
Rassismus-Vorwurf
Rücktrittsforderung gegen Bürgermeister nach Ausraster gegen türkische Familie
„Wir sind hier in Deutschland … wenn’s euch nicht passt, geht zurück“. Das soll der Vöhringer Bürgermeister einer Familie mit türkischen Wurzeln gesagt haben. Als der Vorfall öffentlich wird, steht er unter Druck. Zu Rücktrittsforderungen schweigt er.
Sonntag, 20.07.2025, 10:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.07.2025, 20:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach Rassismusvorwürfen will sich der Bürgermeister der Gemeinde Vöhringen (Landkreis Rottweil), Stefan Hammer, zunächst nicht mehr äußern. Zuvor waren Rücktrittsforderungen gegen ihn laut geworden, weil er eine türkischstämmige Unternehmerfamilie rassistisch beleidigt haben soll. Ein Familienmitglied machte den Vorfall öffentlich, wie der „Schwarzwälder Bote“ berichtete.
Demnach soll der Bürgermeister Anfang Juli im Streit um einen Parkplatz über den Hof eines Autoparks gestürmt sein und zur Besitzerfamilie gesagt haben: „Wir sind hier in Deutschland – hier gibt’s Gesetze, an die sich auch ihr zu halten habt“, „wenn’s euch nicht passt, geht zurück“, „ihr wollt ein Grundstück kaufen? Kauft doch eins in der Türkei“. Eine Kamera soll den Vorfall aufgezeichnet haben.
Entschuldigung
In einer Stellungnahme hatte sich der CDU-Politiker am 14. Juli öffentlich für sein Verhalten entschuldigt. Sein Verhalten nannte er eine „emotionale Entgleisung“. „Meine im Affekt verwendete Wortwahl könnte im gegebenen Kontext als rassistisch gewertet werden“, so Hammer. Seine Aussagen würden aber nicht seine persönliche Haltung widerspiegeln. Mit der Familie habe es nach dem Vorfall ein Gespräch in respektvollem Ton gegeben.
Für die Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg steht der Rücktritt des Bürgermeisters außer Frage. Sie warf ihm einen tief sitzenden Rassismus vor und forderte ihn auf, sein Amt niederzulegen. Hammer wollte sich zu den Rücktrittsforderungen auf Anfrage nicht äußern. Er bitte um Verständnis, dass er über seine bisherige Stellungnahme hinaus zum derzeitigen Zeitpunkt keine Erklärung abgeben werde, hieß es aus seinem Vorzimmer.
Gemeinderat distanziert sich
Der Gemeinderat von Vöhringen distanzierte sich in einer gemeinsamen Stellungnahme im „Schwarzwälder Boten“ von den Aussagen des Bürgermeisters und stellte klar: „Diskriminierung, Ausgrenzung und ehrverletzende Aussagen haben in unserer Gemeinde keinen Platz – ganz gleich, von wem sie geäußert werden.“
Ein Mitglied des Gemeinderats sagte, dass über das weitere Vorgehen in dem Fall noch beraten werde. Einen Termin dafür gebe es noch nicht.
Stefan Hammer ist seit 2007 Bürgermeister von Vöhringen, wurde zuletzt 2022 mit fast 75 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Vöhringen hat etwa 4.500 Einwohner. (dpa/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Deutschland soll helfen Überfordert: Griechenland setzt Asylverfahren aus
- Rassismus-Vorwurf Rücktrittsforderung gegen Bürgermeister nach…
- Verfassungsschutzbericht In MeckPomm ist es „schick, rechtsextrem zu sein“
- 40 Jahre „Live Aid“ Meilenstein der Popgeschichte prägt…
- Niels Espenhorst im Gespräch Paritätischer: Brauchen keine neuen Sprachtests für…
- „Anschläge ohne Ende“ Publizist Friedman kritisiert „Nie Wieder!“ als Plattitüde