätigkeiten hindern und für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen. Darum geht es.

Im Umkehrschluss bedeutet das, Muslime – unintegriert wie sie sind – beachten unsere Gesetze nicht, unterdrücken Frauen, haben Zwangsheiraten, sind gewalttätig und liegen auf der sozialen Matte. Es sieht so aus, als ob Thilo Sarrazin die Klartext-Blaupause für die Meinungsschrift 2014 von Nicolaus Fest Meinungsschrift lieferte. Dem ist jedoch nicht so. Denn bereits 2008 äußerte sich Fest ähnlich wie heute, was hier nicht noch einmal wiederholt werden muss.

>Wie immer gab es bei derartigen BILD-Kampagnen die übliche Aufregung. Doch dieses mal ist etwas anders. Kai Diekmann distanzierte sich:

Marion Horn, Chefredakteurin der BAMS entschuldigte sich:

Anschließend veröffentlichte Bild eine „Klarstellung“ von Kai Diekmann. Nachdem Nicolaus Fest nichts anderes geschrieben hatte, was bereits jahrelang bei Bild zu lesen war und nachdem die üblichen Typen mit der üblich scharfen Kritik dagegen hielten, gab es von den obersten Stellen unerwarteterweise mäßigende Töne. Warum?

Der Meinungsartikel von Nicolaus Fest ist rassistischer Unsinn, wie die zahlreichen Bild-Artikel über den Islam, die Muslime und Türken in den Jahren zuvor. Doch dieses mal wurde der islamfeindliche Artikel in einem anderen Kontext geschrieben, nämlich im Kontext der Bild Kampagne “Nie wieder Antisemitismus” als Antwort auf die antisemitischen Entgleisungen muslimischer Pro-Gaza Demonstranten.

Der Zentralrat der Juden (ZdJ) ist ein Organ, das seine Stimme nicht nur bei Antisemitismus erhebt, sondern regelmäßig auch bei Islamfeindlichkeit. Vertreter des ZdJ haben ihre eigene Geschichte besser verinnerlicht und die richtigen Lehren daraus gezogen, als die Bild, die nicht nur den Hass auf Muslime, sondern auch auf Sinti und Roma Vorschub leistet. Einige Tage zuvor schrieb Kai Diekmann in seinem Kommentar „Niemals wieder!“:

Wir Journalisten bei Bild fühlen uns dem Schicksal Israels besonders verpflichtet! Das Land, der Staat, in dem sich vor fast 70 Jahren die jüdischen Überlebenden des Holocaust zusammengefunden haben.

Diese Verpflichtung, die uns unser Verleger Axel Springer mitgegeben hat, erfüllen wir aus voller Überzeugung und mit Leidenschaft.

Warum? Sehr einfach: Wer als Deutscher die Lehren und die Verantwortung aus dem Holocaust ernst nimmt, dessen Platz muss immer an der Seite Israels sein, wenn die Existenz des jüdischen Staates bedroht ist.

Bild fühlt sich den Sinti und Roma jedoch nicht weiter verpflichtet, obwohl diese Gruppe mit rund 500.000 Opfern die am zweitstärksten betroffene Gruppe waren. Als beispielsweise Ex-SPD Politiker Martin Korol sich ähnlich feindselig wie Sarrazin und Fest über Roma aus Bulgarien und Rumänien äußerte, kämpfte Bild für ihn. Bild hat im Gegensatz zum ZdJ nur gelernt, was man nicht über Juden sagen darf, aber dass man alles, was man über Juden sagte, nun über Muslime und Roma sagen darf.

Es kann nicht im Interesse der deutschen Juden und des ZdJ sein, dass Antisemitismus mit Islamfeindlichkeit begegnet wird. Es ist kaum vorstellbar, dass der ZdJ über diese Form von Solidarität erfreut ist. Denn die logische Konsequenz einer islamfeindlichen Haltung im Kampf gegen den Antisemitismus ist Antisemitismus. Das werden Kai Diekmann und Marion Horn wohl gewusst haben und wenn sie nicht von selbst darauf gekommen sind, wird ihnen das jemand gesteckt haben müssen. Bild konterkariert auf diese Weise seine eigene Anitsemitismus-Kampgane und fördert Judenhass, statt ihn zu bekämpfen. So kommt es dann wohl erstmalig zu einer Entschuldigung von Horn und einer Distanzierung und Klarstellung von Diekmann.

