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Fahrzeug der US-Einwanderungsbehörde ICE © Jacek Boczarski/AFP

Angst vor Abschiebung

Trump beschimpft Migranten als Müll

Migrantische Communitys in den USA leben derzeit in Angst vor Festnahmen, Abschiebungen und dem Verschwinden von Angehörigen. Zahlen zeigen, wie stark Trumps Migrationspolitik das Leben vieler Menschen unter Druck setzt. Zuletzt hetzte er gezielt gegen Somalier.

Mittwoch, 03.12.2025, 10:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 03.12.2025, 10:14 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Ein paar SUVs stehen unauffällig auf dem Parkplatz eines Fastfood-Restaurants in der Nähe von Washington. Erst wenn die Türen aufgehen, wird sichtbar, wer darin sitzt: bewaffnete Männer in Kampfanzügen und schusssicheren Westen, manche mit Masken. Sie sind von der US-Einwanderungsbehörde „Immigration and Customs Enforcement“ (ICE). Sie fahren durch die Straßen von Hyattsville, Riverdale Park und anderen Vororten der US-amerikanischen Hauptstadt, in denen sich seit vielen Jahren Migranten aus Mexiko und Mittelamerika ein neues Leben aufgebaut haben.

Doch sicher fühlen kann sich hier niemand mehr. Wenn die ICE-Beamten jemanden festnehmen, legen sie ihm Handschellen an, setzen ihn in den SUV und bringen ihn mutmaßlich in eins der Abschiebegefängnisse.

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Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums sind seit Donald Trumps zweiten Amtsantritt im Januar 2025 mehr als eine halbe Million Menschen abgeschoben worden. 1,6 Millionen Menschen seien „freiwillig“ ausgereist. Das sei „erst der Anfang“, sagte eine Ministeriumssprecherin. Die ICE-Behörde, die dem Heimatschutzministerium unterstellt ist, sucht derzeit mit einer Kampagne nach neuen Mitarbeitenden. Es lockt ein Bonus in Höhe von bis zu 50.000 Dollar.

60.000 Migranten im September in Gefängnissen untergebracht

Wer in der Region Washington von der ICE festgesetzt wird, wird häufig in das 250 Kilometer entfernte Abschiebegefängnis Farmville im Bundesstaat Virginia gebracht, eine Einrichtung eines privaten Gefängnisunternehmens für mehr als 700 Männer. Nach Angaben des Dateninstituts Transactional Records Access Clearinghouse an der Syracuse-Universität in New York waren Stand Mitte November rund 65.000 Migranten in ICE-Gefängnissen inhaftiert, gut drei Viertel haben demnach keine Vorstrafen. Angehörige können auf der Internetseite der Behörde herausfinden, wo sich Festgenommene befinden.

Auf der Fundraising-Internetseite GoFundMe.com werden Spendenaufrufe gepostet. Einer bittet um Geld für die Familie eines jungen Mannes namens Jackson, der im Oktober in einem Laden für Autoteile festgenommen worden sei. Jacksons Ehefrau, eine US-Bürgerin, und die beiden Kinder, fünf Jahre und 16 Monate alt, seien nun ohne Einkommen. Die Ehefrau könne aus gesundheitlichen Gründen nicht außerhalb des Hauses arbeiten.

Angehörige bitten um Spenden

In einem Aufruf bittet eine Tochter um Spenden für ihren Vater, einen Bolivianer, der auf dem Weg zu Reparaturarbeiten in einer Schule in Washington gestoppt worden sei. Er sei in ein Abschiebegefängnis gebracht und unter Druck gesetzt worden, Dokumente zu unterzeichnen. Die Familie rechne mit Anwaltskosten von 10.000 Dollar.

Etwa 52 Millionen der 343 Millionen Menschen in den USA sind Immigranten. Etwa die Hälfte davon ist laut Berechnung des Pew Research Center US-Staatsbürger. Die andere Hälfte hat eine zeitweilige oder permanente Aufenthaltsgenehmigung oder ist gänzlich ohne Aufenthaltsgenehmigung. Nach Schätzung des Think-Tanks Migration Policy Institute haben rund zwölf Millionen Menschen in den USA keine Papiere.

Umfrage: Ein Fünftel weiß von Festnahmen

Die Tageszeitung „New York Times“ und die Stiftung Kaiser Family Foundation haben jüngst eine Untersuchung über das Leben von Einwanderern veröffentlicht. 22 Prozent der Immigranten hätten erklärt, sie kennen jemanden, der festgenommen oder abgeschoben worden ist. 41 Prozent machten sich Sorgen, sie selbst oder Angehörige könnten festgenommen oder abgeschoben werden.

20 Prozent der befragten Migranten gaben an, sie seien schon einmal der Polizei aus dem Weg gegangen, vorsichtig gewesen bei der Jobsuche und beim Reisen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Bei der Untersuchung wurden 1.805 Migranten befragt. Für die Befragung hätten mehr als 200.000 Adressen und Telefonnummern kontaktiert werden müssen, um gesprächsbereite Einwanderer zu finden.

Trump beschimpft Menschen aus Somalia als Müll

Wie weit Trump inzwischen geht und dabei verbal aufrüstet, zeigte sich zuletzt am Ende einer Kabinettssitzung. Er bezeichnete Somalia als miserables Land und Somalier als Müll. „Ich will sie nicht in unserem Land haben. Ich bin ehrlich. Manche sagen vielleicht: ‚Oh, das ist politisch nicht korrekt.‘ Das ist mir egal. Ich will sie nicht in unserem Land haben“, sagte Trump. Die USA könnten den einen oder den anderen Weg einschlagen, „und wir werden den falschen Weg einschlagen, wenn wir weiterhin Müll in unser Land lassen“.

Vergangene Woche hatte Trump bereits behauptet, Flüchtlinge seien heute der Hauptgrund für gesellschaftliche Probleme in den USA – und führte dann den Bundesstaat Minnesota als Beispiel an, der „von Hunderttausenden Flüchtlingen aus Somalia übernommen“ worden sei. Am Dienstag beschimpfte Trump ausdrücklich auch die somalischstämmige demokratische Kongressabgeordnete Ilhan Omar aus Minnesota. „Ilhan Omar ist Müll. Ihre Freunde sind Müll“, wütete er.

Der somalischstämmige Lokalpolitiker Jamal Osman aus Minnesota erklärte bei einer Pressekonferenz, wegen Trumps Rhetorik hätten viele Familien Angst. Der Präsident sei rassistisch und islamophob, sagte Osman, betonte aber, man werde sich „davon nicht spalten lassen“.

Beweise bleibt der Präsident schuldig

Trump stellt Migranten immer wieder pauschal als gefährliche Kriminelle dar und beleidigt sie rassistisch. Er nutzt dazu auch entmenschlichende Sprache und sagte etwa, sie würden das „Blut unseres Landes vergiften“. Seine jüngsten Attacken gegen Somalier wurden auch in der amerikanischen Presse als ungewöhnlich ausfallend gewertet. Beweise für seine Thesen blieb Trump auch diesmal schuldig.

In Minnesota leben nach Medienberichten über 60.000 Menschen aus Somalia, die meisten legal. Es ist die größte Gemeinschaft von Somaliern in den USA. Nach Angaben des Nachrichtenportals „Axios“ lag ihr Bevölkerungsanteil 2023 in dem Bundesstaat bei 1,05 Prozent. (epd/dpa/mig) Aktuell Ausland

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