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Das Seenotrettungsschiff SOS Humanity 1 (Archvi) © Leon Salner

SOS „Humanity 2“

Neues Rettungsschiff soll Geflüchtete vor Tunesien retten

Die Seenotrettungsorganisation SOS Humanity bringt ein weiteres Schiff in den Einsatz. Es soll Geflüchtete vor Tunesien retten. Das Gebiet sei eines der gefährlichsten im Mittelmeer, sagt Geschäftsführer Rummenhohl. Er kritisiert die EU für ihre Zusammenarbeit mit Tunesien.

Dienstag, 16.09.2025, 12:50 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 16.09.2025, 12:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Mittelmeer wird im kommendem Jahr ein weiteres Rettungsschiff Geflüchteten in Seenot zur Hilfe kommen. Wie die Seenotrettungsorganisation SOS Humanity am Dienstag mitteilte, soll die „Humanity 2“, ein 24 Meter langes Segelschiff, ab Mitte 2026 vor der Küste Tunesiens eingesetzt werden. So könne eine „lebensgefährliche Lücke“ bei der Seenotrettung geschlossen werden.

„Das Seegebiet dort ist eines der gefährlichsten im Mittelmeer“, sagte der Geschäftsführer von SOS Humanity, Till Rummenhohl, dem Evangelischen Pressedienst. „Es gibt dort keine Luftaufklärung und in Tunesien einen Bann von Satellitentelefonen.“ Deswegen verschwänden Boote einfach: „Die Menschen haben keine Möglichkeit, Notrufe abzusetzen, geschweige denn aus der Luft entdeckt zu werden.“

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Die „Humanity 2“ werde aktuell erworben, solle im Winter umgebaut werden und im kommenden Jahr einsatzfähig sein, hieß es. Demnach ist auf dem Segelschiff Platz für mehr als 100 Menschen. Laut Rummenhohl sollen auch Missstände und Brüche des Völkerrechts durch die tunesische Küstenwache dokumentiert werden. Man habe sich bewusst für ein Segelschiff entschieden, das lange im Einsatz bleiben könne, weil es nicht auftanken muss. SOS Humanity betreibt bisher ein Rettungsschiff für Einsätze auf dem Mittelmeer, die „Humanity 1“, das vor allem vor der libyschen Küste im Einsatz ist.

EU-Abkommen zwingt Menschen auf gefährliche Wege

Wie Libyen gilt auch Tunesien als wichtiges Transitland für Geflüchtete und Migranten aus Afrika, die nach Europa wollen. Zwar sind seit einem sogenannten „EU-Migrationsabkommen“ im Sommer 2023 die Ankünfte aus Tunesien in Italien massiv zurückgegangen. Doch es gibt keine verlässlichen Zahlen, wie viele Menschen den Weg angetreten sind oder von der Küstenwache des nordafrikanischen Landes abgefangen und zurückgebracht wurden.

„Viele Menschen auf der Flucht fahren auch im Westen Libyens ab und nehmen dann den gefährlichen Weg gen Norden entlang der tunesischen Küste, um einem Abfangen durch die sogenannte libysche Küstenwache zu entgehen“, sagte Rummenhohl. Auch sie gerieten dann in tunesischen Gewässern in Seenot. Davon erfahre die Öffentlichkeit oft erst, wenn es Schreckensnachrichten von gesunkenen Booten oder angeschwemmten Leichen gebe.

Kritik an Zusammenarbeit der EU mit Tunesien

Rummenhohl kritisierte die Zusammenarbeit der EU mit Tunesien bei der Migrationsabwehr. Die tunesische Küstenwache sei in den vergangenen Jahren mit europäischen Geldern aufgerüstet worden, kritisiert er. Diese fange die Menschen „gewaltsam auf See ab“ und zwinge sie zurück ins Land. Auch die deutsche Bundespolizei bilde mit der tunesischen Küstenwache einen Akteur aus, „der täglich Menschenrechtsverletzungen auf See begeht“, sagte Rummenhohl.

Die EU schloss im Sommer 2023 ein Migrationsabkommen mit Tunesien. In diesem Rahmen unterstützt sie unter anderem die tunesische Küstenwache mit Ausstattung und Weiterbildung. Auch in Tunesien selbst hat sich die Lage für Geflüchtete und Migranten zuletzt deutlich verschärft. Laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen werden immer wieder Personen von den tunesischen Behörden an der libyschen Grenze in der Wüste ausgesetzt. (epd/mig) Aktuell Panorama

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