Das Verhältnis von Bild zu Muslimen und dem Islam wird sich dadurch ebenso wenig ändern wie zu Roma aus Südosteuropa. Vielleicht drückt sich Nicolaus Fest in Zukunft ähnlich wie Henryk Broder etwas geschickter aus und schreibt von einigen oder manchen Muslimen statt von den Muslimen. Das ist jedoch belanglos. Denn Islamfeindlichkeit ist eine Geisteshaltung, die Bild hat oder/und zu bedienen versucht und kein rhetorischer Kniff. Entscheidend für Bild ist weiterhin, die Politik über Meinungssteuerung der Bürger zu beeinflussen. Die islamfeindliche Marschroute steht seit Jahren und wird wohl auch noch eine Weile fortgesetzt werden. Aber wir haben nun die Bestätigung von Bild selbst, dass sie jahrelang inakzeptable Artikel über Muslime und den Islam veröffentlichten. Darauf können wir uns in Zukunft berufen. Leitartikel Meinung

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  1. Kritische Stimme sagt:

    Konflikte beginnen in meinen Augen nicht damit, dass man jemanden anderen „verletzt“. Sie beginnen damit, dass man dem Gegenüber seinen Willen aufzwingt. Vor allem entstehen sie dort, wo sich einzelne Gruppen um das Gemeinwohl nicht kümmern, sondern nur ihren eigenen Vorteil suchen. So entstehen Konflikte zwischen Minderheiten und Mehrheiten, zwischen Mehrheiten und Minderheiten, zwischen Religionsgruppen, Völkern, Ethnien, Parteien usw. bis hinein in die Familien. Antipathien entstehen v.a. dort, wo man sich nicht auf das einigen kann, was das „Gemeinwohl“ ist. „Gemeinwohl“ wird nämlich viel zu rasch mit dem eigenen Wohl verwechselt.
    Das gilt auch für die Demokratie, die von bestimmten politischen Kreisen gerne als eine Einrichtung ausschließlich für die Außenseiter, die Armen, Schwachen und Beladenen verstanden wird, der sich alle unterzuordnen haben, die anderer Ansicht sind. So etwas hat mit Demokratie im strengen Sinn nicht viel zu tun!

  2. Ute Fabel sagt:

    Hetze gegen Menschen (Muslime, Homosexuelle etc.) ist zu bekämpfen. Allerdings ist es völlig legitim auch klare Abneigungen gegen Standpunkte in Religionen publizistisch ausdrücken (Katholizismus, Islam). Dabei sind durchaus auch parodistische Verallgemeinerungen und Übertreibungen zu tolerieren, solange sie nicht in eine Verhetzung münden. Man denke nur an George Orwells treffende Darstellung des Kommunismus in „Farm der Tiere“. Auch Anhänger des Islams sollten sich daran gewöhnen mit pointierter Kritik konfrontiert zu werden und sollten sich nicht immer gleich unter dem Verweis auf „Islamophobie“ selbst bemitleiden und in eine reine Opferrolle flüchten. Sarah Wagenknecht muss auch mit Journalisten Paroli bieten, die der Linkspartei negativ bis feindlich eingestellt sind und kann sich nicht mit dem Vorwurf der „Marxismusphobie“ einfach aus der Affäre ziehen.

  3. Lynx sagt:

    Und was ist mit Konvertiten deutscher Abstammung zum Islam, die auf staatliche Unterstützung (Hartz-IV) angewiesen sind? Müssen diese sich so weit re-assimilieren, daß sie nicht mehr als Muslime erkennbar sind, um eher eine Arbeit zu bekommen, oder dürfen sie ihre neue Religion frei ausüben und ihre muslimische Persönlichkeit entfalten?
    Wie bereits festgestellt, werden ähnliche tragische Vorfälle „Ehrenmord“ genannt, wenn es sich bei den Beteiligten um Personen mit muslimischem Hintergrund handelt, und „Familiendrama“, wenn es sich um Nichtmuslime handelt. Das ist die Sprachregelung der deutschen Mainstream-Medien.

