
Sachsen
Dutzende Suizidversuche und drei Suizide Geflüchteter in 2024
Wenn Politiker über Geflüchtete reden, dann geht es oft um Belastung. Wie verzweifelt die Betroffenen selbst sind, geht aus einer Vorlage des sächsischen Innenministeriums hervor. Danach gab es allein im vergangenen Jahr 32 Suizidversuche – darunter auch von Kindern.
Montag, 12.05.2025, 11:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 12.05.2025, 12:15 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die sächsischen Behörden haben im vergangenen Jahr 32 Suizidversuche und drei Selbsttötungen von Flüchtlingen erfasst. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des Abgeordneten Nam Duy Nguyen (Linke) hervor. Er vertritt die Bereiche Asyl- und Migrationspolitik in der Linksfraktion des Sächsischen Landtages.
„Die Debatte über Asyl und Migration ist aufgeheizt, oft pauschal und abstrakt. Auch die bedrückenden Zahlen zu Suizidversuchen und Suiziden zeigen aber: Es geht immer um Menschen und ihre Schicksale“, erläuterte der Parlamentarier. Es mache besonders betroffen, dass auch Minderjährige Suizidversuche unternommen hätten.
„Migration ist oft verknüpft mit schlimmen Gewalterfahrungen, psychischen Erkrankungen, mit Angst und Verzweiflung. Suizidversuche sind wohl nicht damit zu erklären, dass der Verlust von ein paar hundert Euro Sozialleistung droht – diese Zahlungen werden in der medialen Debatte zu Unrecht als Grund für Fluchtbewegungen hingestellt“, betonte Nam Duy Nguyen.
Auch drohende Abschiebung wird als Gewalt empfunden
„Wer vor der Abschiebung steht und sich selbst verletzt, befürchtet womöglich im Zielland weitaus Schlimmeres: Der Tod erscheint dann weniger arg als das, was dort drohen kann“, sagte der Abgeordnete. Das sollten alle im Blick behalten, die sich zum Thema Migration äußern. Auch der drohende Rauswurf sei für die Betroffenen ein Gewalterlebnis.
Ein 34 Jahre alter Syrer hatte sich im Mai 2024 in Leipzig selbst getötet. Er war in einer Wohnung untergebracht. Zwei weitere Todesfälle betrafen junge Männer aus Afghanistan – 24 und 25 Jahre alt – die in Gemeinschaftsunterkünften lebten. Laut Innenministerium liegen gesicherte Erkenntnisse zu Motiven und Hintergründen nicht vor.
Linke-Politiker verlangt Erhalt psychosozialer Hilfsangebote
Vier abgelehnte Asylbewerber, unternahmen Suizidversuche in der Abschiebehaft in Dresden, drei von ihnen sogar zweimal. In einer Einrichtung für minderjährige Geflüchtete in Leipzig versuchten ein 16- und ein 17-Jähriger, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Der Linke-Politiker appellierte an die sächsische Regierung, psychosoziale Hilfsangebote für Geflüchtete nicht wie geplant zu kürzen. „Suizidversuche zeigen, wie nötig professionelle Hilfe auch für geflüchtete Menschen ist. Die entsprechenden Organisationen müssen Zugang zu den Einrichtungen bekommen.“ (dpa/mig) Leitartikel Panorama
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