
Kopftuchverbot unter 14 Jahren in Schulen geplant
Die österreichische Regierung sieht es als Maßnahme gegen Unterdrückung: Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Die Islamische Glaubensgemeinschaft spricht von Ausgrenzung und warnt vor Stigmatisierung. Kann das Verbot diesmal vor dem Verfassungsgericht standhalten?
Donnerstag, 11.09.2025, 11:36 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11.09.2025, 11:37 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
In Österreichs Schulen sollen Mädchen unter 14 Jahren künftig kein Kopftuch tragen dürfen. Die Regierung aus konservativer ÖVP, sozialdemokratischer SPÖ und den liberalen Neos stellte einen entsprechenden Gesetzentwurf vor.
«Das Kinderkopftuch schränkt die Sichtbarkeit und Freiheit von Mädchen ein, damit ist es ganz klar ein Zeichen von Unterdrückung», argumentierte Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) laut einem Bericht der Nachrichtenagentur APA.
Bei Verstößen gegen das Verbot sind demnach abgestufte Schritte vorgesehen. Zunächst soll die Schuldirektion mit der betroffenen Schülerin sprechen und ihre Eltern informieren. Sollte das nichts nützen, wird die Bildungsbehörde eingeschaltet. Als äußerste Maßnahme drohen Geldbußen zwischen 200 und 1.000 Euro, oder eine Ersatzfreiheitsstrafe.
Früheres Verbot vom Verfassungsgericht aufgehoben
Das Gesetz muss noch im Parlament beschlossen werden. Wie es danach vom Verfassungsgerichtshof beurteilt wird, ist noch unklar. Denn das Gericht hatte ein früheres Kopftuchverbot an Grundschulen im Jahr 2020 aufgehoben.
Die Richter argumentierten, dass die Regelung nur auf muslimische Mädchen abziele und nicht auf alle religiösen Kopfbedeckungen, wie sie etwa auch von Jungen in anderen Religionen getragen werden. Das Verbot könnte muslimischen Mädchen den Zugang zur Bildung zu erschweren und sie ausgrenzen, hieß es.
Muslimische Gemeinschaft warnt vor Stigmatisierung
Mit Blick auf diese Bedenken hat die Regierung diesmal Begleitmaßnahmen zur Stärkung von Mädchen geplant. Außerdem sollen Eltern, Lehrer, Schüler und die muslimische Gemeinschaft aktiv eingebunden werden, um Bewusstsein für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung zu schaffen, wie die APA berichtete.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich kritisierte die Regierungspläne als «Symbolpolitik» und verwies auf das frühere Verfassungs-Urteil. «Ein erneuter Anlauf schwächt das Vertrauen in den Rechtsstaat und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Anstatt Kinder zu stärken, werden sie stigmatisiert und ausgegrenzt». Aktuell Ausland
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Dobrindt setzt auf Abschiebung Wenige Syrer kehren zurück – Kein Strom, keine Schule
- Leitlinien für Brandenburg Was tun, wenn der Lehrer AfD-Mitglied ist?
- Rote Linie Die AfD muss verboten werden
- Expertin warnt vor Ausgrenzung Debatte nach Friedland: Paradebeispiel für „Othering“
- Schammann im Gespräch Migrationsforscher: Rückgang der Asylzahlen kein…
- Strapazen und Angst Ausreise mit Hindernissen: Eine Afghanin berichtet