  4. Saadiya sagt:

    @ Ute Fabel: „Hetze gegen Menschen (Muslime, Homosexuelle etc.) ist zu bekämpfen. Allerdings ist es völlig legitim auch klare Abneigungen gegen Standpunkte in Religionen publizistisch ausdrücken (Katholizismus, Islam). Dabei sind durchaus auch parodistische Verallgemeinerungen und Übertreibungen zu tolerieren, solange sie nicht in eine Verhetzung münden. “

    Das sehe ich auch so. Es ist legetim, sich kritisch gegenüber Standpunkten der Religionen zu äußern. Ideal ist es, wenn man zwischen den Standpunkten von Religionen im Allgemeinen und den Standpunkten von einzelnen Individuen oder Gruppen innerhalb dieser Religionen unterscheiden kann. Ich teile Ihre Meinung der Unterscheidung von Hetze und Kritik oder humoristischer Übertreibung voll und ganz.

  5. Gero sagt:

    @lynx: ähnliche tragische Vorfälle „Ehrenmord“ genannt, wenn es sich bei den Beteiligten um Personen mit muslimischem Hintergrund handelt, und „Familiendrama“, wenn es sich um Nichtmuslime handelt
    __________

    Ein Familiendrama hat i.d.R. nichts mit „Ehre“ zu tun. Und beim „Ehrenmord“ ist nicht die Zugehörigkeit zu einer Religion das Kriterium, sondern die Motivation zu diesem Mord.

    Er wird hauptsächlich von männlichen Familienangehörigen, oft in Absprache miteinander, an einem weiblichen Familienmitglied, welches sich nicht den „Ehrvorstellungen“ der übrigen Familienmitglieder fügen möchte, ausgeübt. Und zwar deshalb, weil nach überkommenen, archaischen Vorstellungen gerade Mädchen die „Träger der Ehre“ der Familie sind.

    Ich hätte gerade Sie, Lynx, für intelligenter gehalten. Das billige Spiel „Familendrama/Ehrenmord“ ist nun oft genug gespielt worden. Es ist an der Zeit, dass Gesellschaften, bei denen der „Ehrbegriff“ eine solche, manchmal tödliche Rolle spielt, sich damit auseinandersetzen.

  6. Mika sagt:

    Lieber Gero,

    Sie sollten mal die gängigen Medien insbesondere die Zeitung mit den vier Buchstaben genauer unter die Lupe nehmen. Über den Begriff Ehrenmord brauchen wir uns nicht zu unterhalten und darum geht es hier auch nicht. Dass aber Familiendramen (Ehemann tötet Ehefrau und Kinder) bei Deutschen als Familiendramen tituliert werden, jedoch bei Ausländern als Ehrenmorde, ist gängige Praxis. Und nur darum geht es. Hier wird Stigmatisierung betrieben, und das ist etwas, was ich anprangere!

  7. Saadiya sagt:

    @ Gero: „Er wird hauptsächlich von männlichen Familienangehörigen, oft in Absprache miteinander, an einem weiblichen Familienmitglied, welches sich nicht den “Ehrvorstellungen” der übrigen Familienmitglieder fügen möchte, ausgeübt. Und zwar deshalb, weil nach überkommenen, archaischen Vorstellungen gerade Mädchen die “Träger der Ehre” der Familie sind.“

    Warum sind dann in der Türkei mehrheitlich Männer Opfer solcher Ehrenmorde???? Rechtlich gibt es in Deutschland keine Unterscheidung zwischen einem Mord im Rahmen eines „Familiendramas“ oder einem „Ehrenmord“. Warum diese Unterscheidung medial hochgehalten wird, dient letztlich nur einem Zweck: Migranten als uns nicht „gleichwertig/gleichgestellt“ darzustellen. Deutsche Straftäter mordeten „nur“ der „Familie“ wegen, aber türkische Straftäter mordeten der „Ehre“ wegen. Und das ist ja nun mal was gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz anderes, oder???? Für mich geschahen beide Taten aus niederen Beweggründen.

  8. Gero sagt:

    @ Mika und @Saadya: Ich blebe meinem statement oben zum Thema Ehrenmord. Und ich betone es noch einmal:

    Es ist an der Zeit, dass Gesellschaften, bei denen der “Ehrbegriff” eine solche, manchmal tödliche Rolle spielt, sich damit auseinandersetzen.

    Es täte auch Ihnen beiden gut, sich mal mit dem Unterschied „Ehre“ als Mordmotiv und ein beliebiges anderes Mordmotiv zu befassen. Ja, vereinzelt sind auch Männer Opfer dieser Ehr-Ideologie aus Familien mit derart überkommenem Ehrbegriffen; Begriffe, die es erforderlich erscheinen lassen, die „Ehre wieder herzustelllen“ – indem man die Person, die angeblich die Familienehre durch den Schmutz gezogen hat, meint, töten zu müssen.

    Die Kritik hierbei hat so gar nichts damit zu tun, „Migranten als nicht “gleichwertig/gleichgestellt” darzustellen. Es geht um das Leben derer, die ein selbstbesrtimmtes Leben führen möchten und diesen Wunsch mit ihrem Leben bezahlen müssen.

    Es ist diese Art von empörter Zurückweisung (oh, da hat es wieder mal einer gewagt, „uns“ zu kritisieren – der muss ganz schnell mundtot gemacht werden!) , die aus Ihren beiden posts spricht, es ist die unheilvolle Tendenz vieler Familien mit derartig rückständigem Familenbild, so dass sie meinen, ihre volljährigen Familienmitglieder weiterhin kontrollieren zu müssen, und die damit immer wieder zu solchen „Familendramen“ führen, Familiendramen, die solch‘ lächerliche Ursachen haben wie z.B. die „Familienehre“.

  9. James K sagt:

    @Mika
    @Saadiya

    Ein Ehrenmord ist ein Mord der aus sehr niedrigen Beweggründen passiert, wie zum Beispiel, dass die Tochter sich westlich kleidet, einen westlichen Freund hat, Sex vor der Ehe hatte, schwanger wurde oder grundsätzlich einen westlichen Lebensstil pflegte. Das hat nichts mit Familiendrama zu tun. Sondern mit einem falschen Ehrbegriff.

    Man sollte die Menschen in Deutschland nicht für so dumm halten, da kein Unterschied erkennen zu können.

    Wer sich hier als Opfer deutscher Medien stilisiert, hat eine Mitschuld für zukünftige Ehrenmorde, da auf die Art und Weise jede Diskussion und Problemlösung von vornherein zunichte gemacht wird! Will man uns damit indirekt sagen fehlerlos und perfekt zu sein oder findet man Ehrenmorde einfach nur toll?

  10. Saadiya sagt:

    @Gero “ Es ist an der Zeit, dass Gesellschaften, bei denen der “Ehrbegriff” eine solche, manchmal tödliche Rolle spielt, sich damit auseinandersetzen.“

    Da haben Sie Recht, aber wie häufig kommen denn Ehrenmorde in solchen Gesellschaften vor? Sind sie quasi Standard oder ähnliche häufige Taten wie beispielsweise „Familiendramen“? Ich möchte mich hier nicht missverstanden wissen: Wie ich schon im vorhergehenden post betonte, beide Taten sind ein Mord aus niedereren Beweggründen und keines der beiden ist zu verharmlosen. Darum unterscheidet sie die deutsche Rechtssprechung ja auch nicht von einem Mord aus anderen Motiven.

    „Ja, vereinzelt sind auch Männer Opfer dieser Ehr-Ideologie….“ In der Türkei sind Männer NICHT vereinzelt Opfer dieser Ehrvorstellungen, sondern überwiegend! Ihre Zahl ist deutlich höher, als die ermorderter Frauen. Es geht hier nicht um eine Zurückweisung von Kritik, sondern nur um eine inhaltliche Korrektur. Natürlich gibt es Ehrenmorde, aber es gibt auch „deutsche“ Familiendramen, bei dem ein Ex-Ehemann zum Mord greift, als ein Mittel zu verhindern, dass die Partnerin eigene Wege geht. Kurzum, Morde existieren in verschiedenen Kulturen, auch in der deutschen. Der einzige Unterschied, der oft besteht ist, dass bei einem Ehrenmorde der Täter auch ein anderer Familienangehöriger sein kann, und nicht nur der Ex-Ehemann oder Ex-Partner.